Eine erste Antwort auf diese Frage gab es bereits am Dienstag. In Levi starten sieben Athleten von Swiss-Ski, mehr sind aufgrund der eher dünnen Besetzung in den Top-60 der Weltcupstartlisten-Wertung (WCSL) gar nicht möglich. Die Regeln der FIS besagen, dass pro Top-60-Platzierung ein Startplatz vergeben wird (maximal sieben), zudem steht jedem Land die Basisquote zu. Diesen Basisquotenplatz nimmt in Levi Matthias Iten ein.
Loïc Meillard - Der Überflieger im Slalomteam
Wir könnten euch den 29-Jährigen jetzt ganz genau vorstellen, halten dies allerdings nicht mehr für notwendig. Zu sehr hat er mit seinen starken Resultaten und vor allem seinem WM-Gold im Slalom auf sich aufmerksam gemacht, mittlerweile kennt ihn jeder Skifan. Viermal stand Loic Meillard in der vergangenen Saison auf dem Podest, in Hafjell gar zuoberst. Mit all diesen Resultaten schob sich Meillard übrigens auch an die erste Stelle der WCSL.
Und das könnte ein gutes Zeichen sein, denn in Hafjell gehen in dieser Saison die Entscheidungen um die Kugeln beim Weltcupfinale über die Bühne - zumindest im Technikbereich. Führt der Walliser seine Form der vergangenen Saison fort, so dürfte er dann ein ernsthaftes Wörtchen mitzureden haben. Natürlich gehört er auch an den Olympischen Spielen ganz oben auf die Favoritenliste.
Tanguy Nef - Endlich nur noch bei 95 Prozent
Dass Tanguy Nef der am zweitbesten klassierte Schweizer im Slalom sein wird, konnte vor der vergangenen Saison kaum jemand erahnen. Klar, seine Teamkollegen schwächelten, trotzdem sind die Leistungen des Genfers allen Ehren wert. Endlich, ist man schon fast versucht zu sagen, dosierte der 28-Jährige sein Risiko, er schied entsprechend nur einmal aus.
In der letzten Saison hat er bewiesen, dass er reif für den nächsten Schritt - das Podest - ist. Fünfter in Levi, Fünfter in Kranjska Gora und gar Vierter in Wengen. Einmal stand er immerhin trotzdem auf dem Podest, nämlich an der WM, als er in der Team-Kombi den minimalen Vorsprung vor "von Allmen/Meillard" zwar nicht verteidigen konnte, mit Alexis Monney aber souverän die Silbermedaille holte. Es sind gute Vorzeichen für die neue Saison und die Olympischen Spiele.
Daniel Yule - Eine Saison zum Vergessen, aber Italien liegt ihm
Sollte Daniel Yule einmal zurücktreten, so wird aus der vergangenen Saison mit grosser Wahrscheinlichkeit kein Videomaterial in den Rückblick fliessen. Die Saison begann enttäuschend mit drei Resultaten, ehe er sich in Alta Badia und Madonna di Campiglio zurückmeldete. Das beste Saisonresultat gab es in Wengen, als er mit dem sechsten Rang allerdings nur der drittbeste Schweizer wurde - Meillard wurde Fünfter, Nef Vierter.
Dann kam die WM. Und man muss schon sagen: WM und Yule, das ist mit Ausnahme der Team-Goldmedaille von Åre keine Liebesbeziehung. In Saalbach schied er im Slalom aus und trübte mit seinem Ausfall in der Team-Kombi doch etwas. Yule wird sicherlich höchst motiviert in die Saison steigen, um zu zeigen, dass er auch mit 32 Jahren noch fit wie eh und je ist.
Luca Aerni - Der neue Riesen-Spezialist mit Ausreissern
Die Team-Kombi hat es möglich gemacht: Auch Aerni konnte an der Weltmeisterschaft über Edelmetall jubeln, holte gemeinsam mit Wendy Holdener, Thomas Tumler und Delphine Darbellay die Silbermedaille im Teamevent. Seine Weltcupsaison hatte allerdings im Riesenslalom mehr Highlights als im Slalom.
Zwar gab es nur vier Rennen, in denen der 32-Jährige kein zweites Mal starten durfte, die restlichen Resultate waren allerdings auch nicht wirklich berauschend. So kam der Botschafter der WM 2027 in Crans-Montana nie über den 17. Rang hinaus, stürzte in der WCSL auf Rang 31 ab. Durch den ein oder anderen Ausfall wird er in Levi trotzdem in den besten 30 starten und hat durchaus die Fähigkeiten, sich auch in der WCSL wieder dort hineinzuarbeiten.
Marc Rochat - Der Absturz wurde durch Salz und die WM verhindert
In der Saison 2023/24 war Marc Rochat noch so nahe an seinem ersten Weltcuppodest. Im vergangenen Winter wurde allerdings deutlich nichts draus. In den ersten vier Rennen schied er aus, im fünften Rennen verpasste er den zweiten Lauf. Die erste Erlösung gab es dann in Adelboden, als er dank zweitbester Laufzeit im zweiten Lauf 13 Positionen gutmachte und Zehnter wurde.
Anschliessend wurde es bereits etwas wärmer und der Waadtländer als Salzspezialist konnte die Bedingungen nutzen. Er fuhr jedes Mal in die Punkte und verhinderte den kompletten Absturz in der WCSL. Es gibt aber viel Hoffnung für die neue Saison: Zum einen ist da die Bronzemedaille in der WM-Team-Kombi, welche Stefan Rogentin auch zu grossen Teilen der Slalomleistung Rochats zu verdanken hat. Zum anderen hat er einen Traumfrühling hinter sich: Schweizer Meister im Slalom, Hochzeit und die Geburt seines Sohnes Lupo.
Ramon Zenhäusern - Das Auf und Ab wurde zum Ab, soll nun aber wieder zum Auf werden
Wie ein Skilehrer sei er gefahren, bilanzierte der Oberwalliser in Wengen seine Leistung, als er wegen zu schönem Fahren den zweiten Lauf verpasste. Dies geschah auch in vier weiteren Rennen, in Wengen schied er aus. Die restlichen Resultate waren zwar nicht genügend für die Ansprüche eines viermaligen Siegers von Slalom-Weltcuprennen, allerdings auch nicht schlecht.
Dass er es durchaus noch immer drauf hat, zeigte der 33-Jährige im für ihn persönlich letzten Saisonrennen, als er in Hafjell durch die klare Laufbestzeit im zweiten Durchgang von Rang 26 auf Rang 10 vorstossen konnte. Genau solche Exploits braucht es auch in der kommenden Saison. Das Team bleibt ja bekanntlich trotz Kader-Degradierung dasselbe.
Matthias Iten - The Best of the rest
Wie oben schon erwähnt, bekommt Matthias Iten in Levi die Chance, in seinem sechsten Weltcuprennen erstmals Punkte zu sammeln. In der vergangenen Saison kam er zweimal zu Handkuss, schied aber in Kranjska Gora aus und verpasste in Hafjell den zweiten Lauf. Besser lief es im Europacup, in dem er ausgerechnet in Levi auf den zweiten Platz fahren konnte. Danach gab es zwar kein Top-10-Resultat mehr, Rang 13 in der Slalom-Wertung des Europacups war aber akzeptabel.
Sandro Simonet - Auf eigene Faust wieder besser unterwegs
Dieser Mann stand noch vor knapp fünf Jahren auf dem Weltcuppodest. In Chamonix begeisterte er im Januar 2021 mit dem dritten Rang, seither ging es stetig bergab. Seit Frühling 2024 ist Sandro Simonet ohne Kaderstatus unterwegs, hat zuletzt im FIS-Rennen von Storklinten mit dem zweiten Platz gezeigt, dass er es noch immer drauf hat. Drei Top-10-Resultate gab es im vergangenen Winter im Europacup, die Saison beendete er in der Disziplinenwertung als 17.
Joel Lütolf - Das Gesicht der nächsten Generation wird auch älter
Vor einigen Jahren galt Joel Lütolf als das grösste Schweizer Versprechen im Slalom. Immer wieder zeigte er gute Ansätze. So begann der 25-Jährige die letzte Saison mit vier Top-10-Ergebnissen, schied danach allerdings viermal aus und fiel so schlussendlich noch einen Rang hinter Simonet zurück. Wie bei Iten wäre auch bei ihm der nächste Start im Weltcup der Sechste. Man darf allerdings gespannt sein, ob es bei ihm überhaupt nur im Slalom weitergeht. An der Schweizermeisterschaft wurde er völlig überraschend hinter Franjo von Allmen und Alexis Monney Dritter in der Abfahrt.
Fadri Janutin - Das ewige Talent?
Kommen wir wieder zu einem etwas bekannteren Namen. Fadri Janutin stand schon 35-mal im Weltcup im Einsatz, wobei die Mehrzahl der Einsätze unter die Kategorie Riesenslalom läuft. Er durfte gar schon einmal zuoberst aufs Treppchen steigen, 2022 gewann er beim Weltcupfinale mit dem damals als "B-Team" verspotteten Quartett im Teamevent. Seither blieben seine grossen Ergebnisse allerdings aus. Die letzten Slalompunkte datieren vom 27. Februar 2022, im Europacup gab es vergangene Saison immerhin zwei Top-10-Resultate. Er dürfte in der kommenden Saison die ein oder andere Chance bekommen.
Reto Mächler - Nach einer starken Saison geht es seit drei Jahren kaum voran
Just vor einem Jahr war Reto Mächler in Levi noch der siebte Schweizer, der den Basisquotenplatz in Anspruch nehmen durfte. Der Bruder von Janine Mächler feierte da sein Weltcupdebüt, verpasste die Punkte jedoch klar. Etwas schmunzelnd zurückblicken dürfte er wohl trotzdem, denn tatsächlich war er elf Hundertstel schneller als der achtmalige Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher. Den Januar der letzten Saison verpasste er verletzt, die restlichen Leistungen gingen von ungenügend bis zum siebten Platz. Dieser siebte Platz kam erst im März. Bleibt zu hoffen, dass der 24-Jährige den Schwung durch den Sommer mitnehmen konnte.
Lenz Hächler - Die Slalomkarriere wohl schon früh beendet
2024 wurde Lenz Hächler in Frankreich noch Junioren-Weltmeister im Slalom, nun will er sich aber auf die Speeddisziplinen und den Riesenslalom konzentrieren. In der vergangenen Saison startete der 22-Jährige in zehn Slaloms, sah das Ziel allerdings nur zweimal. Immerhin deutete er mit dem neunten Rang in Val di Fassa an, dass er es auch mit den kurzen Ski kann.
Giuliano Fux - Dank fehlender Konkurrenz zum frühen Weltcupdebüt?
Für die Verhältnisse der Slalomfahrer gehört der Mann aus Grächen mit seinen 20 Jahren noch zu den jüngeren Athleten. Da die Konkurrenz um Startplätze im Schweizer Team allerdings nicht riesig sind, könnte es in der kommenden Saison durchaus mit dem Weltcupdebüt klappen. Bei den Rennen in Südamerika wurde er sich gleich zweimal den ersten Platz in der Kategorie U 21 sichern, brillierte in der letzten Saison mit seinen ersten zwei Siegen auf FIS-Stufe. Bei der Junioren-WM war er einer von nur zwei Schweizern und beendete das Rennen auf dem starken achten Rang.
Drei Fahrer mit minimalen Weltcup-Chancen
In der Europacupstartliste sind derzeit noch vier weitere Schweizer zu finden, allerdings kann man da Reto Schmidiger und Noël von Grünigen nach ihren Rücktritten bereits abziehen. Es bleiben Florian Kunz und Michel Brügger, die zwar mittlerweile schon etwas länger mitfahren, den grossen Durchbruch allerdings noch nicht geschafft haben. Neben Fux der zweite Schweizer an der Junioren-WM war Robert Clarke. Der 19-Jährige schied dort zwar aus, konnte aber im Februar auch seinen ersten FIS-Sieg feiern.