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Die Detroit-Dallas-Geschichte: Thanksgiving in der NFL

kicker

Am vierten Donnerstag im Monat November ist es ein jedes Jahr soweit: Die USA feiern den staatlichen Feiertag Thanksgiving. Familien und Freunde reisen in gewaltigen Massen durchs gesamte Land, verbringen ihre Urlaubstage zusammen. Auf den Tisch kommt dabei vielerorts ein gewaltiges Festmahl - und über die Flimmerkiste läuft von früh bis spät des Amerikaners liebster Sport.

Denn Thanksgiving ist in Nordamerika schon seit 1863 ein besonderer Feiertag - und eben auch ein ganz besonderer Tag im American Football. Die ersten beiden Spiele werden dabei seit vielen, vielen Jahren immer in Detroit und in Dallas ausgetragen, das dritte und erst seit 2006 jährlich praktizierte Match findet zwischen zwei stets wechselnden Teams statt. Ein volles Drei-Gänge-Football-Menü also.

Das Menü und der neue Absacker 2025

Los geht es dabei um 19 Uhr (MEZ) mit dem Vergleich zwischen den Detroit Lions, die seit Jahren immer mehr aufbegehren und aktuell in der NFC North bei 7-4 stehen - und den Green Bay Packers (7-3-1). Ein echtes Schmankerls also direkt zum Einstieg in den Feiertag.

Es folgt ab 22.30 Uhr (MEZ) das obligatorische Heimspiel der Dallas Cowboys (5-5-1), die nach dem spektakulären Comeback-Sieg gegen die Philadelphia Eagles (8-3) wieder stärker im Playoff-Rennen vertreten sind, und den Kansas City Chiefs. Die jahrelangen Dominatoren um Star-Quarterback Patrick Mahomes tun sich diese Regular Season schwer und brauchen im Rennen um die Endrunde bei 6-5 dringend Erfolgserlebnisse.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag (2.20 Uhr MEZ) folgt ein weiterer Kracher: Die nach fünf Siegen in Folge plötzlich auf Rang 1 der AFC North stehenden Baltimore Ravens (6-5) heißen die Cincinnati Bengals (3-8) willkommen und bekommen es bei diesem Divisionskracher auch mit Top-Quarterback Joe Burrow zu tun. Das 28-jährige Aushängeschild ist nach langer Verletzungspause rechtzeitig für den Feiertag wieder bereit.

Kleiner Einschub: Einen Tag nach Thanksgiving findet im modernen Amerika und längst auch weltweit der "Black Friday" statt, an dem Menschen online oder vor Ort in Shops Rabatte für technische Produkte sowie vieles mehr jagen. Und auch hierfür veranstaltet die NFL Football-Unterhaltung in Form eines "Black Friday Games", das es in nun erst zum dritten Mal gibt. Nach dem Auftakt vor zwei Jahren mit dem Vergleich zwischen den New York Jets und den Dolphins, als es einen kuriosen 99-Yard-Touchdown zu bestaunen gegeben hatte, folgte zuletzt das AFC-West-Matchup zwischen den Kansas City Chiefs und den Las Vegas Raiders - fataler Snap beim 19:17 inklusive. Dieses Mal stehen sich am Freitagabend (21 Uhr MEZ) der amtierende Super-Bowl-Champion aus Philadelphia (8-3) und die auf Platz 1 der NFC North stehenden Chicago Bears (ebenfalls 8-3) gegenüber.

Tradition - zugunsten zweier Teams

Eine große Frage stellt sich aber, wenn es in der NFL Jahr für Jahr um die Dreifach-Action an Thanksgiving geht: Warum dürfen ausgerechnet Detroit und Dallas stets vor heimischer Kulisse auftreten. Warum müssen diese beiden traditionsreichen Franchises keine weite Reise antreten und können sich so über ein besonderes Image im American-Football-Zirkus freuen?

Ein cleverer Geschäftsmann

Die Story Detroit: Hierzulande dürfte es weniger bekannt sein, dass die Lions seit vielen Jahrzehnten stets an diesem US-Feiertag ein Heimspiel austragen dürfen. In den USA dagegen ist dieses Thema allgegenwärtig - und stößt bei anderen Teams teilweise auch sauer auf. Schließlich möchte jedes Franchise von höheren Einschaltquoten und einem exklusiven TV-Slot sowie dem damit verbundenen gesteigerten Interesse profitieren. Doch hierzu passt ein altes, deutsches Sprichwort: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!

Und die Lions sind eben vor langer Zeit das erste Team gewesen, das bezüglich Thanksgiving vorgeprescht ist und den Stein ins Rollen gebracht hat. Gegründet worden ist das Team 1929 in Portsmouth noch unter dem Beinamen Spartans. George Richards, ehemaliger Direktor der Radiostation World Junior Records (WJR), verfrachtete es etwas später in die Großstadt Detroit.

Um in der Folgezeit Fans anzuziehen, ordnet der Besitzer im Jahr 1934 an, Football am Thanksgiving Day steigen zu lassen. Hier haben die potenziellen Anhänger schließlich frei, können Zeit und Geld für "ihr" Football-Team aufwenden. Der Plan geht auf: Da der clevere Manager Richards nämlich mit seiner Radiostation Teil vom "NBC Blue Network" gewesen ist, bringt er damals die Vorgesetzten dazu, das erste Spiel (16:19-Niederlage gegen Chicago) über 94 Stationen landesweit zu übertragen.

Und wenngleich der Erfolg rein aus sportlicher Sicht für die Lions in all den Jahren seither nicht festzustellen ist (überschaubare Bilanz von 38:45:2, zuletzt 2024 ein knappes 23:20 gegen die NFC-North-Rivalen aus Chicago), so ist klar: Detroit hat merklich dazu beigetragen, dass Thanksgiving für unzählige Amerikaner ein Football-Festtag im Kreise der Liebsten ist.

Für die NFL selbst entpuppt sich der einstige Umzug der Lions mitsamt den ganzen Maßnahmen im Nachhinein ebenfalls als sehr erfolgreich, da sie im fünften Anlauf endlich ein Team in der "Motor City" etablieren. Zudem sichert sich Detroit 1935 erstmals den NFL-Titel - im gleichen Jahr, als die Detroit Tigers zum ersten Mal die World Series und kurz bevor die Detroit Red Wings den Stanley Cup zweimal in Folge (1936, 1937) gewinnen können.

Cowboys sichern sich den zweiten Platz

Story Dallas: Die stolzen Cowboys dürfen an Thanksgiving erstmals im Jahr 1966 ran, ehe das Prozedere ab 1978 und bis heute regelmäßig geworden ist. Und genau wie die Lions hoffen die Macher der Texaner darauf, ihr Image mit diesem besonderen Feiertags-Auftritt aufzupolieren.

Gesagt, getan - und wieder sind hier clevere Planer am Werk. Denn das Franchise etabliert sich in jener Zeit unter dem legendären Head Coach Tom Landry, der zwischen 1960 und 1988 trainiert und die Cowboys 1971/72 (24:3 gegen Miami) und 1977/78 (27:10 gegen Denver) zum Super-Bowl-Sieg führt. Die großen Cowboys sind geboren. Der damalige General Manager Tex Schramm trägt in dieser Zeit enorm viel zum marketing-technischen Erfolg bei - etwa etabliert er die "Dallas Cowboys Cheerleaders".

Die Thanksgiving-Bilanz von Dallas, das gemeinhin aufgrund der heutzutage vielen Fans einfach als "America's Team" bezeichnet wird und vergangenes Jahr samt überwundenen Heimfluch mit 27:20 gegen die New York Giants gewonnen hat, sieht derweil wie folgt aus: 34 Siege, 22 Niederlagen, ein Remis.

Spiel Nummer 3

Kurzum: Seit 1934 tragen die Lions nun schon in schöner Regelmäßigkeit das erste Thanksgiving-Heimspiel aus, ehe sich seit 1978 Dallas immer an Detroit mit einem Heimspiel anschließt.

Um allerdings auch andere der insgesamt 32 NFL-Teams in den Genuss kommen zu lassen, lässt die Liga seit 2006 ein drittes, stets flexibles Duell austragen (dieses Mal eben Ravens vs. Bengals).

Der Zusatzgewinn daraus: Aus über sechs Stunden Football-Unterhaltung werden weit über neun - und der US-Feiertag Thanksgiving ist medial komplett in der Hand des Footballs, was für die NFL natürlich satte Erlöse abwirft. Speziell, weil von etlichen Wirtschaftsunternehmen zusätzlich mächtig Werbung für den bevorstehenden "Black Friday" plus anschließendem "Cyber Monday" geschaltet werden kann.

Die am häufigsten ausgetragenen Duelle an Thanksgiving sind in der Geschichte übrigens die Vergleiche zwischen Lions und Packers (bislang 22 Partien, Bilanz pro Detroit mit 12-9-1) sowie Lions vs. Bears (bis dato 20 Spiele, Bilanz pro Chicago mit 11-9). Außerdem häufig ausgetragen: Dallas vs. Washington (9-2).