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"Mehr als eine Auszeichnung": Sextett feiert Einzug in die Hall of Fame

kicker

In den Karrieren der sechs Sportlerinnen und Sportler, die am Mittwochabend in Frankfurt in die Hall of Fame aufgenommen wurden, ging es hoch hinaus. Und so durften zumindest vier von ihnen auch am Mittwochabend bei der Aufnahmefeier ganz nach oben. In der 48. Etage des Tower 185 nahmen Kathrin Boron, Britta Heinemann, Maria Riesch und Philipp Lahm auf knapp 185 Metern über den Dächern der Stadt die Auszeichnung von Elisabeth Schlammerl, Vizepräsidentin des Verbands deutscher Sportjournalisten, und Max Hartung, Vorstandssprecher der Sporthilfe entgegen.

"Ein Zeichen für die Anerkennung einer Lebensleistung"

Wobei das Wort Auszeichnung eigentlich zu klein gegriffen ist, wie Theresa Schopper (Grüne), Vorsitzende der Sportministerkonferenz, in ihrer Laudatio betonte. "Die Aufnahme in die Hall of Fame ist mehr als eine Auszeichnung. Sie ist ein Zeichen für die Anerkennung einer Lebensleistung, die weit über den Wettkampf hinaus reicht." Die geehrten Sportler einen nicht nur große Erfolge, sondern auch ihr Engagement rund um den Sport.

Wie zum Beispiel Greta Blunck, die die Veranstaltung krankheitsbedingt verpasste. Die 87-jährige Hockey-Pionierin gewann mit ihrem Harvestehuder THC aus Hamburg neunmal die deutsche Meisterschaft und einmal den Europapokal der Landesmeister. Anschließend wurde sie zur ersten Frau mit einer A-Trainerlizenz im Hockey, führte die Nationalmannschaft 1979 zu WM-Silber. Darüber hinaus gründete sie unter anderem 1991 die "Hockies", eine Gruppe geistig behinderter Sportler, die sie bis ins hohe Alter betreute. Wegbegleiter Andreas Arntzen nahm ihre Urkunde stellvertretend entgegen und las einen Brief vor, in dem sich Brunck bedankte.

Nowitzki grüßt aus den USA

Der zweite Sportler, der selbst nicht an dem besonderen Moment teilhaben konnte, war Dirk Nowitzki. Der NBA-MVP von 2007 und Champion von 2011 mit den Dallas Mavericks wurde von seiner Schwester Silke Mayer-Nowitzki vertreten, da er selbst für seinen TV-Job in Amerika gebunden war. Doch auch die Basketball-Ikone, die sich schon seit aktiven Zeiten mit seiner Stiftung für Kinder und Jugendliche einsetzt, fand einen Weg, persönliche Worte an die Runde zu richten.

Per Videobotschaft bedankte er sich und richtete einen Glückwunsch an seine ebenfalls aufgenommenen Kollegen. "Die Hall of Fame des deutschen Sports ist etwas Einzigartiges. Sie zeigt die Vielfalt des Sports und ehrt Persönlichkeiten, die mit Leistung, Haltung und Leidenschaft Vorbild sind", erklärte Nowitzki, der auf seine jungen Jahre zurückblickte, in denen ihm die Sporthilfe "Türen öffnete, für die ich bis heute dankbar bin". Und - anders als bei seinem Jersey Retirement in Dallas - dachte er diesmal in seiner Rede auch an seine Schwester. "Damals war ich noch Stunden danach sauer", sagte Mayer-Nowitzki und sorgte für einen der vielen Lacher an dem Abend.

„Die sportliche Anerkennung ist natürlich toll. Aber vor allem ist es schön, dass gesehen wird, dass man Werte vertritt.“ (Philipp Lahm)

So wie Nowitzki schon zuvor in die Basketball Hall of Fame gewählt worden war, ist Lahm bereits Teil der Hall of Fame des deutschen Fußballs gewesen. Doch die Auszeichnung über die eigene Sportart hinaus sei noch einmal etwas Besonderes, erklärte der Weltmeister von 2014. "Die sportliche Anerkennung ist natürlich toll. Aber vor allem ist es schön, dass gesehen wird, dass man Werte vertritt", sagte Lahm.

Diese Ehre wurde mit Boron, Heinemann und Riesch auch drei Frauen zuteil, die in ihrer Sportart jeweils eine Ära prägten. Mit insgesamt 18 Medaillen bei Olympischen Spielen ist Boron die erfolgreichste deutsche Ruderin. Sie gewann bei vier Olympischen Spielen die Goldmedaille - und tat das 2004 nach einer Babypause. Ein Comeback, für das es bis dahin im Rudersport kein Vorbild gab. 21 Jahre nach ihrem vierten und wohl größten Triumph begleitete ihre Tochter sie zur Feier.

Geehrte kennen sich: "Das macht es umso schöner"

Mit Comebacks kennt sich auch Riesch aus. Trotz zweier Kreuzbandrisse zu Beginn ihrer Karriere gewann sie unter anderem dreimal Olympia-Gold, zweimal Gold bei den alpinen Ski-Weltmeisterschaften und sicherte sich zudem den Gesamt-Weltcup - und nun die Aufnahme in die Hall of Fame. "Über so eine Auszeichnung kann man sich nur freuen", sagte Riesch. "Wir kennen uns schon eine Weile", blickte sie auf Boron, Heidemann und Lahm. "Und wenn Leute an so einem Abend mit dabei sind, mit denen man sich wohlfühlt, die man schon so lange kennt, dann ist das noch mal umso schöner."

Ein Gefühl, das Heidemann nur bestätigen konnte. Die Degenfechterin wurde im Jahr 2009 die erste in ihrer Sportart, die sich das sogenannte "Golden-Triple" sicherte. Zeitgleich war sie Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin. Ihr Olympia-Gold sicherte sie sich ausgerechnet in China, dem Land, dessen Sprache sie mit 13 begann zu lernen und fließend spricht. Seit jeher engagiert sie sich unter anderem für ein besseres Kulturverständnis zwischen China und Deutschland. Zudem war sie von 2016 bis 2024 Mitglied der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees.

Ausnahmsweise sechs Neuzugänge

Dass überhaupt sechs Namen auf einmal in die Hall of Fame aufgenommen wurden, liegt daran, dass im vergangenen Jahr kein neues Mitglied hinzukam. "Da haben wir uns intensiv mit der Geschichte der Hall of Fame befasst und die Wahl ausgesetzt", erklärte Hartung. So durften die drei Träger, der Verband der deutschen Sportjournalisten, der Deutsche Olympische Sportbund und die Sporthilfe, diesmal doppelt so viele Namen vorschlagen wie gewöhnlich.

"Über diese Vorschläge wird dann von der Jury abgestimmt. Diese besteht aus Vertretern aus Sport und Politik, aber vor allem aus den Mitgliedern der Hall of Fame", erklärte der Olympiasieger im Säbelfechten das Verfahren. "Und ich erinnere mich selbst, das ist für einen Sportler immer ganz besonders, wenn man von anderen Sportlerinnen und Sportlern ausgezeichnet wird. Deshalb ist es eine besondere Ehre." Eine, die nun 138 deutsche Sportlerinnen und Sportler erfahren durften. Weil Uli Hoeneß die Auszeichnung allerdings im April 2014 nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung auf eigenen Wunsch niederlegte, umfasst die Liste heute 137 Personen.