Die Erfolgsgeschichte der Detroit Lions wurde in der jüngeren Vergangenheit oft genug dokumentiert und nacherzählt. Von einer Franchise, welcher es an Charakter und legitimen Super-Bowl-Ansprüchen mangelte, bauten Head Coach Dan Campbell sowie General Manager Brad Holmes über kürzeste Zeit ein Team mit Identifikationswert für die Region Michigan und einem starken, mit Leistungsträgern besetzten Kader.
Der Traum von der ersten Super-Bowl-Teilnahme der Historie, vielleicht sogar dem ersten Titel seit 1957, lebt - und das nicht erst seit diesem Jahr. Bereits 2023 schien es, als sei die Zeit der Lions gekommen. Erstmals seit 2016 zog man in die Postseason ein, feierte dort Siege gegen die Los Angeles Rams und Tampa Bay Buccaneers. Im Championship Game unterlag man dann jedoch um Haaresbreite den San Francisco 49ers. Vergangene Saison zog man überaus dominant in die Playoffs ein, scheiterte aber bereits in erster Instanz an den Washington Commanders.
Wie schwer es ist, Jahr für Jahr an die Regular-Season-Erfolge der Vorsaison anzuknüpfen, ist weitreichend bekannt. Und im Fall von Detroit wird der Weg an die Spitze nicht unbedingt einfacher: Von neu zu findender Motivation, über den "Grind" der Offseason, bis zur Sorge, dass in den Playoffs ein Fehler das Aus bedeuten kann. 2025 ist für die Lions keinesfalls die letzte Chance, den NFL-Thron zu erklimmen. Allerdings lässt sich argumentieren, dass die Perspektiven - seit des sportlichen Aufstiegs - nie besser standen.
Das Konkurrenzfeld ist überschaubarer denn je
Neben der Tatsache, dass sich die meisten Lions-Leistungsträger auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit befinden, dürfte die Konkurrenz für Detroit nie schlagbarer gewesen sein. Genauer gesagt, es mangelt der NFL-Landschaft in diesem Jahr an einem klaren Topteam, einem Topfavoriten auf die Meisterschaft. Einerseits bedeutet das, dass sich zehn, zwölf Teams zutrauen, im Februar in San Francisco zu spielen. Andererseits bedeutet das, insbesondere für Teams wie Detroit, dass es eben kein Powerhouse gibt, mit dem man nicht mindestens auf Augenhöhe ist.
Innerhalb der eigenen Conference steht der amtierende Champion aus Philadelphia zwar statistisch gut da, spielt aber weit unter dem letztjährigen Level. Der Süden stellt gewohnt bloß ein legitimes Team und im Westen sehen die Rams, Seahawks und 49ers zwar gut aus, haben im Direktvergleich mit dem Lions-Roster aber das Nachsehen. Los Angeles ist eine fehlende Matthew-Stafford-Spritze vom Einbruch entfernt, die 49ers plagen Verletzungen und ob man an die "Sam Darnold führt Seattle in den Super Bowl"-Überschrift glauben mag, sei ebenso dahingestellt.
Selbst ein Blick in die AFC fällt positiv ernüchternd aus. Kansas City kämpft wöchentlich darum, überhaupt Playoffs zu spielen, die Bills straucheln plötzlich und so gut New England und Indianapolis auch performen, sind beide den Playoff-Nachweis bisher schuldig. Will heißen, Detroit muss niemanden fürchten. Sie müssen sich allerdings bewusst sein, dass 2025 eher eine Anomalie als die neue Regel ist - denn die Konkurrenz schläft nicht.
Wer verdrängt wen aus dem Meisterschaftskampf?
Oder würde jemand sein hart erarbeitetes Geld darauf setzen, dass Teams wie die Chiefs, die Cowboys oder auch die Commanders mit Quarterback-Sensation Jayden Daniels im kommenden Jahr erneut so straucheln wie in diesem Jahr? Wohl eher nicht. Realistischer ist, dass sich die bekannt guten Teams von dieser Saison erholen und 2026 - mit ordentlich Wut im Bauch - erneut angreifen. Daraus resultiert, dass andere Teams werden weichen müssen. Besteht die Gefahr, dass die Lions verdrängt werden?
Es soll keineswegs prognostizieren werden, dass Detroit der sportliche Niedergang bevorsteht. Nichtsdestotrotz wäre es naiv zu glauben, dass das berüchtigte Titelfenster sich nicht irgendwann schließt, wie es bei 99,9 Prozent aller Teams in der Geschichte der NFL unweigerlich passiert ist.
Wegweisendes Thanksgiving-Duell mit den Packers
Übrigens, natürlich wurde die eigene Division, die NFC North, oben nicht unwissentlich ausgelassen. So beraubt sich der Norden - in klassischer Manier - untereinander den Siegen und mit den Chicago Bears und Green Bay Packers haben die Lions starke Konkurrenz direkt vor der Haustür. Im Fall der Bears sollte man in Michigan jedoch selbstbewusst sein, sich vor Neu-Head-Coach (und Ex-Lions-Assistenztrainer) Ben Johnson und einem Zweitjahr-Quarterback anzusiedeln. Green Bay galt seit des Trades für Edge Rusher Micah Parsons als Powerhouse, kommt aber eher wie ein Team daher, das - aus diversen Gründen - nur sehr selten am Leistungshoch kratzt.
Treffenderweise kommt es an Thanksgiving zum direkten Duell mit Green Bay. Für die Lions, die traditionell am US-amerikanischen Festtag spielen, ist das Spiel dabei mehr als ein Indikator, wo man im Direktvergleich steht. Es ist die Möglichkeit, einem direkten Konkurrenten im offenen Contender-Feld eine Botschaft zu senden.
Die Botschaft, dass 2025 das Jahr ist, in dem Detroit nicht länger nur an der oben erwähnten Tür anklopft. Green Bay steht - dank eines Unentschiedens statt einer Niederlage - knapp vor den Lions, konnte am letzten Spieltag den Rivalen aus Minnesota tiefer in die Krise stürzen. "Es ist für beide Teams ein Statement-Spiel", erklärte NFL-Insider Adam Schefter gegenüber ESPN. Mehr noch können die Detroit Lions sich selbst und dem Rest der Liga beweisen, dass sie bereit sind, die lang gehegten Super-Bowl-Träume endlich Realität werden zu lassen. Und wenn nicht jetzt, wann dann?
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