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Achterbahn-Saison der Niners: Wird die Yebo-Gala zum Wendepunkt?

kicker

Die Niners erleben eine Saison, die kaum widersprüchlicher sein könnte: Phasenweise spielt das Team von Rodrigo Pastore wie ein EuroCup-Geheimfavorit. Offensiv mitreißend, statistisch auf Spitzenniveau und dann reichen wenige Minuten, um alles wieder einzureißen. Doch ein Mann hält die Sachsen in dieser Achterbahnfahrt auf Kurs: Kevin Yebo. Der 29-Jährige trägt das Team derzeit durch Höhen und Tiefen, und lieferte nun sogar die beste EuroCup-Leistung seiner Karriere ab.

Der 105:94-Erfolg bei Aquila Basket Trento war ein Befreiungsschlag und gleichzeitig ein Statement. Nicht nur, weil es der erste internationale Auswärtssieg seit März 2024 war. Sondern weil Chemnitz in Norditalien endlich wieder zeigte, was in diesem Kader steckt.

Allen voran ist es ein Kevin Yebo, der das Spiel dominierte. Mit 33 Punkten, acht Rebounds, zehn gezogenen Fouls und mehreren wichtigen Sequenzen in der Crunchtime überstrahlte der Big Man alles, was auf dem Parkett passierte. Verdient folgte die Auszeichnung zum EuroCup-MVP des achten Spieltags. Die erste seiner Karriere. Und sie war nötig. Denn Chemnitz hatte einen zwischenzeitlichen 24-Punkte-Vorsprung bereits wieder verspielt.

Zwischen Resignation und Wut: Die Wochen davor waren bitter

Beim Blick auf die jüngsten Ergebnisse wird klar, warum der Trento-Sieg eine solche Bedeutung hatte. Denn die Wochen zuvor waren geprägt von Einbrüchen, Verletzungen und Frust. Gegen Podgorica verschenkte Chemnitz eine Siegchance trotz Führung. Das Schlussviertel ging mit 15:28 verloren. Kevin Yebo sprach danach in einem selten gesehenen Interview von: "Richtig scheiße. Wir haben das Spiel einfach hergeschenkt."

Gegen Jena reichte ein 24:8-Start nicht, um das Derby zu gewinnen. 17 Ballverluste und fehlende Energie sorgten für ein 72:85 vor 700 frustrierten Chemnitz-Fans. Gegen Bourg stand Pastore am Ende mit einem Fünf-Mann-Kader da, weil vier Spieler ausgefoult waren. Der Sieg lag trotzdem auf der Hand und ging erneut verloren.

Fakt ist: Die Niners spielen gut genug, um jeden Gegner zu schlagen. Aber noch instabil genug, um gegen jeden Gegner zu verlieren.

Topstats, Topkader, Topscorer, aber nur Platz zehn

Dass Chemnitz trotz all der Rückschläge in der Liga nicht weiter unten stehen, liegt ausschließlich an der Qualität ihres Basketballs. Denn statistisch gehören die Sachsen zu den besten Teams der BBL: Mit 90,1 Punkten pro Spiel stellen sie den aktuellen Bestwert ligaweit. Auch 60,7 % aus dem Zweierbereich bedeuten Platz Eins. 41,0 Rebounds pro Spiel bringen sie auf Rang Zwei (hinter Ludwigsburg).

Auch individuell sieht es beim Blick auf die Zahlen gut aus: Corey Davis ist zweitbester Assistgeber (8,1) der Liga. Mit Yordan Minchev (7,6) und Amadou Sow (7,4) kommen zwei der besten fünf Rebounder der BBL aus Chemniz.

Allerdings: Diese Zahlen stehen im Kontrast zur Tabelle. Mit 4-3 Siegen rangieren die Niners aktuell nur auf Platz zehn. Warum? Weil die Mannschaft sich selbst zu oft schlägt. Weil die Führungen nicht gehalten werden und, weil Disziplin und Fokus im entscheidenden Moment fehlen. Oder wie Yebo sagt: "Wir haben viele knappe Spiele, aber wir schaffen es nicht, über die Ziellinie zu gehen."

Die Personalsituation bleibt fragil und kostet Nerven

Chemnitz' Leistungsschwankungen sind aber auch das Ergebnis der permanenten Belastungen der vergangenen Wochen. 14 Spiele in 42 Tagen und das mit einem dezimierten Kader. Wichtige Akteure wie Kaza Kajami-Keane und John Newman III fehlten zuletzt immer wieder. Yebo selbst musste gegen Bourg kurzfristig mit aussetzen. Dazu kommen unnötige Foulprobleme, die Pastore regelmäßig zu Improvisation zwingen.

Der Trainer bleibt trotzdem gelassen. "Wir haben gut gekämpft, aber am Ende Disziplin verloren. Daran müssen wir arbeiten." Yebo ist da deutlich ungefilterter. Aber genau das ist es, was diese Situation beschreibt: Ehrliche Unzufriedenheit und gleichzeitig die Erkenntnis, dass die Qualität da ist.

Alba wartet: Jetzt geht es um die Trendwende

Am Sonntag kommt Alba Berlin nach Chemnitz. Ein Gegner, der wie gemacht ist für eine Standortbestimmung. Die Niners gehen mit dem Trento-Sieg im Rücken ins Spiel, mit neuem Selbstvertrauen und dem Gefühl, ein mentales Hindernis überwunden zu haben.

Die Frage ist: War Trento der Beginn einer Serie oder nur ein weiterer Ausreißer nach oben? Die Antwort darauf wird bestimmen, ob Chemnitz diese Saison eine neue Achterbahn wird.

Die aktuelle Tabelle der BBL