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Weiss verrät: Mumbru schlug für den DBB-Job auch eine Spanien-Offerte aus

kicker

Das ist der zweite Teil unseres Interviews mit DBB-Präsident und FIBA-Schatzmeister Ingo Weiss. In der bereits am Dienstag veröffentlichten ersten Ausgabe sprach der 62-Jährige ausführlich über die zu gründende NBA Europe und verriet, dass Borussia Dortmund und eine Kölner Mannschaft Interesse an der Teilnahme signalisierten. Zum kompletten Gespräch kommt Ihr hier.

Herr Weiss, als langjähriger DBB-Präsident haben Sie die Entwicklung des deutschen Basketballs von unten bis oben begleitet. Wie hat sich das internationale Bild in dieser Zeit verändert?

Weiss: International wird der deutsche Basketball inzwischen ausgesprochen positiv wahrgenommen. Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind gar nicht überrascht, sondern sagen: Das war zu erwarten, weil in Deutschland über viele Jahre konsequent und gut gearbeitet wurde. Da kann ich immer wieder darauf verweisen, dass vieles bereits vor rund 20 Jahren begonnen hat: mit der Einführung von NBBL und JBBL, mit Programmen wie "Talente mit Perspektive" und vielen weiteren Bausteinen. Wir haben eine sehr starke Generation - eigentlich mehrere Generationen - und müssen uns um die nächsten Jahre nicht die großen Sorgen machen.

Das bekannte Quäntchen Glück gehörte sicherlich auch dazu …

Weiss: Ja, zur richtigen Zeit, den richtigen Wurf, den richtigen Trainer. Ich glaube, wir haben mit Gordon Herbert damals einen sehr guten Griff gemacht, genauso wie jetzt mit Alex Mumbru. Sehr unterschiedliche Typen, aber beide hochgradig zielorientiert - und das ist für uns entscheidend.

DBB-Präsident Ingo Weiss erklärt: Warum Alex Mumbru?

Die Verpflichtung von Alex Mumbru kam damals für viele überraschend. Das war nicht unbedingt der Name, den alle ganz oben auf dem Zettel hatten. Wie ist diese Entscheidung zustande gekommen?

Weiss: Wir haben uns zuerst grundsätzlich gefragt: Welche Art Trainer wollen wir? Uns war schnell klar, dass wir nicht einfach "Gordi 2.0" suchen. Das wäre falsch gewesen - es bringt nichts, jemanden zu holen, der exakt das Gleiche macht wie sein Vorgänger. Wir wollten einen Trainer, der sehr nah an den Spielern ist, gut mit ihnen umgehen kann, selbst noch relativ jung ist und genau weiß, wie diese Generation tickt. Über diesen Anforderungsrahmen sind wir am Ende des Tages bei Alex gelandet.

Mit ihm haben wir dann recht zügig den nächsten Schritt gemacht. Wir haben ihn sogar gefragt, ob er nicht lieber Spanien trainieren wolle - dort war er ebenfalls im Gespräch. Er hat sehr klar gesagt: Nein, er will Deutschland trainieren, er hat richtig Lust auf dieses Projekt. Das hat uns in unserer Entscheidung zusätzlich bestärkt.

Zuvor war die Ära Herbert geendet, weil er wieder auf Vereinsebene aktiv werden wollte.

Weiss: Parallel zu den Verhandlungen mit Alex habe ich gemeinsam mit unserem Vizepräsidenten Leistungssport, Armin Andres, in Münster bei mir zu Hause mit Gordon Herbert gesprochen. Uns war wichtig, mit Gordi zu einem wirklich sauberen, fairen Abschluss zu kommen. Ich möchte betonen: Unser Verhältnis ist nach wie vor sehr gut, wir sind Freunde, telefonieren, tauschen uns aus. Für ihn war es auch eine neue Chance - im Klub kann er mehr verdienen, steht täglich in der Halle und nicht nur ein paar Wochen im Sommer.

Olympische Spiele in Deutschland

Kommen wir zu einem anderen, sehr aktuellen Thema: den Olympischen Spielen. Vier deutsche Standorte bringen sich derzeit für eine Austragung in Stellung. Jüngste Umfragen aus Berlin oder auch die Ergebnisse aus München zeigen allerdings, dass die Unterstützung in der Bevölkerung doch teils sehr durchwachsen ist. Woran liegt das?

Weiss: Ich halte das Ergebnis in München für exzellent. 62 oder 63 Prozent Zustimmung hätte ich niemals erwartet. Dass es ein knappes Drittel gibt, das Nein sagt oder sich nicht klar positioniert, gehört dazu.

Grundsätzlich ist Olympia eine Riesenchance für den Sport in Deutschland - insgesamt, nicht nur für den Basketball. Und ich bin sicher: Wir werden Basketball irgendwann bei den Olympischen Spielen in Deutschland erleben. Ob ich das noch aktiv miterlebe, schauen wir mal - vielleicht komme ich dann im Rollstuhl in die Halle gefahren.

Welche Vorteile würde eine erfolgreiche Olympia-Bewerbung denn mit sich bringen?

Weiss: Die Rahmenbedingungen verändern sich dramatisch. Du hast ganz andere Möglichkeiten der Förderung, andere Möglichkeiten der langfristigen Vorbereitung, weil man als Gastgeber sicher dabei ist.

Dazu kommt: Wenn zum Beispiel München Austragungsort wird - das gilt genauso für Berlin, Hamburg oder NRW -, dann hast du nicht nur in dieser Stadt, sondern im ganzen Land zusätzliche Veranstaltungen: Test-Events, Qualifikationsturniere, Turniere im Vorfeld. Alle wollen in das Olympialand kommen.

Trotzdem ist die Stimmung in Teilen der Bevölkerung skeptisch, gerade in Berlin.

Weiss: Ein Problem ist das Bild, das vielerorts vom IOC und von Olympischen Spielen gezeichnet wird: als reine Geldmaschine, als Belastung für die Stadt, als gigantischer Aufwand ohne Gegenwert. Das ist in dieser Form schlicht nicht korrekt.

Man muss sich nur München 1972 anschauen: Dort ist ein komplett neues Wohnviertel entstanden, Infrastruktur wurde geschaffen, von der die Stadt bis heute profitiert.

Ich glaube, man müsste viel stärker zeigen, was Olympische Spiele in anderen Städten gebracht haben: neue Straßen, neue U- und S-Bahn-Linien, Wohnraum, Sportstätten, wirtschaftliche Effekte. Diese positiven Beispiele fehlen in der öffentlichen Debatte. Stattdessen dominieren oft sehr polemische Argumente von Olympia-Gegnern.

Von der Austragung der Olympischen Spiele zur Weltmeisterschaft. Eine solche wird 2026 zwar für die Frauen ausgetragen. Eine Basketball-Männer-WM hat es in Deutschland aber noch nie gegeben. Woran liegt das?

Weiss: Eine Herren-Weltmeisterschaft in Deutschland würde ich sehr gerne erleben, aber dafür müsste ich derzeit einen Etat von mindestens 80 bis 90 Millionen Euro auf den Tisch legen. Das können wir momentan nicht seriös finanzieren. Bei den Frauen liegen wir bei etwa 20 Millionen Euro - das ist eine Größenordnung, die wir stemmen können. Und wir haben bewusst die "Dekade des Frauensports" beim DBB ausgerufen, was ein wichtiger Grund für die Bewerbung um die Frauen-WM war.

Deutschland und die Basketball-WM 2031

Bei der Vergabe der WM 2031 wird sich Deutschland also raushalten?

Weiss: Das kann ich noch nicht genau sagen. Wir denken gerade darüber nach, uns gemeinsam mit einem anderen europäischen Land wie Spanien zu bewerben. Dann ließe sich ein solches Turnier finanziell besser schultern. Auch hier spielt die Olympiabewerbung hinein: Wenn Deutschland Olympia will, ist es leichter, für Großevents wie eine WM Mittel von Bund, Ländern und Sponsoren zu akquirieren.

Apropos Mittel vom Bund: Kürzlich hat die Regierung eine Milliarde Euro für Sportstätten in Deutschland beschlossen. War zunächst von einer "Sportmilliarde" pro Jahr die Rede, ist es jetzt nur noch eine in der Legislatur. Wie zufrieden sind Sie mit dem Beschluss?

Weiss: Zunächst muss man sagen: Das, was die Politik jetzt auf den Weg gebracht hat, ist ein großer Schritt. Diese "Sportmilliarde" ist sehr positiv. Natürlich sage ich als Sportfunktionär: Mir wären zehn Milliarden lieber als eine. Ich hätte gerne in Ulm, Berlin, Münster und anderswo gleich mehrere neue Hallen. Aber man muss auch realistisch bleiben.

Entscheidend ist jetzt, dass möglichst viele Kommunen Anträge stellen und dieses Geld auch wirklich abgerufen wird. Wenn die Politik sieht, dass Anträge in Höhe von fünf Milliarden Euro vorliegen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass im nächsten Bundeshaushalt erneut nachgelegt wird. Natürlich wollen auch viele andere Bereiche Geld, und die Mittel sind begrenzt. Aber man muss sehen: Die Kultur ist jahrelang sehr stark unterstützt worden - was ich ihr ausdrücklich gönne. Jetzt ist es an der Zeit, dass auch der Sport seinen Anteil bekommt.

Das alles sind jedoch mittel- bis langfristige Maßnahmen. In Berlin haben derzeit einige Basketballvereine einen Aufnahmestopp verhängt, weil der Ansturm nicht bewältigt werden kann. Was kann man kurzfristig dagegen unternehmen?

Weiss: Man muss deshalb auch über Nutzungskonzepte sprechen: Wenn in einer Dreifachhalle zehn Personen Mutter-Kind-Turnen machen, ist das wunderbar - aber vielleicht kann man die Halle so aufteilen, dass in einem Teil weiter geturnt wird und in den anderen beiden Teilen 40 oder 50 Kinder Basketball spielen. Solche Lösungen müssen vor Ort mit Kommunen und Ländern entwickelt werden.

Wer Olympia will, muss zeigen, was er für die Sportarten tut, die im Alltag stark nachgefragt werden - und Basketball gehört da eindeutig dazu.

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