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Tristan da Silva in Jahr zwei: Fast schon unverzichtbar

kicker

Der Defensiv-Rebound landet bei Wendell Carter. Der Center gibt den Ball sofort an Tristan da Silva weiter, der nach vorne dribbelt, sondiert - und sieht, dass die Knicks in Semi-Transition noch die Zuteilung suchen. Es wird Jalen Brunson, der sich ihm in den Weg stellt. Auf Höhe der Dreierlinie stoppt da Silva kurz ab, dribbelt durch die Beine, wechselt zur linken Hand, schiebt sich an Brunson vorbei und hält ihn - in bester Brunson-Manier - mit dem rechten Arm auf Distanz, während er mit links den Korbleger vollendet.

Szenen wie diese sind in einem NBA-Spiel nicht unbedingt selten. Schon gar nicht, wenn Teams involviert sind, die schnell spielen wollen - wie etwa die Magic, die Cleaning the Glass zufolge aktuell über die dritthöchste Transition-Frequenz der Liga verfügen. Es ist aber doch signifikant, wenn es da Silva ist, der in dieser Form die Direktive von Head Coach Jamahl Mosley umsetzt.

Denn Szenen wie diese zeigen, wie sehr sich der 24-Jährige im Vergleich zu seinem Rookie-Jahr weiterentwickelt hat - und warum er dabei ist, sich Schritt für Schritt unverzichtbar für sein Team zu machen.

Der Lichtblick

Der Saisonstart der Magic verlief keineswegs ideal. Zunächst stimmten die Ergebnisse nicht (ein Sieg aus den ersten fünf Spielen), dann wurde der Kurs zwar korrigiert (sieben Siege aus den letzten zehn), ideal einspielen kann sich das Team derzeit aber dennoch nicht, da Paolo Banchero sich erneut verletzt hat und nunmehr seit sechs Spielen nur zuschauen konnte.

Nach Lichtblicken muss dennoch nicht allzu lang gefahndet werden. Schnell landet man bei dem Spieler, der Banchero seit seinem Ausfall in der Starting Five ersetzen durfte, der aber auch zuvor als Bankspieler schon unter Beweis gestellt hat, dass er - wohl nicht zuletzt dank der EM-Erfahrung - als Spieler einen ganzen Schritt weitergekommen ist.

"Er spielt großartig, ist super selbstbewusst“, adelte Franz Wagner seinen Teamkollegen kürzlich, nachdem dieser Brooklyn 22 Punkte eingeschenkt hatte. „Man kann das Potenzial sehen. Ich glaube aber, dass er im Vergleich zu seinem ersten Jahr viel besser geworden ist."

Fast alles ist besser

Da Silvas Fortschritt lässt sich einerseits in Zahlen beschreiben. Er ist produktiver geworden (11,6 statt 7,2 Punkten), dabei deutlich effizienter (47 statt 41,2% aus dem Feld, 40,2 statt 33,5% von der Dreierlinie). Seine Spielzeit hat sich nur geringfügig vergrößert (24 statt 22 Minuten pro Spiel), er nutzt diese jedoch schlichtweg mehr.

Andererseits erklären die Zahlen nur einen Teil der Geschichte - sein Auftreten ist der wichtigere Teil. Als Rookie zögerte da Silva bisweilen selbst dann, wenn er offen war, musste vom Wurf übertrieben gesagt fast schon überzeugt werden. Gleichzeitig verzeichnete er kaum mal einen Abschluss, vor dem er selbst mehr als einmal dribbelte, nahezu alles entstand aus dem Catch-and-Shoot oder nach Off-Ball-Cuts.

Beides sind auch in dieser Spielzeit sehr wichtige Elemente seines Spiels. Viel häufiger als zuvor jedoch sieht man ihn auch selbst mal mit Ball in der Hand attackieren, oder in Semi-Transition aus dem Dribbling zum Jumper hochsteigen. Es ist ein anderes Selbstverständnis, auch ein anderer Ansatz, wie er selbst kürzlich erklärte.

"Ich habe viel von meinen Catch-and-Shoot-Fähigkeiten gezeigt, aber ich denke, dass ich dem Team aus dem Dribbling noch mehr helfen kann", sagte da Silva. "Dazu in der Lage zu sein, für mich und andere zu kreieren. Daran werde ich weiter arbeiten."

Ein Makel bleibt

Die Arbeit zahlt sich bereits aus - und macht da Silva wie schon im Sommer beim DBB-Team zu einem wertvollen Multi-Tool-Player. Er ist groß, schnell, hat gute Fußarbeit, ein starkes Spielgefühl, das ihn auch zu einem guten Passer macht, insbesondere aus der Bewegung. Da Silva hat zudem einen guten Touch, den er beispielsweise bei Hakenwürfen wie diesem unter Beweis stellt.

Was ihm Stand jetzt noch fehlt, ist eine gewisse physische Komponente. Da Silva attackiert mittlerweile zwar viel häufiger mit dem Drive, er sucht dabei aber sehr selten Kontakt, vielmehr weicht er dem Gegner oft aus, statt auch mal "durch" den Gegner zu finishen, wie es vor allem Wagner gern und erfolgreich tut.

Da Silva zieht deshalb nahezu nie Freiwürfe (1,3 pro Spiel) und ist trotz seiner Finesse kein guter Rim-Finisher für seine Größe, selbst wenn er im Vergleich zum Vorjahr schon besser wurde (64 statt zuvor 59% am Ring). Ein gewisser Fortschritt in diesem Bereich könnte sein Spiel auf ein sogar noch höheres Level heben.

Unverzichtbarer Luxus

Schon jetzt ist da Silva jedoch dabei, sich als enorm wertvoller Rollenspieler zu etablieren. Über die Saison gesehen legen die Magic ein elitäres Net-Rating von +10,8 auf, wenn der Zweitjahresprofi auf dem Court steht - seine On/Off-Differenz ist aktuell die zweithöchste im Team hinter Jalen Suggs (+16,1).

Defensiv passt da Silva mit seiner Länge und seinen guten Instinkten bestens ins Konzept. Aber auch offensiv ergibt das Team schlichtweg Sinn, wenn er drauf ist, da er in dieser Spielzeit zu den besten Floor-Spacern der Magic zählt und es stets erkennt, wenn sich die Möglichkeit für einen Cut Richtung Ring ergibt.

Ob er dabei startet oder von der Bank kommt, ist nicht entscheidend; da Silva passt zu Wagner, er passt aber auch zu Banchero. Er kann beide Stars glaubhaft vertreten, aber auch neben ihnen auf dem Court stehen. Diese Vielseitigkeit ist ein Luxus, die dazu führen sollte, dass er so oder so weiterhin viele Minuten spielen wird. Für Spieler wie ihn hat jedes gute Team einen Platz.

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