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HSV-Sieg in Unterzahl: Kleine Geschichten, große Bedeutung

kicker

Merlin Polzin wirkte ganz ruhig und besonnen, als er knapp eine Stunde nach der aufreibenden Schlussphase gegen Stuttgart auf dem Podium im Presseraum des Volksparkstadions saß und von "einem ganz, ganz besonderen Abend mit vielen kleinen Geschichten" sprach. Sie mündeten in einem großen Sieg in Unterzahl, der einen bedeutsamen Schritt nach nur einem von möglichen 15 Punkten markiert.

Glatzel: "Es wäre bitter, jetzt diese beiden Spiele zu verpassen"

Robert Glatzel schrieb eine dieser "kleinen Geschichten". Der langjährige Zweitliga-Torjäger durfte erstmals in dieser Bundesligaspielzeit von Beginn an ran, mit und um ihn herum hatte der Trainer ganz gezielt das Spiel des HSV umgestellt. Gezielt wurde immer wieder auch der lange Ball auf den Zielspieler Glatzel und damit das richtige Stilmittel gewählt. Der 31-Jährige überzeugte durch gute Präsenz, traf früh die Latte und dann nach Vorarbeit von Alexander Rössing-Lelesiit sogar ins Tor (17.). Ein folgenschwerer Treffer für ihn.

Nach rund einer halben Stunde musste Glatzel wegen Problemen in der hinteren Oberschenkelmuskulatur raus, aufgetreten waren diese bei seinem Torschuss. "Danach", verriet der Mittelstürmer, "habe ich es gemerkt." Er hat dann noch wenige Minuten versucht, weiterzuspielen, wollte aber kein Risiko eingehen - und muss nun den Montag abwarten. "Ich kann nicht sagen, ob es nur eine Verhärtung oder eine Zerrung ist." Fast sicher aber scheint: Mindestens das erste von zwei Nord-Derbys in dieser Woche, am Mittwoch im Pokal gegen Holstein Kiel, kommt für ihn zu früh. Für den Sonntag gegen Werder besteht Hoffnung. Glatzel ehrlich: "Es wäre bitter, jetzt diese beiden Spiele zu verpassen."

Polzin risikoscheu

Polzin möchte kein Risiko eingehen, kündigt an: "Wir werden jetzt genau hinschauen und abwarten, was die kommende Woche und den Endspurt in diesem Jahr angeht." Klar ist: Glatzel hat sich ebenso für mehr Spielzeit empfohlen, wie Rössing-Lelesiit, der auch von den Achillessehnenproblemen bei Jean-Luc Dompé profitierte, nicht nur wegen seiner Vorlage einen beherzten Auftritt hinlegte, dann aber nach einem gestreckten Bein gegen Josha Vagnoman mit Gelb-Rot vom Platz flog (81.). Eine harte Entscheidung von Schiedsrichter Sören Storks, die nicht gerade zu dessen zuvor großzügiger Linie passte, der Trainer aber rügte: "Wenn er schon vorbelastet ist, darf Alex in der Situation nicht so hingehen."

Der 18-jährige Norweger verpasst das "große" Derby in der Liga gegen Werder am kommenden Sonntag also in jedem Fall, dürfte damit aber gegen Kiel im Pokal womöglich nochmal den Vorzug auf der linken Außenbahn bekommen, damit Dompé ein weiteres Mal seine Kräfte schonen kann.

Klar ist, dass Polzin die freigesetzten Kräfte vom Sonntag in "eine für uns sehr besondere Woche" mitnehmen möchte. Die Gefühlsexplosion im Volkspark, freigesetzt durch das 2:1 von Fabio Vieira in der Nachspielzeit und in Unterzahl, soll möglichst nachhallen. "Wenn ich sehe, wer bei der Jubeltraube nach dem Tor die Ersten waren, dann bedeutet mir das sehr viel", sagte der Coach, "es zeigt mir, dass hier alle in eine Richtung gehen." Und es zeigt, dass der Abend mit vielen "kleinen Geschichten" eine große Bedeutung hat.