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Stucki möchte seinem Verband etwas zurückgeben

kicker

Schon seit Anfang November haben die Seeländer Schwinger ihr Training und damit die Vorbereitung auf die nächste Saison wieder aufgenommen. Langfristig ist geplant, dass Christian Stucki einmal in der Woche das Training übernimmt. Bis sich alles eingependelt hat, ist er oftmals auch zweimal in der Woche mit den Seeländern im Schwingkeller. Da der Seeländerverband relativ klein ist, nach den Jurassiern ist er der zweitkleinste der Berner, gibt es keine Clubtrainings mehr. Wie Stucki erzählt, gibt es einfach zweimal in der Woche das Seelandtraining.

„Manchmal bin ich beinahe etwas zu lieb.“ (Christian Stucki über seine Schwächen als Trainer)

Angesprochen auf die ersten Eindrücke von Stucki bei den Trainings streicht er die verschiedenen Ansprüche heraus, denen man gerecht werden muss: "Die Motivation ist bei den meisten gross. Bei einem Verband hast du Schwinger, die an völlig unterschiedlichen Punkten stehen, da musst du für jeden etwas auf Lager haben und jedem gerecht werden. Du hast Spitzenschwinger, Eidgenossen und auch Nicht-Kranzer. Es ist wichtig für alle einen guten Mix zu finden. Einige wollen ihre bisherigen Leistungen bestätigen, andere kommen aus Freude und sind einfach gerne dabei, weil sie gerne schwingen und haben etwas weniger Ambitionen. Da muss man verschiedene Aspekte berücksichtigen."

Die Stärken des neuen Trainers und seine Ziele

Angesprochen auf seine Stärken nennt Christian Stucki seinen grossen Erfahrungsschatz und das Palmares, auf das er zurückgreifen kann. Doch auch eine Schwäche sieht der Schwingerkönig bei sich: "Manchmal bin ich beinahe etwas zu lieb." Er sei natürlich trotzdem immer bestrebt, möglichst viel aus seinen Jungs herauszuholen, damit es am Ende für alle stimme.

„Es geht im Schwingsport schon um viel, aber am Ende kann man keine goldene Kuh gewinnen.“ (Christian Stucki über die Bedeutung des Schwingsports)

Stucki selbst hat kein konkretes Ziel, vielmehr möchte er seine Schwinger ganzheitlich weiterbringen: "Wir wollen unsere Schwinger besser machen. Ich möchte ihnen auch etwas aus meinem Erfahrungsschatz mitgeben. Sowohl im technischen als auch im mentalen Bereich möchte ich die Jungs bestärken." Dazu relativiert Christian Stucki auch die Bedeutung des Schwingsports: "Es geht im Schwingsport schon um viel, aber am Ende kann man keine goldene Kuh gewinnen. Es ist ein schönes Hobby, ein tolles Brauchtum, da muss man ab und zu auch etwas gelassen sein. Der Erfolg kommt von allein, wenn man dranbleibt."

Eigentlich in anderer Rolle angefragt worden

Neben Christian Stucki als Trainingsleiter konnte der Seeländer-Schwingverband auch Florian Gnägi als Technischen Leiter gewinnen können. Wie der 40-Jährige erzählt, wollte der Verband zunächst ihn selbst für dieses Amt gewinnen: "Der Verband ist auf mich zugekommen. Sie hätten mich gerne als Technischen Leiter gehabt, aber dagegen habe ich mich gesträubt. Die Einteilung und solche Geschichten sind nicht mein Ding und da haben wir mit Florian eine gute Kombinationslösung gefunden, der das Administrative übernimmt und ich kann als Trainingsleiter und Betreuer fungieren." Damit habe man eine gute Basis geschaffen und man könne etwas dem Sport zurückgeben, denn als junger Schwinger sei er auch darauf angewiesen gewesen, dass jemand das Training übernehme.

„Im Vorfeld habe ich nicht trainiert, ich wusste, gegen die ganz Grossen habe ich keine Chance mehr.“ (Christian Stucki über sein kurzes Comeback)

Zum Abschluss der Karriere seines langjährigen Weggefährten Florian Gnägi stieg Stucki nochmals in die Schwinghosen. Das Resultat war für den neuen Trainer der Seeländer Nebensache, er stellt im Gespräch klar, dass es vor allem eine Würdigung für Gnägi gewesen sei. Trotzdem hat sich "Chrigu" Stucki mit drei Siegen und zwei Gestellten bei nur einer Niederlage noch immer gut angestellt: "Im Vorfeld habe ich nicht trainiert, ich wusste, gegen die ganz Grossen habe ich keine Chance mehr. Das Resultat ist trotzdem zufriedenstellend, aber der Rang und die Leistung war nebensächlich. Hätte ich viermal verloren, wäre es mir auch egal gewesen." Die grosse Priorität sei gewesen, am Abend wieder heil nach Hause zu gehen. Das habe funktioniert, auch wenn er das Fest noch einige Tage in den Knochen spürte.

Die Zukunft der Seeländer

Mit Philipp Roth, Etienne Burger oder Dominik Roth haben die Seeländer einige arrivierte Schwinger in den eigenen Reihen. Wir haben bei Stucki aber nachgefragt, wie es um die jungen Schwinger bestellt ist und von welchen Seeländern wir künftig mehr hören werden: "David Burger, der Dritte im Bunde der Burger-Brüder, macht einen sehr guten Eindruck. Er ist jetzt 18 Jahre alt. Auch Remo Rutsch hat bereits zwei Kränze. Dann gibt es noch ganz junge Schwinger wie Kilian Schlup, der sehr gut unterwegs ist, oder Lucio Santschi, das Grosskind von Johann Santschi, einem ganz grossen Schwinger des Seelands. Wenn diese weiter dranbleiben, kann etwas Gutes aus ihnen werden."

„Ich denke, wir sind für die Zukunft nicht schlecht aufgestellt.“ (Christian Stucki)

Stucki spricht aber auch über die Tücken bei den jungen Schwingern, Santschi und Schlup seien aktuell in der Berufslehre und das sei immer die schwierigste Phase, um junge Männer bei der Stange zu halten: "Der Ausgang und vielleicht kommt auch die erste Freundin dazu. Da muss man schauen, dass man sie trotzdem mitreissen kann, aber ich denke, wir sind für die Zukunft nicht schlecht aufgestellt." Generell zeigt sich der Schwingerkönig von einigen jungen Schwingern schweizweit beeindruckt. Er hebt dabei Marius Frank, Sinisha Lüscher und Michael Moser hervor, der in seinem jungen Alter bereits riesige Leistungen zeige.

Die Wandlung des Schwingsports

Der Schwingsport erhält in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit und Zuschauer. Stucki selbst hat die gesamte Entwicklung des Sports durchgemacht. Er spricht über den Schlussgang des Eidgenössischen 2001, der erst zeitverzögert im Fernseher gezeigt wurde, da gerade noch parallel ein Formel-1-Rennen lief. Die gesteigerte Popularität bringt aber nicht nur Vorteile mit sich und Christian Stucki hebt genau diese Ambivalenz heraus: "Es hat alles seine Vor- und Nachteile. Jede Medaille hat zwei Seiten. Einerseits ist es für den Sport gut und schön, dass er eine solche Popularität geniesst. Die Schwinger können auch finanziell für ihren grossen Aufwand etwas gewinnen. Selbst wenn man aber noch nicht so weit wie in anderen Sportarten ist, lauern dort auch Gefahren. Junge Sportler setzen vielleicht auf die Karte Schwingen, um gutes Geld zu verdienen, doch es ist nicht gesagt, dass es auch klappt."

Stucki selbst ist froh, dass er erst im Alter von 25 erste Sponsoren hatte: "Ich musste noch für mein Geld arbeiten - das muss ich heute auch noch (lacht)." Schwingen sei immer noch Nationalsport und Brauchtum.

„Wo ein Mensch richtet, passieren Fehler. Der Schwinger kann das meist aber besser akzeptieren als der Aussenstehende vor dem Fernseher.“ (Christian Stucki über die Fehlentscheide)

Durch die gesteigerte TV-Präsenz rücken auch die Kampfrichter immer mehr in den Fokus. Durch die Wiederholungen, werden auch Fehlurteile mehr aufgedeckt als früher, so Stucki. Es sei nicht von Vorteil für das Schwingen, wenn die Kampfrichter immer wieder in der Kritik stünden. Der Schwingerkönig sieht dennoch auch Potenzial zur Verbesserung der Entscheide: "Wo ein Mensch richtet, passieren Fehler. Der Schwinger kann das meist aber besser akzeptieren als der Aussenstehende vor dem Fernseher. Dennoch hatten wir einige klare Fehlentscheide. Ich glaube, der ESV muss auch noch ein wenig vorwärtsmachen und die Ausbildung der Kampfrichter weiter vorantreiben."