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Von Beginn weg wenig Konstanz und noch nicht kaschierte Probleme

kicker

Gross waren die Schweizer Hoffnungen in Levi. Schliesslich ging Loïc Meillard als Erster der Weltcupstartliste ins Rennen, Tanguy Nef hat in der letzten Saison einen grossen Schritt vorwärtsgemacht und Daniel Yule wollte auf neuem Material einen neuen Anlauf holen. Es waren zwar schlussendlich genau jene drei Athleten, die Punkte holten, so richtig funktionieren wollte es allerdings noch nicht.

52 Punkte waren es am Ende der letzten Saison schlussendlich, die Meillard zum Gewinn der kleinen Kristallkugel, und damit dem totalen Triumph, gefehlt haben. "Schuld" am knappen Scheitern waren die Ausfälle in Adelboden und Kitzbühel. In Adelboden war der Tag des Wallisers bereits im ersten Lauf zu Ende, in Kitzbühel schied er im zweiten Lauf aus. Klar, der erste Lauf war für seine Verhältnisse mit dem 25. Rang enttäuschend, die Abstände allerdings knapp, sodass durchaus eine grosse Steigerung möglich gewesen wäre.

Geholt hat sich die Kugel schlussendlich Henrik Kristoffersen, der zwar "nur" zwei Rennen gewinnen konnte, allerdings ausser bei seinem Ausscheiden in Kitzbühel in jedem Rennen mindestens Achter wurde. Es ist genau die Konstanz, die den Unterschied gemacht hat. Dies sieht beispielsweise Clément Noël so, der uns dies in einem Interview verraten hat, aber auch Silvan Zurbriggen, Experte von "The Snow Lodge".

Zurbriggen traut in der neuen Saison Loïc Meillard noch einen zusätzlichen Schritt zu, glaubt hingegen nicht, dass Kristoffersen seine starke Saison bestätigen werden kann. Es gäbe schlichtweg Fahrer mit einem schnelleren Schwung, bei denen es in der Vergangenheit an der Konstanz mangelte. Als Konkurrenten sieht er deswegen andere Fahrer. Diese kommen einerseits aus dem eigenen Team, andererseits mit Marco Schwarz aus Österreich. Wenn es allerdings Clément Noël regelmässig runterbringt, sieht er im Franzosen den wohl grössten Konkurrenten für Meillard, da dieser seiner Meinung nach den schnellsten Schwung fährt.

Zurbriggen oder Neureuther - auf wen sollte Nef hören?

In der letzten Saison fehlte Tanguy Nef eigentlich nur etwas: das erste Weltcuppodest. Zum Saisonauftakt, eben auch in Levi, überraschte er bereits mit dem fünften Rang, nachdem in den Jahren zuvor eigentlich niemand mehr so wirklich an ihn geglaubt hat. Die Saison 2023/24 war okay, in den vorherigen 45 Weltcuprennen war die Quote von 22 Ausfällen und fast 50% aber deutlich zu hoch. Sein grosses Potenzial zeigte er schon in seinem ersten Weltcuprennen und Platz 11 in Levi, seine Risikobereitschaft war aber deutlich zu hoch.

Genau diese konnte hat er in der vergangenen Saison etwas zügeln. Nur in einem Rennen sah der 28-Jährige das Ziel nicht, war in sieben von zwölf Rennen in den Top 10 klassiert. Zweimal wurde er Fünfter, verpasste in Levi das Podest aber um 41 Hundertstel, in Kranjska Gora um 13 Hundertstel. Es sind Abstände, mit denen man einigermassen leben kann, wurmen dürften Nef eher die vier Hundertstel, die ihm als Vierter in Wengen aufs Podest gefehlt haben.

Genau in Wengen trat aber ein erfrischender junger Genfer den Medien entgegen, der trotz des vierten Platzes zufrieden war. 100 Prozent Angriff war es allerdings nicht: "Felix Neureuther hat mir einmal gesagt, dass 100 Prozent im Slalom zu viel ist." Wenn dies einer am eigenen Leib erfahren musste, dann war es Tanguy Nef.

Ob Zurbriggen die Meinung des Deutschen teilt, verriet er in "The Snow Lodge" zwar nicht, liess aber vermuten, dass er sich von Nef den hundertprozentigen Angriff wünschen würde.

„Das ist für mich ein Athlet, der noch weit weg von seinen möglichen Fähigkeiten ist. Der ist letztes Jahr teilweise heruntergefahren, sodass man das Gefühl hatte: stabil, schnell, sauber. Man hat aber immer das Gefühl: 'Gib Gas, gib Gas, gib Gas.'“ (Silvan Zurbriggen, The Snow Lodge, 14.11.25)

Dem Slalom-Weltcup-Achten der Vorsaison traut Zurbriggen enorm viel zu, sieht ihn als Schweizer mit dem grössten Siegpotenzial nach Loïc Meillard. Nef habe einen schnellen Schwung und könne auch ganz vorne mitfahren. "Der ist für mich noch lange nicht am Limit. Der hat früher sicher auch Pech gehabt, mit gewissen Rennen, in denen er ausschied, aber mit dem Material kommt er so gut zurecht und hat Stabilität hereingebracht. Jetzt muss er den nächsten Step machen."

So wie man hört, sei Nef der einzige Schweizer, der Meillard im Training auch Konkurrenz macht. Zurbriggen setzte Nef im Tippspiel gar auf den ersten Rang, von diesem war der Genfer als 21. am Schluss allerdings weit entfernt. Einzelne Abschnitte im ersten Lauf zeigten allerdings, dass er durchaus mit den Besten mithalten kann.

Die beiden Olympiasieger mit Fortschritten und doch noch den alten Problemen

Zurbriggens Experten-Kollegin Nadja Jnglin-Kamer dürfte weniger Tanguy Nef, sondern Daniel Yule genauestens beobachtet haben. Eigentlich wäre der Team-Olympiasieger von 2018 ja noch immer Weltklasse, seine Fähigkeiten konnte er in der vergangenen Saison aber zu selten zeigen. Nur einmal schied Yule aus, mehr als drei Top-10-Resultate aus zwölf Rennen schauten aber auch nicht heraus.

In dieser Saison ist aber ein nicht unwichtiges Element ganz anders: die Skimarke. Yule war einer von vielen Athleten, die sich von Fischer abgewandt haben, bzw. abwenden mussten. Neu ist er auf Atomic unterwegs. Der österreichische Skihersteller beweist bei Mikaela Shiffrin, Manuel Feller oder Marco Schwarz immer wieder, dass man zur absoluten Elite unter den Skifabrikanten zählt.

"Ich weiss noch, als ich an der WM mit ihm gesprochen habe, hat er mir schon gesagt, dass er im Moment mit dem Ski, den er da noch hatte, nicht zurechtkommt", sagt Jnglin-Kamer. Sie ist überzeugt, dass der 32-Jährige den schnellen Schwung noch immer hat, und mit einem Ski, der ihm passt, könne er auch wieder "ausbrechen".

Ausbrechen will auch der zweite Teil des genialen Teams, das 2018 die Goldmedaille geholt hat, Ramon Zenhäusern. Der Walliser wurde nach zwei Saisons mit eher wenig überzeugenden Resultaten in den C-Kader von Swiss-Ski zurückgestuft, habe nun aber gemäss Zurbriggen wieder einen Schritt nach vorne machen können. Liefern konnte er am Sonntag noch nicht, verpasste den zweiten Lauf als 41. deutlich. In Gurgl wird eine klare Leistungssteigerung erwartet.

Ein zu altes Team?

In Levi schnitt das Schweizer Slalomteam so schlecht ab, wie in Finnland seit zwölf Jahren nicht mehr. Rennen mit nur drei Schweizern in den Punkten gab es auch letzte Saison schon, meist holte Meillard die Kohlen aus dem Feuer. In Hafjell aber beispielsweise waren es noch sechs Schweizer, die Punkte holten. Ein Resultat, von dem man in Levi weit weg war.

Ramon Zenhäusern haben wir bereits angesprochen, fehlen noch Luca Aerni und Marc Rochat. Rochat hatte schon in der vergangenen Saison Mühe, seine Leistungen aus der Vorsaison zu bestätigen, kam in Levi nicht wirklich auf Touren. Bei Aerni sieht es ähnlich aus, immerhin konnte er aber im Riesenslalom grosse Fortschritte machen und fährt dort regelmässig in die Punkte.

Da diese sechs Schweizer die einzigen Athleten sind, die zurzeit in den Top 60 der Weltcupstartliste sind, dürfen aus der Schweiz jeweils nur sieben Athleten an den Start gehen. Eben jene sechs Fahrer, plus einer, der den Basisquotenplatz nutzen darf. In Levi war dies Matthias Iten, der für dringend gebrauchte Punkte hätte sorgen sollen.

Der 26-Jährige ist so etwas wie ein Bindeglied im aktuellen Kader, zumindest vom Alter her. Ausser Meillard sind die Top-6-Fahrer alle über 30 Jahre alt, Iten schliesst ein wenig die Lücke zu denjenigen, die bisher noch etwas zu jung sind, um konstant Top-Leistungen abzurufen. In seinem sechsten Weltcuprennen verpasste Iten zwar einmal mehr die Punkte, bis zu seinem Ausfall sah es bei den Zwischenzeiten aber gar nicht so schlecht aus, die Qualifikation für den zweiten Durchgang wäre durchaus möglich gewesen.

In Gurgl werden nun nur sechs Schweizer am Start stehen, Swiss-Ski verzichtet darauf, den Basisquotenplatz zu nutzen. Dies hat einen einfachen Grund: die Männer greifen am kommenden Wochenende auch im Europacup ins Renngeschehen ein. Vielleicht kann sich da einer der jungen Fahrer für den nächsten Weltcupauftritt empfehlen.