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"Krasser Teamsport": Das kann der Fußball laut Cacau vom Football lernen

kicker

Hallo Herr Cacau, Sie haben vor zwei Jahre den Draft-Pick der Atlanta Falcons verkünden dürfen und sind in dieser Woche in Berlin auf den verschiedensten Events. Wie groß ist Ihre Begeisterung für die NFL? Sind Sie ein Riesen-Fan mittlerweile?

Riesen wäre übertrieben, aber spätestens seit der Verkündung damals wird es immer mehr. Ich habe vor der Verkündung einen Freund in Alabama besucht und war dort beim College-Football. Das war auch nochmal eine ganz andere, besondere Erfahrung. Es waren über 100.000 Fans beim Spiel, die ganze Region hat Football geatmet. Zudem war ich mit dem VfB vor zwei Jahren in Houston bei den Texans, wo wir auch NFL schon erlebt haben. Von daher habe ich immer mehr Interesse gezeigt, auch wenn, wie gesagt, nicht diese verrückte Begeisterung da ist.

Sitzen Sie trotzdem jeden Sonntag vorm Fernseher und gucken die Partien?

Die Spiele sind ziemlich lang und ich bin schon etwas älter. (lacht) Ich gehe daher gemeinsam mit der Familie, die auch Aufmerksamkeit braucht, ins Bett. Aber ich schaue viele Spiele in der Zusammenfassung. Und leider ging das letzte Spiel der Falcons ziemlich knapp ging.

Sie sind selbst Falcons-Fan oder?

Ja, aufgrund der Verbindung des VfB, den Falcons und Mercedes als Anteilseigener des VfB und dem Stadionnamen, der Verkündung und dem Trikot gibt es schon eine besondere Verbundenheit zu dem Team.

Haben Sie eigentlich einmal den Spieler JD Bertrand, den Sie damals verkünden durften, schon einmal persönlich getroffen?

Nein, das wäre aber tatsächlich schön. Ich weiß noch nicht, ob ich vor dem Spiel die Möglichkeit habe, aber ich hätte ihn gerne gesehen und getroffen.

Seit Jahren ist die NFL sehr aktiv in Deutschland. Wie nehmen Sie denn auch diesen Football-Hype wahr? Auch vielleicht im Vergleich zum Fußball.

Das ist nicht wegzudiskutieren, dass es immer mehr wird und vor allem viel mehr Leute interessiert. Auch der Anteil im Fernsehen wird gefühlt immer wieder und überall ist die NFL zu sehen. Der Fußball ist zwar nach wie vor weit vorne, aber ich finde die Entwicklung gut, denn es ist eine andere Sportart. Ich habe auch gesehen, vor allem wenn man auf das breite Publikum geht, dass es eine sehr demokratische Sportart ist, wo jeder seinen Platz finden kann. Natürlich ist es für Deutschland und für Europa anders, weil in Amerika jeder den Sport ausübt, aber der Sport schließt niemanden aus. Wenn man Fußball körperlich nicht so gebaut ist, dann ist es schwieriger. Im American Football ist das gar nicht der Fall: Da braucht man die Schnellen, die Kräftigen, die Flinken und die Strategen. Deswegen finde ich es gut, dass so eine Sportart immer sichtbarer wird. Wir hatten gestern zum Beispiel ein Flag-Football-Camp, wo die Kinder herangeführt werden. Das war für sie sehr besonders. Wir hatten sechs unterschiedliche Formen, wo sie lernen zu werfen, sich zu bewegen, also spielerisch zu lernen. Das nimmt sie komplett anders mit.

Sie haben es schon angesprochen, jeder kann American Football spielen. Ist das auch eine Faszination dieser Sportart?

Absolut. Es kann jeder spielen und man braucht ja auch jeden. Jeder bekommt seine Spielzeit zum richtigen Zeitpunkt. Was auch faszinierend ist, dass dadurch ein überragendes Strategiespiel entsteht. Das geht dann wirklich sehr ins Detail. Wer die bessere Strategie hat, kann die Spiele für sich entscheiden. Wer eine bessere Strategie hat, kann die Spiele für sich entscheiden. Es ist wie ein Schachspiel, wo man sich in gewissen Situationen etwas ganz anderes einfallen lässt, um den Gegner zu überraschen. Das macht aus meiner Sicht sehr viel aus.

Zudem ist es ein noch krasser Teamsport: Wenn einer seine Aufgabe nicht macht, kann es ganz schnell passieren, dass das, was du eingeplant hast, nicht funktioniert.

Sie sind natürlich Fußballer durch und durch. Aber was kann der Fußball vom Football lernen?

Ich glaube, diese Strategie und diese Teamarbeit sind zwei Faktoren, die aus meiner Sicht eine Rolle spielen. Im Fußball wird es zwar immer mehr, aber dass man das noch mehr in den Vordergrund stellt, finde ich spannend. Ich habe auch viele Dokus und Serien angeschaut, wo die Spieler begleitet werden. Ich finde die Kombination von absolutem Selbstbewusstsein, ich bin derjenige, der diese Aufgabe erledigt, und ich werde dafür sorgen, dass mein Team gewinnt, und dem Bewusstsein, dass es dennoch ohne das Team nicht geht, wirklich faszinierend. Und was ich auch super finde, - und das könnte die Fußballer und der Sport lernen - , dass sie trotzdem diesem absoluten Fokus diese Lockerheit und Freude haben, das Ding auch machen zu wollen und nach einem Touchdown oder nach einer gelungenen Aktion zu feiern. Diese Kombination, die so Hand in Hand geht, finde ich besonders und das wäre schön, mehr im Fußball zu sehen.

Wenn Sie ein bisschen jünger wären, wäre es für Sie eine Option, sich als Kicker einmal im Football auszuprobieren?

Da der Kicker keinen Berührungspunkt mit dem Gegner hat, wäre es das Einzige, was ich wahrscheinlich probieren würde. (lacht)

Haben Sie es schon einmal probiert?

Ich habe es gestern tatsächlich auf dem Platz ausprobiert. Nach einem zweiten Versuch habe ich es dann schon getroffen, es sah nicht so schlecht aus. Und dann haben wir zum Spaß den Ball geworfen. Dann habe ich meinen Ball empfangen und bin dann zum Spaß alleine losgerannt. Aber die Vorstellung, dass der Ball kommt und ich schaue nur auf den Ball, und in dem Moment beim Fangen zwei oder drei Spieler mich tackeln, hat mich schon erschrocken. Deswegen glaube ich, Kicker wäre gut, mehr unwahrscheinlich.

Dankeschön. Ja, aber wie gesagt, Kicker gibt es ja einige. Manni Burgsmüller hat das ja auch in der NFL Europe gemacht, auch in den älteren Jahren.

Wie sieht das in Ihrer Familie mit der Football-Begeisterung aus?

Sie sind Fußballfan durch und. Da gibt es Fußball Tag und Nacht und alles was sie sehen, hat mit Fußball zu tun. Manchmal schauen sie mit, aber zur wirklichen Begeisterung es ist noch nicht gekommen.

Sie sind jetzt beim VfB Stuttgart so ein bisschen zum Football-Botschafter geworden. Wie sind Sie überhaupt in diese Rolle gekommen?

Ich bin jetzt seit drei Jahren Markenbotschafter beim VfB Stuttgart. Ich bin sehr offen und begeisterungsfähig für neue Dinge. Dadurch, dass wir zum Beispiel damals auch bei einem NFL-Spiel im Stadion waren, war schon ein gewisser Berührungspunkt da. Dann kam die Idee mit dem Announcement und sie haben mich als Markenbotschafter ausgesucht, was ich auch sehr gerne gemacht habe. Ich fand es krass, dass mir danach so viele Leute aus Amerika geschrieben haben, dass sie mich gesehen haben. Und wie gesagt, seitdem ist auch diese Freude da, weswegen ich gerne in dieser Rolle bin. Und als ich mitbekommen habe, dass die Falcons hier in Berlin sein wird, war auch klar, dass man das auch nutzen muss, um diese Partnerschaft und Verbundenheit auszubauen.

Lass uns vielleicht ein, zwei Worte über den VfB verlieren. Nach einem schwachen Start hat sich das Team gefangen. Was glauben Sie ist diese Saison möglich?

Ich glaube, das Spiel jetzt in der Europa League gegen Feyenoord war aus meiner persönlichen Sicht das erste Spiel, wo diese Begeisterung oder diese Freude wie ein Befreiungsschlag war, denn es waren zwei sehr, sehr schöne, herausgespielte Tore. Und obwohl es bisher nicht so begeisternd war, war es trotzdem sehr effektiv und erfolgreich. Und das muss man mitnehmen, weil früher sind solche Spiele eher verloren gegangen und dann war man eher weiter unten als weiter oben. Von daher gilt diese Effektivität und diese Konstanz mitnehmen. Und ich glaube schon, dass man oben mitspielen kann. Also ein einstelliger Tabellenplatz, sodass man dann auf jeden Fall in der Europa League wieder spielen kann. Ob es dann für mich reicht, glaube ich nicht. Es wäre aber kein Beinbruch, wenn man zum Beispiel nicht Champions League erreicht, zumal die Fans das nicht unbedingt erwarten. Ich denke aber generell, dass man bisher auf einem guten Weg ist.

Sie haben diese Effektivität angesprochen. Inwiefern hat das auch mit Sebastian Hoeneß zusammen?

Ich finde es schon, dass es mit ihm zusammenhängt. Er hat der Mannschaft ein Gesicht gegeben, er hat die Spielweise verändert und alle Spieler besser gemacht, auch spielerisch. Und deswegen ist es schon auch sein Verdienst, dass die Mannschaft da ist, wo sie ist. Zudem hat man diesen Schwung als gesamter Verein mitgenommen und genutzt, um den Verein so breiter aufzustellen. Deswegen finde ich schon, dass er das Gesicht des Erfolgs ist und es hoffentlich so lange wie möglich so bleibt. Ich hoffe, dass der nächste Schritt sowohl die Einbindung von den neuen Spielern als auch die von den eigenen Spielern aus dem NLZ ist. Das ist das Einzige, wo ich sage, da ist noch Potenzial nach oben.

Wenn wir den VfB mit seiner Identität nehmen, was wäre für Sie das Vergleichsteam in der NFL?

Das ist schwer zu sagen, denn ich bin so gut kenne ich mich da nicht aus. Aber wenn ich einen Wunsch hätte, dann wäre es tatsächlich, dass der Falcons das mitnehmen. Sie haben ein junges Team und einen jungen Quarterback. Er hatte in der letzten Zeit nicht viel Glück, aber spielt auch mal mutig. Wichtig ist, dass man an der klaren Identität festhält, um die größeren, erfahrenen, vielleicht auch teilweise finanzstärkeren Teams anzugreifen und für Überraschungen zu sorgen. Das wäre mein Wunsch, dass das, was im VfB passiert ist, auch bei den Falcons passiert und sie dann vielleicht mal wieder, wie vor einigen Jahren, wieder im Super Bowl stehen. Vielleicht können Sie heute den großen Favoriten aus Indianapolis ärgern.

Was ist Ihr Tipp für das Spiel?

Mein Wunsch wäre ein Überraschungssieg der Falcons. Das wäre überragend. Das könnte dann auch für ein Zeichen setzen.