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Die Geschichte der Atlanta Falcons: Träume enden zu oft in Albträumen

kicker

Vier Dollar für einen Hotdog und eine Cola. Nicht jeweils vier Dollar, sondern in Summe. Die wohl günstigsten Preise für die Verpflegung in den großen Stadien und Hallen des US-Sports gibt es bei den Falcons. Dafür sorgt der Owner, und es beweist, dass in Atlanta gewisse Dinge etwas anders laufen.

Arthur Blank kauft im Februar 2002 das Franchise aus Georgia für 545 Millionen US-Dollar, nachdem es bis dahin in den Händen der Familie von Gründer Rankin M. Smith war. Der heute 83-Jährige, der seine Milliarden als einer der Mitbegründer des Baumark-Giganten "Home Depot" machte, verdient als Teambesitzer laut eigener Aussage schon genug Geld durch die TV-Deals und Ticketeinnahmen, da könne man den Fans auf diesem Weg etwas zurückgeben. Allgemein investiert Blank viel für den Erfolg, ordnet alles dem großen Ziel unter, das er mit den Falcons hat und nachdem dieses Franchise schon so lange strebt.

Falcons kassieren Mutter aller Super-Bowl-Niederlagen

Zweimal steht Atlanta im Super Bowl. 1999 verlieren die Dirty Birds klar mit 19:34 gegen die Broncos um Quarterback John Elway. 2017 hat der Gegner ebenfalls keinen schlechten Quarterback, doch Tom Brady spielte in diesem Endspiel lange keine Rolle. Zu gut ist die Falcons-Offensive um Matt Ryan, Star-Receiver Julio Jones und Running Back Devonta Freeman.

Im dritten Viertel eines Super Bowls mit 28:3 zu führen und nicht kurz darauf mit der Vince Lombardi Trophy im Gepäck die Parade durch die eigene Stadt zu genießen, scheint unmöglich. Doch gewisse Dinge laufen in Atlanta anders. Die Falcons um Playcaller Kyle Shanahan werden immer konservativer, den Pats gelingen 31 Punkte in Folge. Unglaublich, aber auch dank Brady. Der Traum war schon Wirklichkeit, zerplatzt umso schmerzhafter auf dem Rasen von Houston.

Dieses 28:34, die Mutter aller Super-Bowl-Niederlagen, hat sich in das Gedächtnis aller NFL-Fans eingebrannt. Falcons-Fans wissen das nur zu gut und hören es häufig genug. Fragt man sie nach den drei schmerzhaftesten Niederlagen, bekommt man jedoch gut und gerne auch fünf oder zehn Spiele als Antwort genannt. Damals, als Todd Gurley gegen die Lions aus Versehen einen Touchdown erzielt und man nur deswegen noch das Spiel verlor, ja, richtig gelesen.

Oder als man gegen die Cowboys und Bears innerhalb von nur einer Woche zweimal eine 15-Punkte-Führung im Schlussviertel verspielte - mal wieder. Oder, oder, oder. Die Falcons haben in diesem Punkt ihre eigene Geschichte. Für viele Fans anderer Teams hat das sicher Lachnummer-Potenzial.

Nur ein Makel: Ryan wird zur Legende bei den Falcons

"Home Depot", das Unternehmen, das Blank aufgebaut hat, verwendet viele Jahre den Slogan "You can do it. We can help". Ein ums andere Mal wirkt es so, als hätten die "hilfsbereiten" Falcons das auch zu ihren zurückliegenden Gegnern gesagt. Die treuen Fans nehmen es mit einer Prise Zynismus, einer Prise Galgenhumor und mindestens einem Esslöffel unverrückbarem Optimismus.

Matt Ryan ist lange Jahre der Hauptgrund für jene Zuversicht. Der 2008 an dritter Position im Draft ausgewählte Quarterback wird zum Gesicht des Franchises, prägt das Team in den letzten Jahrzehnten wie kein anderer. Zusammen mit so legendären Pass-Fängern wie Jones, Roddy White oder Tight End Tony Gonzales katapultiert sich Ryan in seinen 14 Jahren als Falke zu jeder Menge Rekordmarken.

Der MVP der Saison 2016/17 ist im All-Time-Ranking der NFL auf Platz acht nach Passing Yards (62 792), hat die fünftmeisten angebrachten Pässe (4876) und die zehntmeisten Touchdown-Pässe (381) aller Quarterbacks. Nach zwölf weiteren Spielen im Trikot der Colts beendet "Matty Ice" im Jahr 2023 seine fabelhafte Karriere mit einem einzigen Makel: ohne Super-Bowl-Sieg. Seinen Platz im "Ring of Honor" der Falcons hat der 40-Jährige natürlich sicher. Mit Legenden wie Deion Sanders, Steve Bartkowski, Jessie Tuggle oder Claude Humphrey hat Ryan beste Gesellschaft.

Falcons auf der Suche nach einem guten Pass Rusher

Atlanta scheitert in all den Jahren mit dem Elite-Quarterback nicht wegen, sondern trotz der Offensive. Dem Super Bowl 2017 folgt nur noch eine Playoff-Teilnahme direkt in der Saison darauf. Ab dann herrscht in Atlanta im Januar und Februar eine Dürre, die auch in der mangelhaften Zusammenstellung einer Defense begründet liegt. Darin, dass der letzte konsistente Pass Rusher John Abraham heißt, sind sich alle Analysten einig.

Seit seinem Abgang ist die Position des Outside Linebackers in Atlanta eine Baustelle. Die Krux an dieser Geschichte: Abraham trägt von 2006 bis 2012 das Falcons-Trikot. Um das Problem endlich in den Griff zu bekommen, riskieren die Falcons im 2025er Draft viel, traden für einen zweiten First-Round-Pick nach oben und holen in Jalon Walker, James Pearce, Xavier Watts und Billy Bowman Jr. viel junges Talent in die Verteidigung, die der Defensive von Coordinator Jeff Ulbrich neue Abwehrkräfte bescheren soll.

Seit der Ryan-Ära scheitern in der Offensive die Projekte mit dem Veteranen Marcus Mariota, dem unglücklichen Rookie Desmond Ridder und der immens kostspieligen (Nicht-)Lösung Kirk Cousins. Jenem Cousins wird mit Michael Penix Jr. direkt zum Start der Thronfolger in den Nacken gesetzt. Auch diese Draft-Strategie zeigt, dass in Atlanta manches anders läuft. Mit Bijan Robinson, Drake London und Kyle Pitts haben die Falcons auf dem Papier jede Menge Potenzial. Ein Passierschein für die Postseason ist all das aber noch lange nicht.

Falcons das Sorgenkind der Stadt Atlanta

Atlanta hat als Sportstadt viel zu bieten. Die Braves im Baseball und das MLS-Team Atlanta United - ebenfalls in Blanks Besitz - holen in den vergangenen Jahren Meisterschaften nach Georgia. Der Geist der Olympischen Spiele weht an einigen Orten noch durch die Stadt, während viele Sportstätten von 1996 bereits moderneren Arenen wie dem Mercedes-Benz Stadium weichen mussten.

Die Falcons bleiben fürs Erste eines der Sorgenkinder einer Stadt, die für ihre vielfältige Hip-Hop-Kultur und die Rolle in der Bürgerrechtsbewegung bekannt und geschätzt ist. "Home Depot" verwendet mittlerweile einen anderen Marketing-Slogan, der gut zu den Menschen in der Südstaaten-Metropole passt: "How Doers Get More Done" - wie Macher mehr schaffen. Zeit für die Falcons, endlich auch mehr zu erreichen.

Der Head Coach der Atlanta Falcons

Raheem Morris (49) ist zum zweiten Mal bei den Falcons. Der gebürtige Newarker, der 2009 mit erst 32 Jahren in Tampa zu einem der jüngsten Head Coaches der NFL-Geschichte aufstieg, ist ab 2015 in verschiedenen Positionen im Staff von Atlanta, ehe er als Nachfolger des entlassenen Dan Quinn interimistisch die Führung übernimmt. Nach drei Jahren und einem Super-Bowl-Ring im Staff der Los Angeles Rams holt Owner Arthur Blank Morris 2024 als Head Coach.

Der Star-Spieler der Atlanta Falcons

Wie viele Experten haben schon Aufsätze darüber verfasst, warum man keinen Running Back in der 1. Draft-Runde picken sollte. Doch wenn Bijan Robinson (23) seine messerscharfen Cuts auspackt, elektrisiert er die Massen und lässt auch die Experten verstummen. Robinson steigerte seine beeindruckenden Rookie-Werte im zweiten Jahr, hat aber noch mehr Potenzial.

Die Legende der Atlanta Falcons

Auch den Titel für den passendsten Spitznamen könnte sich Deion Sanders (58) in seinen Trophäenschrank stellen. "Prime Time" wird im Draft 1989 an fünfter Stelle ausgewählt, trägt fünf Jahre das Falcons-Trikot: als überragender Cornerback und spektakulärer Returner. Sanders spielt zudem Baseball in der MLB, ist der einzige Mensch, der sowohl in einem Super Bowl als auch in einem Spiel der World Series - mit den Atlanta Braves - auf dem Feld steht.

Thomas Müller

Dieser Text erschien zuerst im Sonderheft "Das Who is Who der NFL" - jetzt direkt im Shop bestellen.