Aus Barcelona berichtet Markus Löser
Wenn sogar die Pressevertreter applaudieren, muss das nichts mit fehlender Objektivität zu tun haben. Es ist: schlicht und ergreifend der verdiente Lohn für vier Spieler, die sich phasenweise derart spektakuläre Ballwechsel lieferten, dass einem der Atem stockte. Und die Hände dann einfach nicht anders konnten, als sich dem begeisterten Publikum anzuschließen. Genau dies war der Fall im Duell der Weltranglisten-Ersten Agustin Tapia (Argentinien)/Arturo Coello (Spanien) mit den erst seit wenigen Wochen zusammen spielenden Franco Stupaczuk/Martin Di Nenno (beide Argentinien).
Das Duo trat in Barcelona nach der Trennung von Leo Augsburger (Di Nenno) und Juan Lebron (Stupaczuk) Ende Oktober beim P2 im ägyptischen Gizeh mit einer zuvor lange vermissten, positiven Energie auf. Gereicht hat dies im Halbfinale allerdings nicht, um die Topfavoriten über die volle Distanz ins Wanken zu bringen. Lediglich im ersten Satz stand die Partie Spitz auf Knopf. Mit einem späten Break zum 7:5 machten Tapia/Coello den Sack zu, legten im zweiten Akt mit dem Break zum 2:0 früh den Grundstein zum Finaleinzug - und machten nach 1:45 Stunde mit 6:2 den Deckel drauf.
"Tapia verblüfft auch mich immer wieder", schwärmte Coello über die "unberechenbaren" Schläge seines Partners. "Er besitzt ein angeborenes Talent und Können, das sonst niemand hat, und die Fähigkeit, spektakuläre Spielzüge mühelos aussehen zu lassen - obwohl sie es nicht sind." Und wie auf dem Court, war der Spanier auch bei den Lobeshymnen nicht zu stoppen. "Agus meistert ungewöhnliche und komplizierte Situationen auf völlig überraschende Weise. Er macht Dinge, die wir anderen nicht können." Applaus, Applaus.
… und dann war da noch der Video-Beweis
Kurz gewackelt, letztlich souverän über die Ziellinie - das Traumfinale war perfekt. Für große Unruhe während des zweiten Halbfinals zwischen den an Nummer 2 gesetzten Alejandro Galan (Spanien)/Federico Chingotto (Argentinien) und Francisco Navarro/Jon Sanz (beide Spanien) sorgte zwischenzeitlich der Videobeweis. Gleich bei zwei Eingriffen waren die Unparteiischen in ihrer Kabine im Palau Sant Jordi gefordert. Einmal bei einem von Galan vermeintlich über Hüfthöhe ausgeführten Aufschlag, einmal bei der Frage: aus oder im Feld. Dauer: Ähnlich lange wie (zu oft) im "Kölner Keller" der bundesdeutschen Fußball-Gilde. Zum Unwillen des Publikums - und der Spieler im mit 15.201 Zuschauern ausverkauften Palau Sant Jordi.
"Ich weiß auch nicht, warum das so lange gedauert hat", rätselte Galan. "Es gibt schon das ganze Jahr über Probleme, zudem waren teilweise sehr kuriose Entscheidungen dabei. Es muss sich dringend etwas ändern. Das habe ich auch den Verantwortlichen bereits mitgeteilt." Von Chingotto gab es dafür ein zustimmendes Kopfnicken.
Auf das deutliche 6:2, 6:4 hatten die Überprüfungen der Entscheidungen keinen Einfluss. Galan/Chingotto spulte ihr Pensum souverän ab, ließen sich auch von einem zwischenzeitlichen 0:3 im zweiten Akt nicht irritieren. Vor dem Traumfinale gegen ihrer Dauerrivalen Tapia/Coello war jedoch Zurückhaltung oberstes Gebot. Prognose? Eher wachsweich. "Wir kämpfen schon lange mit ihnen, lassen wir uns überraschen", sagte Chingotto ohne mit der Wimper zu zucken.
Sonntag, 14. Dezember, Spiel um Platz 3, (frühestens ab 13 Uhr, nach Ende Frauen-Spiel)Franco Stupaczuk/Martin Di Nenno (ARG) - Francisco Navarro/Jon Sanz (ESP)Endspiel, im Anschluss an Frauen-Finale (beginnt um 16.00 Uhr)Agustin Tapia (ARG)/Arturo Coello (ESP/1) - Alejandro Galan (ESP)/Federico Chingotto (ARG/2)