Seit Patrick Mahomes die Chiefs als Starter anführt, stand Kansas City in jeder Saison mindestens im AFC Championship Game. Eine Serie, die nicht nur außergewöhnlich, sondern in der modernen NFL nahezu unmöglich erscheint - und dennoch steht sie nun auf der Kippe. Die Chiefs gehen deutlich angeschlagen in dieses Spiel, vor allem entlang der Offensive Line, während die Texans mit einer der stärksten Defensivreihen der Liga anreisen.
Houston führt die NFL in Scoring Defense und zugelassenen Yards pro Spiel an - eine Basis, mit der die Texans Kansas City weiter ins Wanken bringen wollen. Die Chiefs stehen unter Zugzwang und müssen Wege finden, gegen den konstanten Druck zu bestehen. Next Gen Stats liefert vor dem Duell interessante Einblicke und Trends.
Warum dieses Spiel die Chiefs-Saison definieren könnte
Kaum ein Team in der jüngeren NFL-Geschichte war so konstant erfolgreich wie die Kansas City Chiefs unter Patrick Mahomes. Doch in dieser Saison steht das Team so sehr unter Druck wie selten zuvor. Die Playoff-Chance würde bei einer Niederlage auf gerade einmal elf Prozent fallen - ein Wert, der die Dramatik dieses Duells klar illustriert.
Houston hingegen geht aus einer völlig anderen Position in dieses Spiel. Die Texans stellen aktuell die beste Defense der gesamten NFL, sowohl was zugelassene Punkte als auch zugelassene Yards pro Spiel betrifft. Im Schnitt geben sie nur 16,5 Punkte und 265,7 Yards pro Spiel ab - Werte, denen Mahomes in seiner Karriere nur selten gegenüberstand. Trotzdem hat er in solchen Matchups historisch gut performt: In seiner Karriere steht er 5-1 gegen Teams, die ab Woche 10 die Nummer-eins-Scoring-Defense oder die Nummer-eins-Total-Defense stellen, und sogar 2-0 gegen Teams, die in beiden Kategorien topplatziert waren.
Die Ausgangslage ist also klar: Kansas City muss gewinnen - und Mahomes muss der Mahomes sein, der große Defenses schon mehrfach bezwungen hat.
O-Line-Probleme treffen auf ein dominierendes Texans-Duo
So sehr die Chiefs Mahomes brauchen, so sehr müssen sie ihn auch beschützen können. Und genau das ist in dieser Woche fraglich wie selten.
Kansas City musste im letzten Spiel nicht nur auf Guard Trey Smith verzichten, sondern verlor an Thanksgiving auch beide Starting Tackles. Rookie Josh Simmons wurde mit einer Handgelenksverletzung auf Injured Reserve gesetzt, während die Einsätze von Trey Smith und Right Tackle Jawaan Taylor als unwahrscheinlich gelten. Das würde bedeuten, dass die Chiefs auf drei ihrer fünf Starting Offensive Linemen verzichten müssten. Simmons war mit einer erlaubten Pressure Rate von nur 6,6 Prozent einer der stabilsten jungen Tackles der Liga - sein Ausfall wiegt entsprechend schwer.
Umso ungünstiger könnte das Matchup kaum sein: Houston bringt mit Will Anderson Jr. und Danielle Hunter das wahrscheinlich beste Edge-Duo der NFL mit nach Kansas City. Beide sind nicht nur individuell stark, sondern gemeinsam statistisch das produktivste Pass-Rush-Duo der Liga.
Laut Next Gen Stats steht Anderson bereits bei 62 Pressures, dem dritthöchsten Wert der NFL, während Hunter 50 beisteuert (Platz sieben). Zusammen kommen sie auf 112 Pressures, mehr als jedes andere Duo der Liga. Besonders gefährlich sind sie in entscheidenden Momenten: Im vierten Viertel haben sie gemeinsam 11,5 Sacks erzielt - ebenfalls Ligabestwert.
Noch problematischer für Kansas City: Anderson ist einer der schnellsten Pass-Rusher überhaupt. Mit einer Get-Off-Zeit von nur 0,79 Sekunden gehört er zu den schnellsten Spielern der Liga, und viele seiner Pressures kommen in unter 2,5 Sekunden zustande - ein Albtraum für jede Offensive Line, die ohnehin angeschlagen ist.
Die Chiefs müssen nicht nur blocken - sie müssen überleben. Für Mahomes bedeutet das, seine Mobilität noch stärker einzusetzen: Er führt die NFL mit 347 Scramble-Yards an und hat bereits 24 First Downs selbst erlaufen. Die Texans wiederum haben nur wenige Scramble-Versuche zugelassen, aber dabei die höchste neue First-Down-Rate der NFL erlaubt.
Dieses Duell - improvisierender Mahomes gegen dominierenden Pass Rush - könnte das Spiel entscheiden. Kann Mahomes immer wieder mit seinen Beinen Spielzüge verlängern und selbst kreieren, haben die Chiefs eine Chance.
Texans-Offense vs. Chiefs-Defense
Während Kansas City hofft, trotz permanentem Druck Schritt zu halten, stellt sich auf der anderen Seite die Frage, wie viel die Texans-Offense beitragen kann. Quarterback C.J. Stroud spielt eine durchschnittliche Saison, aber seine Erfolgsformel ist eindeutig: Er gewinnt Spiele, wenn er nicht konstant unter Druck steht.
Werden Strouds Dropbacks zu weniger als 35 Prozent unter Druck gesetzt, liegt die Siegquote in seiner NFL-Karriere bei 76,5 Prozent. Steigt der Druck darüber hinaus, fällt sie auf 40,9 Prozent - einer der größten Einbrüche der Liga. Oder anders formuliert: Steht Stroud in Spielen über 35 Prozent der Zeit unter Druck, verliert Houston häufiger, als dass sie gewinnen. Und genau diese Dynamik macht dieses Spiel noch einmal interessanter: Die Chiefs generieren in dieser Saison sehr wechselhafte Druckwerte - sechs Spiele über 35 Prozent, sechs Spiele darunter, eine perfekte 50/50-Verteilung.
Das Problem aus Chiefs-Sicht: Die Defense ist unter Steve Spagnuolo eigentlich bekannt für aggressiven, kreativen Druck - in diesem Jahr jedoch fehlt die Effizienz. Die Chiefs blitzen zwar häufig (33,8 Prozent, Platz fünf in der NFL), aber ihr Druck aus Blitzes kommt nur in 35,5 Prozent dieser Plays an - der niedrigste Wert einer Spagnuolo-Defense mit weitem Abstand. Und wenn Kansas City blitzt, sind sie verwundbar: 8,3 Yards pro Versuch und 69,3 Prozent Completion Rate für gegnerische Quarterbacks sind Werte, die Houston ausnutzen könnte.
Gerade in engen Spielen schwächeln die Chiefs dieses Jahr zusätzlich - nach einer Saison, in der das noch komplett anders aussah. In dieser Spielzeit stehen sie bei 1-6 in One-Score-Games.
Die Kelce-Konstante
Trotz all der Probleme gibt es eine Chiefs-Konstante, auf die Mahomes sich immer verlassen kann: Travis Kelce. Mit 59 Catches und 719 Yards führt er sein Team klar an - und das mit 36 Jahren. Damit ist er der älteste Spieler der NFL, der sein Team in Receiving Yards anführt, vier Jahre älter als der nächstältere Spieler in dieser Gruppe, Stefon Diggs.
Besonders beeindruckend: Kelce ist wieder brandgefährlich nach dem Catch. Nach einem schwächeren Vorjahr liegt er 2025 bei 6,9 Yards nach dem Catch pro gefangenem Ball, seinem zweitbesten Wert seit 2016. Insgesamt hat er 407 Yards nach dem Catch, der zweithöchste Wert unter allen Tight Ends - nur Rookie Tyler Warren von den Colts hat mehr.
Mahomes und Kelce - dieses Duo könnte Kansas City in einem Spiel, in dem jeder Zentimeter zählt, entscheidend tragen.
Ein Spiel, das die Saison zweier Teams verändern wird
Kansas City steht so sehr unter Druck wie selten zuvor. Die Offensive Line ist angeschlagen, der Gegner defensiv bärenstark, die Playoff-Chance im Fall einer Niederlage minimal - und trotzdem gibt es genug Elemente, die die Chiefs im Spiel halten können: Mahomes’ Mobilität, Kelces Erfahrung und die historische Tatsache, dass Mahomes gerade gegen Top-Defenses oft seine besten Spiele macht.
Die Texans hingegen haben die Chance, den letztjährigen Super-Bowl-Teilnehmer real aus dem Playoff-Rennen zu drängen. Und mit einem dominanten Pass-Rush, einer strukturierten Defense und einem Quarterback, der ohne Druck oft gewinnt, stehen die Vorzeichen günstig.
Selten hat ein Spiel in Woche 14 der NFL eine so massive Auswirkung auf die zukünftigen Playoff-Chancen beider Teams gehabt - weshalb man dieses Duell fast als das erste Playoff-Spiel der Saison 2025 bezeichnen könnte, insbesondere für die Chiefs.
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