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Die fünf hartnäckigsten Chiefs-Mythen im Faktencheck

kicker

Fünf verbreitete Mythen über die Chiefs-Saison 2025 und was wirklich dahintersteckt:

Mythos 1: Patrick Mahomes spielt eine schwache Saison

Patrick Mahomes wird 2025 häufig als Hauptverantwortlicher für die Chiefs-Krise genannt - doch dieser Vorwurf hält einer datenbasierten Analyse nicht stand. Zwar spielt der Quarterback derzeit nicht auf MVP-Niveau, seine Kennzahlen bewegen sich jedoch weiterhin klar im oberen Liga­bereich. Laut EPA/Play zählt Mahomes zu den Top-3 Quarterbacks der NFL, liegt im Total QBR ebenfalls stabil in der Liga-Spitze und reiht sich bei der CPOE nur knapp hinter Josh Allen ein.

Für seine eigenen Maßstäbe mag das ungewohnt wirken, im Liga­vergleich aber bleibt er deutlich überdurchschnittlich. Auch die laut PFF nur moderat gestiegenen Turnover-worthy Plays liefern keinen Hinweis auf einen echten Leistungsabfall, sie spiegeln vielmehr die vielschichtigen Probleme im Umfeld des Quarterbacks wider.

Was Mahomes’ Leistung tatsächlich negativ beeinflusst, sind die strukturellen Schwächen der Chiefs-Offense. Die Pressure-Rate gehört ligaweit zu den zehn höchsten Werten, wodurch Mahomes deutlich häufiger zu improvisierten Würfen gezwungen wird als in früheren Jahren. Selbst in stabilen Pocket-Situationen fehlt ihm inzwischen häufig gänzlich das Vertrauen in seine Protection. Die Konsequenz: Er verkürzt sein Processing, geht zu früh vom ersten Read weg und verliert genau jene Ruhe unter Druck, die sein Passing Game sonst auszeichnet.

Auch das Receiving Corps trägt 2025 erheblich zur Offensivproblematik der Kansas City Chiefs bei. Laut Next Gen Stats erzeugen die Chiefs-Receiver im Schnitt weniger als 2,7 Yards Separation pro Route, ein Wert, der sich klar im unteren Liga­drittel bewegt und die Variabilität massiv einschränkt. Hinzu kommt eine Drop-Rate innerhalb der Top 5 der NFL, durch die zahlreiche Drives schon früh zum Scheitern verurteilt sind. Viele der Mahomes zugeschriebenen Interceptions sind deshalb weniger auf Fehlentscheidungen des Quarterbacks zurückzuführen, sondern entstehen durch unpräzise Laufwege, abgefälschte Bälle oder die weiterhin mangelnde Abstimmung im jungen Receiver-Room.

Mythos 2: Andy Reids Philosophie ist überholt

Andy Reid zählt auch 2025 weiterhin zu den innovativsten Play-Designern der gesamten NFL. Seine Offense basiert nach wie vor auf vielfältigen Motion-Elementen, hoher Pre-Snap-Flexibilität und konsequentem Matchup-Hunting, das gegnerische Defenses regelmäßig in ungünstige Zuordnungen zwingt. Das Grundsystem ist also keineswegs veraltet, die Probleme entstehen vielmehr im Zusammenspiel aus Playcalling, Timing und verfügbarem Personal.

Kansas City setzt 2025 auffallend häufig auf tiefe Route-Konzepte, obwohl die schwache Separation und die mangelnde Abstimmung im Receiving Corps nicht ausreichen, um diese Designs verlässlich zu tragen. Gleichzeitig fehlt ein klar strukturiertes Quick Game, das Mahomes einfache Completions und der Offense den dringend benötigten Rhythmus ermöglichen würde. Genau diese Diskrepanz zwischen Play-Design und Personnel-Fit macht die Chiefs-Offense derzeit untypisch inkonstant.

Ein weiteres Kernproblem der Chiefs-Offense 2025 ist die weiterhin unklare Rollenverteilung im Receiving Corps. Xavier Worthy, Hollywood Brown und Rashee Rice rotieren permanent zwischen Slot, Outside und verschiedenen Motion-Packages - ein Durcheinander, das die Abstimmung im Passing Game spürbar erschwert. Für ein Offensivsystem, das stark auf Timing, Präzision und klar definierte Zuständigkeiten setzt, wirkt diese ständige Neuzuordnung wie ein zusätzlicher Bremsklotz.

Verstärkt wird die Problematik durch den Matt-Nagy-Effekt: Seit seiner Rückkehr als Offensive Coordinator wirkt die Offense weniger sauber ausbalanciert als zu Zeiten von Eric Bieniemy. Das Ergebnis ist keine veraltete Philosophie, sondern eine unstrukturierte, inkonstante Offense, die noch nicht konsequent auf ihr aktuelles Personal angepasst ist und deshalb deutlich unter ihrem eigentlichen Potenzial spielt.

Mythos 3: Die Chiefs-Defense ist Teil des Problems

Trotz verletzungsbedingter Ausfälle liefert die Chiefs-Defense in diesem Jahr weiterhin solide bis teilweise sogar überdurchschnittliche Werte. Ein Bereich sticht jedoch auch in dieser Spielzeit als echtes Problemfeld heraus: der Pass Rush. Zwar gelingt es der Front in einzelnen Sequenzen, Druck zu erzeugen, über die gesamte Saison hinweg rangiert Kansas City jedoch nur im Liga-Mittelfeld.

Besonders sichtbar wird dieses Defizit beim Blitz, eigentlich ein Markenzeichen von Defensive Coordinator Steve Spagnuolo. Laut Next Gen Stats gingen die Chiefs vor Week 11 mit der neunt­höchsten Blitz-Rate der NFL (30,6 %) in ihre Spiele, erzeugten laut ESPN jedoch die schlechteste Pressure-Rate der gesamten Liga (32,4 %) bei zusätzlichen Rushern. Zum Vergleich: 2024 lag dieser Wert noch bei 44,0 %. Auch die Sack Percentage von nur 6,4 % (Platz 18) unterstreicht, wie weit Kansas City aktuell von den Top-Pass-Rush-Units entfernt ist.

Mythos 4: Die Chiefs haben ein Disziplinproblem

Obwohl die Chiefs nach zwölf gespielten Wochen überdurchschnittlich viele Penalties sammeln, deutet nichts auf ein echtes Disziplinproblem hin. Die meisten Flags resultieren aus strukturellen und verletzungsbedingten Faktoren. In der Offense fallen vor allem die häufigen Strafen von Right Tackle Jawaan Taylor sowie die ständig wechselnden Line-ups in der O-Line und die Abstimmungsprobleme des jungen Receiving Corps ins Gewicht. In der Defense entstehen viele Flags durch Steve Spagnuolos bewusst aggressives Scheme, das enge Press-Coverage und hohes Blitzing einsetzt und damit naturgemäß Neutral-Zone-Infractions oder Holds provoziert.

Auch die Fehler in den Special Teams gehen überwiegend auf unerfahrene Rotationsspieler zurück, ohne mangelnde Professionalität zu belegen. Ein Blick auf andere Teams, etwa die trotz Ligahöchstwert an Penalties klar auf Playoff-Kurs liegenden Denver Broncos, zeigt deutlich: Eine hohe Flag-Anzahl ist kein Beweis für fehlende Disziplin und muss immer im Gesamtkontext bewertet werden.

Mythos 5: Der Kader ist qualitativ nicht tief genug besetzt

Der Chiefs-Kader ist 2025 nicht grundsätzlich zu schwach besetzt, zeigt aber in zentralen Offensivbereichen deutliche Lücken: Die Offensive Line leidet unter hoher Rotation und verletzungsbedingten Ausfällen, was zu dauerhaften Abstimmungsproblemen und Instabilität führt. Die Sperre von Rashee Rice bremste die Entwicklung des jungen Receiving Corps zusätzlich aus, sodass trotz einzelner Highlights von Hollywood Brown und Xavier Worthy weder klare Rollen noch konstante Separation entstehen und Travis Kelce erneut übermäßig viel Last tragen muss.

Auch das Backfield bleibt ohne den zuletzt verletzten Isiah Pacheco eindimensional, da Kareem Hunt unter Dauerbelastung steht und Rückkehrer Clyde Edwards-Helaire nach wie vor keine echte Verstärkung darstellt. Auch die jüngste Practice-Squad-Verpflichtung von Dameon Pierce dürfte die Probleme im Room nicht automatisch lösen, denn schon in Houston konnte er sich nicht nachhaltig gegen Woody Marks und Nick Chubb durchsetzen. Gegen Dallas soll Pacheco immerhin wieder auf dem Feld stehen.

Defensiv bestätigt sich der Tiefen-Mythos nur teilweise: Besonders in der Defensive Line zeigt sich 2025 eine deutliche Diskrepanz zwischen individueller Qualität und tatsächlicher Effizienz. Trotz Leistungsträgern wie George Karlaftis und der konstanten Präsenz von Chris Jones gelingt es den Chiefs im Pass Rush nur selten, kontinuierlichen Druck in echte Disruption oder Sacks umzuwandeln, wohingegen das Defensive Backfield um McDuffie, Cook und Hicks zu den stabilsten und tiefsten Units der gesamten AFC zählt.

Fazit: Die Formkrise hat viele Ursachen, nicht nur die gängigen Narrative

Die Kansas City Chiefs haben 2025 kein Problem mit Talent oder System, sondern mit Konstanz, Struktur und personeller Verfügbarkeit. Die fehlende Konstanz ist nicht auf einen einzelnen Auslöser zurückzuführen, sondern entsteht durch das Zusammenspiel vieler kleinerer Schwachstellen: von O-Line-Rotation über Receiver-Inkonstanz bis hin zu Pass-Rush-Effizienz. Genau diese Summe an Stellschrauben untergräbt die gewohnte Dominanz der vergangenen Jahre und macht deutlich, wie vielschichtig die aktuellen Herausforderungen wirklich sind.

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