Vogel nach WM-Silber: "Da ist gar keine Trauer"

Aus Rotterdam berichtet Merle Klingenberg

handball-world: Emily, es ist Silber geworden, aber ihr habt gegen den Europameister und Olympia-Sieger überragend mitgehalten. Welche Gefühle überwiegen gerade?

Emily Vogel: Ich bin super happy und stolz. Da ist gar keine Trauer. Wenn man das so ein bisschen verarbeitet und überlegt, wie viel harte Arbeit da drin steckt, dann ist man so nah dran, sich unsterblich zu machen mit einem WM-Titel. Aber wir können absolut stolz sein auf die Performance, die wir über die neun Spiele gezeigt haben, jetzt auch im Finale nochmal. Wir haben Norwegen echt alles abverlangt. Dementsprechend ist da sehr viel Stolz und Freude in dieser Medaille.

Ich glaube, ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen, die sich bei der Siegerehrung so über den zweiten Platz gefreut hat. Zeigt das, wie bedeutsam diese Silber-Medaille für euch ist, weil die wenigsten vorher geglaubt haben, dass ihr hier in diesem Finale spielt?

Auf jeden Fall. Es ist auch eine gewisse Genugtuung mit dabei, das auf jeden Fall. Für einige ist es natürlich das erste Turnier. Die wissen gar nicht, in welchem Film sie aktuell mitspielen. Für uns, die schon einige Turniere mitgemacht haben, immer wieder viel Enttäuschung und auch viel Kritik einstecken mussten, ist das einfach ein geiles Gefühl, jetzt alle Kritiker mal so ein bisschen ruhig zu stellen, zumindest für ein paar Wochen und hoffentlich ganz, ganz viel Begeisterung für den deutschen Handball ausgelöst zu haben. Ich hoffe, dass die Männer da im Januar weiter machen und dass wir da gemeinsam sehr gute Werbung für den Handball machen.

Ihr habt in der ersten Halbzeit zeitweise geführt. Was war nachher der Knackpunkt, dass Norwegen das Ding gezogen hat?

Ich glaube, das sind so mini Kleinigkeiten, ein paar 50-50-Entscheidungen, wo es in die eine oder andere Richtung gehen kann. Natürlich geht man dann am Ende auch so ein bisschen ins Risiko, weil man die Tore braucht. Das ist uns dann nicht gelungen. Dementsprechend sind es am Ende drei Tore Unterschied geworden. Aber da kann man nicht viel von Fehlern sprechen. Das war eine unheimlich starke Performance.

Das vor dem Finale knappste Ergebnis von Norwegen war das 32:23 im Viertelfinale gegen Montenegro. Was sagt das über eure Leistung aus, dass ihr sie hier bei 23 Toren gehalten habt?

Das ist nochmal eine Bestätigung, was für eine geile Abwehr wir über das ganze Turnier hinweg gestellt haben. Wir haben eine unglaubliche Athletik mitgebracht, auch in dieses Turnier. Wir hatten die beste Mannschaft der Welt ganz lange am Zweifeln oder konnten sie zumindest ins Nachdenken bringen. Wir können mit Stolz sagen, dass wir in diesem Jahr zu den Top Zwei der Welt gehören.

Viola Leuchter wurde wieder als Best Young Player ausgezeichnet. Du hast es mit Antje Döll zusammen ins All-Star-Team geschafft. Wie stolz bist du?

Ich bin natürlich unheimlich stolz. Das ist natürlich nochmal die Kirsche auf der silbernen Sahnehaube. Das ist für uns persönlich natürlich eine absolute Auszeichnung. Ich bin richtig happy, wie das Turnier gelaufen ist. Aber im Großen und Ganzen war das natürlich eine absolute Teamleistung. Da muss man einfach alle nennen. Das haben wir als Team gewuppt. Jeder hat Energie ins Team gebracht. Dementsprechend bin ich richtig stolz auf diese gesamte Leistung.

Andreas Michelmann hat das Halbfinale als dauerhaften Anspruch ausgerufen. Was geht in den nächsten Jahren noch für euch?

Wenn wir so spielen wie in diesem Jahr, mit solcher Dominanz, mit solcher Präsenz, dann geht da einiges. Ich freue mich drauf, bin natürlich auch gespannt. Ich hoffe, dass das ein guter Startschuss für eine gute und lange Weiterentwicklung war. Ich hoffe, dass auch eine Welle der Begeisterung für unseren Sport ausgelöst wurde. Wenn man einmal hier in der Endrunde angekommen ist, will man das nicht mehr missen. Das ist absolut die Zielrichtung für die nächsten Jahre.

Was geht heute Abend und morgen noch?

Wir werden es natürlich sehr gut ausklingen lassen. Das haben wir uns sehr verdient. Wir werden ein gemeinsames Dinner mit der Mannschaft haben. Dann kommen auch noch einmal Family und Friends dazu. Wenn ich es richtig gehört habe, gibt es auch noch eine Playersparty. Wir gucken mal, wo uns der Abend hinführt.

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