Eigentlich wäre er ja gar nicht da. Erst nach em Kreuzbandriss des Japaners Koki Machida hatte Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker umgehend reagiert und mit Albian Hajdari den nächsten linksfüßigen Innenverteidiger aus dem Hut gezaubert. Für fünf Millionen Euro war der 23-Jährige Ende August vom FC Lugano nach Hoffenheim gewechselt.
Auf Anhieb ein Leistungsträger
Nur bei seinem Debüt am zweiten Spieltag gegen Frankfurt (1:3) war Hajdari eingewechselt worden, seither ist er fest verankert in der Startelf der Kraichgauer und hat sich ziemlich schnell an die Ansprüche in der Bundesliga gewöhnt. Gegen Leipzig nun erzielte Hajdari auch seinen erstes Bundesligator. Es war das wichtige 1:1, das er mit seinem schwächeren rechten Fuß nach Vorlage von Wouter Burger nur noch über die Linie drücken musste.
"Ein Traum ist in Erfüllung gegangen."
"Ich bin sehr happy, schon als kleiner Junge habe ich immer die Bundesliga geschaut, jetzt mache ich selber hier ein Tor, da ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen", versicherte Hajdari, und bedankte sich artig gleich auch bei seinen neuen Kollegen: "Ich muss ein Kompliment an meine Mitspieler geben, dass sie immer an mich glauben, dass sie mir den Raum geben, mir nicht zu viel Druck machen, weil doch ein großer Unterschied ist zwischen der Schweizer Liga und der Bundesliga. Aber ich kenne auch meine Qualitäten und glaube an mich und was ich kann."
Immer wieder mal schleichen sich kleinere Unsicherheiten ein ins Spiel des offensiv verteidigenden, aggressiven Abwehrmanns, etwa zuletzt beim 3:2-Sieg in Wolfsburg, als er sich nach einem technischen Fehler früh Gelb abholte und zur Pause ausgewechselt worden war. "Es war die richtige Entscheidung, dass der Trainer mich sicherheitshalber dann rausgenommen hat", erkennt Hajdari, gegen Leipzig stand er wieder beim Anstoß auf dem Platz.
Gleich drei Nationalspieler des Kosovo bei der TSG
Dieser Spieler erfüllt in vielerlei Hinsicht das von Trainer Christian Ilzer und Schicker gesuchte Profil. Hajdari verteidigt leidenschaftlich, ist jung und gierig nach Erfolg, hat eine solide Grundtechnik und eine gute Übersicht, mit seinen öffnenden Diagonalbällen bringt er regelmäßig auch den auf der rechten Seite lauernden Vladimir Coufal ins Spiel. Zudem dürfte er seinen Marktwert schon jetzt deutlich gesteigert haben.
Schließlich ist er mittlerweile auch A-Nationalspieler. Allerdings nicht der Schweiz, sondern des Kosovo. Nach einem Testspiel für sein Geburtsland entschied sich der gebürtige Binninger zuletzt aber für den Kosovo. Und folgte damit seinen neuen Hoffenheimer Teamkollegen Fisnik Asllani und Leon Avdullahu. Auch letzterer war bislang auch in den Nachwuchsteams stets für die Schweiz aufgelaufen, hat sich aber unmittelbar vor dem Länderspielfenster im September umentschieden.
Fernziele WM und Europapokal
Also fahren nun erneut gleich drei Hoffenheimer zur kosovarischen Nationalelf. Sicher auch ein Faktor für die gelungene Integration im Kraichgau. "Natürlich ist es umso schöner, dass wir hier gemeinsam sind, weil wir uns schon gut kennen, deshalb können wir auch gewisse Situationen besser ausspielen", versichert Hajdari, der die Geschlossenheit der neu formierten TSG betont. "Wir sind einfach hungrig, wir sind ehrgeizig, wir beißen bis zum Schluss", genießt es der Neuzugang sichtlich, "wir sind zehn Kilometer mehr gelaufen sind als Leipzig, das zeichnet uns aus, wir machen diese Meter vorwärts wie rückwärts und werden mittlerweile auch belohnt."
Schon der zweite Heimsieg nacheinander für die zuvor nur auswärts so starken Kraichgauer. Das soll erst der Anfang sein, "man will ja immer eine Heimmacht werden". Was für die TSG, die sich derzeit in den Top Sechs festsetzt, so alles möglich ist in dieser Saison, dazu hält sich Hajdari noch zurück, verrät aber immerhin: "Wir haben interne Ziele, die will ich aber noch für mich behalten. Wir schauen, wo wir im Winter stehen..."
Ob er denn lieber mit dem Kosovo zur WM fahren oder mit der TSG Europacup spielen würde? "Beides", kommt so spontan von Hajdaris Lippen, dass damit alles gesagt ist.