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Fußball

Oliver Glasner exklusiv bei UNFILTERED: "Kostic hat mir eine Nachricht geschickt, da hatte ich Tränen in den Augen"

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Oliver Glasner exklusiv bei UNFILTERED: "Kostic hat mir eine Nachricht geschickt, da hatte ich Tränen in den Augen"Getty Images
Im neuen DAZN-Format UNFILTERED spricht Frankfurt-Coach Oliver Glasner über die Wichtigkeit seiner Familie, einen essenziellen Ratschlag von Jörg Schmadtke und erklärt, wie der Europa-League-Triumph der SGE überhaupt möglich war.

Erst eine lebensbedrohliche Hirnblutung sowie eine Idee seiner Frau brachten Oliver Glasner einst dazu, sich mit dem Gedanken zu befassen, seiner Spieler- auch eine Trainerkarriere folgen zu lassen. Zunächst widerwillig schlug er diesen Weg ein - und ist mittlerweile Europa-League-Sieger mit Eintracht Frankfurt.

UNFILTERED, das neue Format von DAZN, widmet sich außergewöhnlichen Persönlichkeiten im Sport und lässt diese sowie deren Wegbegleiter in einem einzigartigen Setting nahbar, meinungsstark und offen zu Wort kommen.

Frankfurt-Coach Oliver Glasner exklusiv bei UNFILTERED über …

… seine Anfänge auf dem Fußballplatz als Kind

"Als ich begonnen habe, war die Trainingszeit zweimal in der Woche. Und das ist der große Unterschied: Heutzutage wird viel weniger frei Fußball gespielt. Du wirst dadurch viel mehr in eine Struktur gedrängt – und Struktur und Kreativität ist ja eigentlich ein Widerspruch. Deswegen fand ich diese Zeit sehr, sehr spannend."

… seine Karriere ohne Spiel für Österreichs Nationalmannschaft

"Da fällt mir kein Zacken aus der Krone, am Ende des Tages war die Qualität zu schlecht. Wenn ich 18 Jahre Bundesliga spiele und kein A-Länderspiel habe, könnte ich natürlich sagen, dass es all die Trainer nicht gesehen haben – aber nein. Es gab einfach bessere Fußballspieler als Oliver Glasner, die dann völlig zu Recht für Österreich gespielt haben."

… seine Hirnblutung vor dem Europapokalspiel gegen Bröndy und die folgende Not-OP

"Als ich am nächsten Tag wach wurde, war alles voller Kabel und ich wusste nicht, was los ist. […] Alles, was ich weiß, weiß ich nur aus Nacherzählungen, weil ich mich an nichts mehr erinnern kann. Die schwierigste Entscheidung musste meine Frau treffen. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht, wo sie eine Hirnblutung festgestellt haben, die sich schnell ausbreitete. Sie mussten eine Not-OP machen und ich war nicht mehr zurechnungsfähig. Dann hat unser Mannschaftsarzt meine Frau angerufen, die das Einverständnis geben musste. […] Für meine Familie waren das natürlich die schlimmsten Stunden. Da beginnst du zu googeln, dann siehst du, wie viele an einer Gehirnblutung auch sterben. Meine Frau ist dann nach Dänemark geflogen und hat mir zwei Löffel Suppe eingetrichtert, das war alles, was ich den ganzen Tag gegessen habe."

Oliver Glasner SV Ried 12032011
Bild: Getty ImagesGetty Images

… die Rolle seiner Frau auf dem Weg zum Trainerdasein nach der Operation

"Ich wollte den Kurs nicht machen, weil ich gesagt habe: Ich habe nicht sieben Jahre studiert, um Trainer zu werden! Meine Frau meinte dann: 'Du weißt ja eh nicht, was du zuhause tun sollst. Mach ihn doch mal!' Sie sagt heute noch, das ist der größte Fehler, den sie gemacht hat. (lacht) Weil jetzt bin ich noch weniger zuhause als früher."

… Karriereentscheidungen und Prioritäten

"Ich hätte mit Roger Schmidt (Glasner war unter Schmidt Co-Trainer in Salzburg, Anm.) nach Leverkusen gehen können, habe mich aber entschieden, in Ried Trainer zu werden. Nach einem Jahr bin ich dann zum LASK in die zweite Liga - die Leute haben gesagt, der ist völlig verrückt. Statt deutsche Bundesliga in Leverkusen macht er zweite Liga. […] Für mich ist immer wichtig: Ich brauche eine sportliche Vision, eine sportliche Perspektive und ich werde nirgendwo Trainer, wenn ich das nicht habe. Wenn ich dafür kritisiert werde, dann halte ich das aus. Das war so, ein paar haben mir das sehr übelgenommen. Was für mich am schlimmsten war: Mein Sohn ging damals in Ried zur Schule. Das hat mir am meisten wehgetan, wenn die Familie drunter leidet, weil der Vater eine Jobentscheidung trifft."

… über seine Startschwierigkeiten in Wolfsburg und Schmadtkes Ratschlag

"Da ist es ganz, ganz schlecht losgegangen. Am Ende hieß es immer Jörg Schmadtke und ich hatten Probleme. Aber Jörg hat mir einen unglaublich wichtigen Ratschlag gegeben. Als es nicht gut lief sind wir zusammengesessen und ich habe gesagt: 'Ich weiß nicht, ob wir das, was ich im Kopf habe, hier hinbekommen mit den Spielertypen.' Und er hat in seiner unnachahmlichen Art gesagt: 'Oliver, wenn du das änderst, dann werf' ich dich raus!' Wegen deiner Idee, deswegen haben wir dich geholt. Bleib standhaft, zieh dein Ding durch – das war für mich ganz wichtig, dass er mich bestärkt hat, diesen Weg weiter zu verfolgen, der dann auch in der Champions-League-Teilnahme gegipfelt ist."

Glasner: "Ich werde immer der Getriebene und Erfolgsbesessene sein"

… den Stolz über den Europa-League-Sieg

"Dieses Gefühl hatte ich nicht nur von meiner Heimatgemeinde Riedau. Ich hatte das Gefühl, beim Europa-League-Finale hat Frankfurt Deutschland vertreten. Ganz Deutschland war Eintracht-Fan. Das war eine Welle, auf der wir getragen wurden – es hat einfach sein müssen. Das Schönste war für mich das Mannschaftsgefüge, das wir hatten."

… den Zusammenhalt in der Mannschaft vergangene Saison

"Wir hatten Ilse (Stefan Ilsanker, d.Red.) und Erik Durm nicht nominiert, aber alle nach Barcelona mitgenommen. Dann sagt der zum Physio: 'Boah, das ist, als ob deine Ex-Freundin heiratet und du bist zu ihrer Hochzeit eingeladen.' So hat der sich gefühlt – finde ich ein geiles Bild! Ich bin dann zu Ilse hin und hab ihm gesagt: 'Es tut mir brutal weh, aber wir mussten damals eine Entscheidung treffen. Aber wenn du mir das sagst – das Bild befasst das Herz.' Und die waren trotzdem dabei. Und ich sage auch nur deswegen haben wir's geschafft."

… seine Art als Trainer

"Manchmal bin ich vielleicht ein Stück zu ungeduldig, zu ehrgeizig. Da habe ich zum Glück Freunde als Co-Trainer, die dann sagen: Oliver, schalt einen Gang runter, das ist zu viel für die Spieler. […] Ich habe auch immer wieder die gute Rückmeldung aus der Mannschaft, die sagt: Vielleicht ist es da und da zu viel. Aber ich werde immer der Getriebene und Erfolgsbesessene sein, der ein klares Bild von Fußball im Kopf hat, wie er täglich arbeiten möchte – nämlich in einem freundschaftlichen Umfeld, in dem wir alle gemeinsam das gleiche Ziel verfolgen."

… die Freude der Menschen nach dem Europapokaltriumph

"Anderen Menschen Freude bereiten, das ist für mich eine der schönsten Sachen, die ich als Oliver Glasner machen kann. […] Und das kannst du dir nicht kaufen. Diese Fahrt zum Römer, die kannst du dir nicht kaufen. Das musst du erleben, das musst du dir verdienen. Die Begeisterung und die Freude der Menschen – ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich darüber spreche. Wenn man merkt, wie viel das denen bedeutet. Ich habe den Pokal drei Stunden hochgehoben, meine Arme waren schon halb taub und die Leute haben geweint, wenn sie ihn einmal berühren durften."

Eintracht Frankfurt Fans Europa League
Bild: Getty ImagesAFP/AFP/CHRISTOF STACHE

… Kontakt mit ehemaligen Spielern

"Mich freut's auch am meisten, wenn ich von Spielern, die weg gegangen sind und mit denen ich nicht mehr zusammenarbeite, eine Rückmeldung bekomme: hat mir als Mensch geholfen. Filip Kostic hat mir, als er gewechselt ist, eine WhatsApp-Nachricht geschickt, da hatte ich Tränen in den Augen."

… das Schönste am Fußballbusiness

"Ich sage das oft meinen Spielern: Ich habe alle Prämien vergessen, aber ich weiß noch jede Feier - alles andere ist vergänglich. Diese Verbindungen und Freundschaften, die da entstehen, das ist für mich das Schönste an diesem Beruf."

… den zeitintensiven Trainerjob, weg von der Familie

"Für mich ist das einer der Gründe, warum ich sage, dass ich nicht mehr 15 Jahre lang Trainer mache. Meine besten Freunde sagen, das schaffe ich eh nicht ohne Fußball. Deswegen ist es vielleicht auch nur ein Hirngespinst. Aber wenn ich das Gefühl habe, es reicht – und das wird irgendwann kommen, ich weiß nur nicht wann –, dann wird definitiv Schluss sein. Dann sage ich: Wunderbare Zeit, aber das Leben hat noch andere Facette zu bieten."