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Aus dem Nichts: Wie Valencia, Roter Stern und Hapoel an die Tabellenspitze stürmten

kicker

Valencia: Paris‘ 'Zwillingbruder' glänzt mit Tempo und Intensität

"Valencia sieht wie ein Upgrade vom letztjährigen Paris-Team aus. Sehr gefährliches Team", konstatierte Evan Fournier von Olympiakos Piräus auf seinem X-Account nach Valencias jüngstem 79:89-Erfolg bei Panathinaikos Athen. Tatsächlich bestehen zwischen Valencia und Paris markante Verbindungen.

NBA-Headcoach Tuomas Iisalo, der in der Saison 2023/24 mit Paris den EuroCup gewann, nannte 2022 gegenüber basketball.de Pedro Martinez‘ Hedge-Verteidigung mit dem konsequenten Heraustreten des großen Spielers als Inspiration für sein Defensivkonzept. Martinez ist seit 2024 Headcoach in Valencia. Co-Trainer Adrian Kovacs wiederum fungierte in Bonn und Paris unter Tuomas Iisalo als Assistent.

Valencia und Paris rangieren in zahlreichen Kategorien weit vorne, die als Kennzeichen für einen temporeichen und aggressiven Spielstil stehen: Beide Teams gehören bei der Offensiv-Rebound- und der forcierten Turnover-Rate zu den sechs stärksten Teams. Anteilmäßig nimmt keine Mannschaft mehr Dreier als Paris und Valencia (48 Prozent). Darüber hinaus steuern beide Teams aktuell EuroLeague-Rekorde (seit Beginn der Synergy-Datenerfassung 2007) bei der Anzahl der erzielten Transition-Punkte (je rund 18 pro Spiel) und dem Anteil eingestreuter Ganzfeldpresse (Valencia 25, Paris 34 Prozent) an.

Valencia: Jeder kann zum Faktor werden

Beide Teams erhalten die Intensität auch durch beständige Wechsel aufrecht. Kein Spieler steht im Schnitt länger als 23 Minuten pro Partie auf dem Parkett. Anders als die Franzosen, die inzwischen auf Rang 14 abfielen, kombiniert Valencia den intensiven Spielstil mit einer gewissen individuellen Klasse.

Zwar dürfte der Etat des letztjährigen EuroCup-Halbfinalisten nicht zu den höchsten der Liga gehören, doch mit Darius Thompson kam ein etablierter EuroLeague-Leistungsträger von Anadolu Efes Istanbul. Laut dem spanischen Reporter Chema de Lucas soll er ein stattliches Netto-Jahresgehalt von 1,7 Millionen Euro beziehen. Hinter ihm können aber lediglich Matt Costello, Josep Puerto und Bankspieler Xabi Lopez-Arostegui auf mehr als eine Saison an Erfahrung in der europäischen Königsklasse zurückgreifen.

Zahlreiche Spieler befinden sich im Karriereaufstieg: Kameron Taylor, der die meisten Minuten geht (nur 22:24), begann seine Karriere in Ehingen und in Rhöndorf in der zweiten und dritten Liga. Topscorer Brancou Badio (12,5 Punkte in 16:42 Minuten) spielte 2021/22 noch eine wechselhafte BBL-Saison für Absteiger Frankfurt. Auch Thompson begann als Profi in der eher kleinen niederländischen Liga.

Zudem setzen mit Jean Montero (22 Jahre, 10,6 Punkte) und Sergio De Larrea (20 Jahre, 6,6 Punkte, 3,6 Assists), der im aktuellen ESPN-Big-Board für den NBA-Draft 2026 an Position 31 rangiert, zwei in der EuroLeague (EL) ansonsten rar gesäte Youngster wichtige Akzente in der 15 Spieler tiefen Rotation. Bis jetzt brachte der erfrischende Power-Basketball Valencia zu neun Siegen aus 14 Partien und somit zum vierten Platz. Die zweite Playoff-Teilnahme abgesehen von 2010/11 erscheint nicht unrealistisch, auch wenn der Überraschungsfaktor analog zu Paris im Vorjahr im Saisonverlauf abflachen könnte.

Roter Stern: Rückkehrer Obradovic gelingt Turnaround

Mit der gleichen Bilanz und ebenfalls erst einer Playoff-Teilnahme rangiert Roter Stern Belgrad einen Platz vor Valencia. Die Ambitionen der serbischen Hauptstädter sind aber schon seit Längerem hoch. Vor der vergangenen Saison kündigte Ex-Präsident Nebojsa Covic vor seinem Abgang gegenüber dem Portal Meridan Sport eine Bilanz von mindestens 24 Siegen und zehn Niederlagen an. Am Ende stand mit 18-16 nur Platz zehn, aber somit die zweitbeste Klubbilanz im EL-Ligaformat. Für diese Saison verpflichtete Roter Stern zum letztjährigen Gerüst mit unter anderem Chima Moneke, Jordan Nwora, Semi Ojeleye, Devonte‘ Graham, Jared Butler und Jasiel Rivero viel NBA- und EuroLeague-Erfahrung.

Der Saisonstart verlief turbulent. Coach Ioannis Sfairopoulos musste nach einer Verletzungsmisere und zwei Auftaktniederlagen gehen. Zu jenem Zeitpunkt deutete nichts auf die potenziell erfolgreichste Saison des Klubs hin. Doch Rückkehrer und Ex-Berliner Sasa Obradovic hauchte dem Team trotz fortwährender Ausfälle neue Energie ein. Auf 100 Ballbesitze kassiert nur Fenerbahce weniger Punkte. Mit Athletik und Größe kann Roter Stern aggressiv verteidigen und variabel switchen. Laut Sportal könnte im Januar noch mit Joel Bolomboy der letztjährige Defensivanker nach Verletzung zurückkehren.

Roter Stern: Aufsteiger Nwora und Baskonia-Duo im Fokus

Individuell dominiert bislang ein Trio: Nwora erzielt die drittmeisten Punkte (18,6, im Vorjahr für Efes nur 7,6) und Ballgewinne (1,6) der Liga. Codi Miller-McIntyre (14,4 Punkte, 6,6 Rebounds) kommt auf die drittmeisten Assists und kurbelt mit seinem kongenialen Partner aus alten Baskonia-Tagen, Moneke (14,2 Punkte, 7,5 Rebounds), das Tempo an. Laut Datendienst 3StepsBasket schließen nur Paris, Valencia und Maccabi Tel Aviv schneller ab als Roter Stern (nach 13,6 Sekunden).

Im Halbfeld hakt das Offensivspiel noch etwas bei den Belgradern, die mit deutlich Oberwasser gegenüber Rivale Partizan (Platz 16) ins Stadtderby am morgigen Freitag gehen. Prozentual erlaubt sich Roter Stern die zweitmeisten Ballverluste der Liga. Sasa Obradovic setzte als Trainer der AS Monaco betont auf einen von turnoverarmen Eins-gegen-eins-Aktionen geprägten Stil. Mit seinem neuen Team muss er sich offensiv gegebenenfalls etwas anderes einfallen lassen, auch wenn mit Nachverpflichtung Jared Butler und Rekonvaleszent Devonte‘ Graham zwei versierte Guards erst seit Kurzem an Bord sind.

Hapoel: Investor bringt Klub aus dem Nichts in die EuroLeague

Mit einem anderen Stil und anderen Voraussetzungen thront EuroLeague-Debütant Hapoel Tel Aviv aktuell an der Tabellenspitze (zehn Siege, vier Niederlagen). Der exzentrische Besitzer Ofer Yannay kaufte 2023 zunächst 51 und 2024 dann 81 Prozent der Klubanteile.

Gemäß Gehaltszahlen der Zeitung Israel Hayom und den von BasketNews recherchierten Gehältern zur Vorsaison könnte Hapoel mit rund 20 Millionen Netto-Spieleretat sogar um Platz eins in der Etatliste konkurrieren, nachdem der Klub 2021/22 gar nicht international und 2012 noch zweitklassig unterwegs war. Laut Eurohoops soll Vasilje Micic mit 5,4 Mio. US-Dollar das dritthöchste Jahresgehalt in der EuroLeague-Historie beziehen.

Hapoel: Mit klaren Rollen, viel Klasse und Heimspielen ein Geheimfavorit?

Headcoach Dimitris Itoudis (für ZSKA Moskau) - neben Micic und Elijah Bryant (je für Efes) einer von drei EuroLeague-Siegern - setzt auf einen kontrollierten Spielstil mit klaren Rollen. Keine Mannschaft kommt auf weniger Transition-Punkte (7,7 laut Synergy). Zudem spielt Itoudis mit neun Kernspielern eine der kleinsten Rotationen. Das Quartett aus Elijah Bryant (14,1 Punkte), Vasilije Micic (13,2), Chris Jones (8,3) und 'Mikrowelle' Antonio Blakeney (14,6 Punkte in 21:19 Minuten) schultert die kreative Last beim stärksten Offensivteam, das schon fünfmal die 100-Punkte-Marke knackte. Eine Devise liegt darin, anfällige Verteidiger konstant zu attackieren. Kein Team spielt prozentual weniger Assists.

Unter dem Korb räumen Dan Oturu und Johnathan Motley auf. Die Ex-BBL-Spieler Ish Wainright (Vechta, einst gar Nürnberg/ ProA) und Collin Malcolm (Bonn) bringen defensive Variabilität für Itoudis‘ Switch-Verteidigung. Dem Team ist mit der klaren Struktur und der Klasse zuzutrauen, bis zum Ende oben mitzuspielen, zumal in diesem Monat Heimspiele nach Israel zurückkehren. Coach Itoudis zeigte sich einst bei Fenerbahce allerdings bei Ausfällen von Kernspielern wie Scottie Wilbekin wenig flexibel. 2022/23 startete Fener unter ihm auch mit einer Bilanz von 9-1 und rutschte noch auf Rang acht ab.

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