Mit seinem ersten Profitor - ausgerechnet in der Allianz-Arena - hatte Kacper Potulski noch vor der Pause für die Mainzer ausgeglichen. Im Alter von 18 Jahren und 56 Tagen avancierte der Pole damit zum zweitjüngsten FSV-Torschützen in der Bundesliga - hinter Teamkollege Nelson Weiper, der seine Torpremiere bereits mit 17 Jahren und 344 Tagen gefeiert hatte. Dass Potulskis starke Leistung in der Schlussphase noch einen Dämpfer hatte hinnehmen müssen, konnten die Verantwortlichen derweil nicht nachvollziehen.
Von einem "billigen Elfmeter, den man nicht zwangsläufig geben muss", sprach etwa Daniel Batz bei DAZN nach dem Spielende. Im Gegensatz zum Mainzer Torhüter hatte Sportdirektor Niko Bungert die entscheidende Szene vor dessen Analyse indes bereits auch via Zeitlupe studiert - und dennoch teilte er die Wahrnehmung des Schlussmanns.
"Das ist schon reichlich wenig. Ich glaube auch, dass es vom VAR im Nachgang kein Signal gegeben hätte, wenn er nicht gegeben worden wäre. Das ist natürlich sehr, sehr ärgerlich für uns", erklärte Bungert, der die Hoffnung auf gutes Karma derweil noch nicht aufgegeben hat: "Wir sammeln weiter auf unser Konto ein, was Situationen im Saisonendspurt anbelangt, die für uns entschieden werden, weil da insgesamt schon viel gegen uns läuft."
Batz: "... dann hätten wir das unterschrieben."
Schiedsrichter Dr. Robin Braun jedenfalls hatte sich auf dem Feld unverzüglich festgelegt und Potulskis klares, langes Ziehen an Harry Kanes Trikot geahndet. Der Münchner Top-Torjäger ließ sich daraufhin nicht zweimal bitten und verwandelte den Strafstoß gewohnt souverän zum letztlichen Endresultat.
Ebenso wie in der Elfmeter-Thematik waren sich die Gäste unterdessen auch bei der Einordnung dieses Unentschiedens einig. So stellte Torhüter Batz, den unter anderem auch Münchens Joshua Kimmich nachträglich gelobt hatte, fest: "Hätte uns vorher jemand gesagt, dass wir einen Punkt aus der Allianz-Arena mitnehmen, dann hätten wir das unterschrieben."
Zwei bemerkenswerte Statistiken
Neben dem nominellen Ersatzkeeper, der abermals den verletzten Robin Zentner ersetzte, stach insbesondere die Laufbereitschaft der Rheinhessen heraus. Seit Messung der Tracking-Daten (2013/14) waren die 132,55 Kilometer, die Urs Fischers Team am Sonntagabend abspulte, zuvor einzig von Bielefeld am 24. Spieltag der Saison 2020/21 gegen Union Berlin überboten worden (133,59 km).
Fischer selbst hatte nicht nur durch seine Entscheidung für das 5-4-1-System deutlich gemacht, dass der Fokus im Auswärtsspiel klar auf die Arbeit gegen den Ball gerichtet werden sollte. "Wir haben unser Tor mit allem, was wir hatten, geschützt", stellte der Schweizer nach seinem Comeback im deutschen Oberhaus zufrieden fest. Die Tatsache, dass sein Team dabei über den geringsten Ballbesitz seit Erfassung der Daten in einer Bundesliga-Partie verfügte (15 Prozent), dürfte für ihn zu verkraften sein.
Am Ende "überwiegt die Freude" bei Fischer, dessen Mannschaft den Rückstand auf den FC St. Pauli, der auf Tabellenplatz 16 rangiert, zumindest um einen Zähler verkürzen konnte. Ausgerechnet die Kiezkicker empfängt der FSV am kommenden Sonntag (15.30 Uhr), wenn es nicht nur darum gehen wird, den eigenen Ballbesitzwert versöhnlicher ausfallen zu lassen.