Ried feierte vor den mitgereisten Fans einen historischen Sieg. Auf der anderen Seite des Rasens schaffte es die Rapid-Mannschaft samt Trainerteam nicht einmal bis zum Block West. Mit Pfiffen und klaren Gesten verweigerten die Anhänger den Spielern eine gemeinsame Verabschiedung. Das 1:2 der Hütteldorfer gegen die SV Ried war die fünfte Niederlage in den letzten sechs Pflichtspielen - und für viele im Allianz-Stadion endgültig eine zu viel.
"Das schmerzt extrem. Wir haben uns in eine Ausgangslage gebracht, die extrem unangenehm ist", sagte der nach dem Rauswurf von Peter Stöger zum interimistischen Cheftrainer ernannte Stefan Kulovits gegenüber Sky. "Wir hatten die Hoffnung, dass wir den Turnaround schaffen und die Fans zurückgewinnen. Das Gegenteil ist passiert. Wir werden aber nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern schauen, dass wir das im nächsten Spiel drehen. Dass da viel Verunsicherung drinnen ist, brauche ich niemandem zu erzählen."
"Bei uns hilft jetzt nur ein Erfolgserlebnis, egal wie es zustande kommt", betonte Kulovits, der auch selbst Ergebnisse braucht, um als Permanentlösung überhaupt in Betracht zu kommen. Der neue Rapid-Cheftrainer soll jedenfalls beim Trainingsauftakt Anfang Jänner feststehen. Sechs Runden vor dem Ende des Grunddurchgangs ist Grün-Weiß jedoch im harten Kampf um das Erreichen der Meistergruppe angekommen. Gedanken an die Tabellenspitze, die lange Zeit in Reichweite war, hegt im Westen Wiens momentan niemand.
"Haben bis zum Schluss alles versucht"
Louis Schaub betonte im ORF-Interview nach Schlusspfiff den körperlichen Einsatz und die klaren spielerischen Vorteile, die den Rapidlern über weite Strecken der Partie auch wirklich nicht abzusprechen waren: "Es hat jeder gesehen, dass wir bis zum Schluss alles versucht haben. Ich würde auch nicht sagen, dass die Verunsicherung zu groß war. Weil wir waren schon die Mannschaft, die angelaufen ist und alles probiert hat. Aber wenn man wieder mit null Punkten da steht, bringt das halt sehr wenig", so Schaub.
Der von den Innviertlern zweimal bezwungene Rapid-Goalie Paul Gartler zeigte sich ebenfalls konsterniert: "Wir sind gerade in einer unglaublich schwierigen Situation. Ich bin schon lange hier, aber so hab das auch noch nicht erlebt. Wir müssen jetzt alles nutzen und tun, was möglich ist. Wir müssen Gespräche führen, auf dem Platz hart arbeiten und uns gegenseitig alles abverlangen. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie man in so einer Situation reagieren kann. Sich verstecken und sagen, wie arm man ist. Oder gemeinsam da raus kommen. Fußball ist ein Mannschaftssport, daran werden wir arbeiten.
Rieder genießen "wunderschönen Moment"
Ried-Trainer Maximilian Senft dagegen schwebte auf Wolke sieben: "Der erste Auswärtssieg bei Rapid in der Bundesliga - es ist ein wunderschöner Moment. Wir sind ganz gut gestartet, haben nach dem 0:1 mit einer unserer Waffen, den Standards, zugeschlagen. Wir haben auch mit dem Ball gute Lösungen gehabt. In der zweiten Hälfte wollten wir Geschichte schreiben, Boguo hat mit einem Energieanfall Rapid ein bisschen den Stecker gezogen. Das hat die Dynamik des Spiels verändert. Die Mannschaft hat das dann heroisch verteidigt."