In der NFL ist es üblich, dass Head Coaches nach einem siegreichen Spiel bei ihrer Kabinenansprache einzelne Teambereiche und natürlich einzelne Spieler hervorheben. Spieler, die sich mit starken individuellen Leistungen zum Matchwinner aufgeschwungen haben.
Da überraschte es nicht, dass nach dem hochverdienten 23:6 gegen die Minnesota Vikings in dieser Week 12 auch ein dickes Extralob von Packers-Trainer Matt LaFleur für Emanuel Wilson fällig war. Der Running Back war schließlich nach der Verletzung von Top-Läufer Josh Jacobs (Zwangspause nach Knieverletzung) eingesprungen und hatte die einmal mehr übers Passspiel kaum vorhandene Offense aus Green Bay - Quarterback Jordan Love brachte 14 seiner 21 Pässe (Saisontiefstwert) für überschaubare 139 Yards (ebenfalls Saisontiefstwert) ohne Touchdown bei keiner Interception - quasi allein angekurbelt.
Am Ende des Tages häufte Wilson mit 28 Carries 107 Yards Raumgewinn und zwei Scores ein - herausragend in seinem ersten NFL-Spiel als Starting Running Back. Vor allem mit dem Hintergrund, dass der Athlet 2023 als Undrafted Agent zunächst zu den Denver Broncos und dann noch im selben Jahr ohne Einsatzzeit nach Wisconsin zu "The Pack" gekommen war.
"Ich habe einfach versucht, das Beste daraus zu machen"
In Verbindung mit der brachialen Defense aus Green Bay (drei Turnovers forciert) um Pass-Rush-Monster Micah Parsons (zwei der insgesamt fünf Sacks), die den Vikings nach der Pause nur noch vier (!) Net Yards erlaubt hatte, avancierte Wilson zum Sieggaranten.
Der 26-jährige Profi, der vom kleinen Division-II-College Fort Valley (Georgia) stammt und mit seiner Performance erstmals in der großen NFL angekommen ist, zeigte sich selbst trotz all der Loblieder bescheiden.
Vor den US-Medien sagte Wilson zurückhaltend nach dem Triumph im NFC-North-Duell mit Minneapolis samt Bilanzaufbesserung auf 7-3-1 lediglich, dass er das Spiel wie jedes andere zuvor angegangen ist und sich keinen großen Kopf gemacht hat. Und weiter: "Ich bin da herangegangen wie immer. Das ist mein erster Startelfeinsatz seit dem College gewesen, klar - ich habe aber einfach versucht, das Beste daraus zu machen."
Das gelang mit reichlich Kraft und Durchschlagskraft bei vielen vermeintlich "einfachen", kraftvollen Läufen durch die Mitte. Dazu passte auch folgende Aussage von Head Coach und Playcaller LaFleur hinterher: "Ich habe noch nie denselben Lauf so viele Male hintereinander angesagt."
Gut möglich nun, dass Wilson und der eventuell schon an diesem Donnerstag beim Thanksgiving-Knaller bei den Detroit Lions (7-4) ab 19 Uhr deutscher Zeit wieder zur Verfügung stehende Jacobs künftig die Snaps verstärkter aufteilen. Zumal Letzterer als Mentor für den Ersatzmann zur Verfügung gestanden hatte (Wilson: "Er hat mir vor dem Spiel gesagt, dass ich einfach an mich glauben soll") und sich die beiden laut eigenen Aussagen bestens miteinander verstehen.
LaFleur dazu abschließend zu Wilson, der vergangene Saison immerhin solide 502 Yards plus vier Touchdowns verbucht hatte (Jacobs hier mit 1329 Yards sowie 15 Scores): "Er hat einen bockstarken Job gemacht." Das konnte auch Quarterback Love, von dem bei den Lions sicherlich wieder mehr in Sachen Passspiel abverlangt werden wird, nur bestätigen: "Eine großartige Leistung von ihm, einfach da zu sein, wann immer sich ihm die Gelegenheit bietet und die zusätzlichen Ballkontakte zu nutzen."