Die positiven Überraschungen
Tyler Dorsey (Olympiakos Piräus)
In der Vorsaison war Tyler Dorsey noch eine der negativen Überraschungen, denn der Rückkehrer nach Piräus fand zu keinem Zeitpunkt eine feste Rolle in der Rotation. In der EuroLeague-Postseason kam er auf keine einzige Einsatzsekunde. Über die gesamte Spielzeit standen für ihn im Schnitt zehn Minuten, drei Punkte und bedenkliche Quoten (29 Prozent Dreier, 39 Prozent Zweier) zu Buche. Doch nachdem Olympiakos das erste Finalspiel der abgelaufenen griechischen Playoffs verlor, setzte Coach Giorgos Bartzokas plötzlich auf den griechischen Bronzegewinner der vergangenen EuroBasket.
In den letzten drei Finalspielen, die Piräus gegen Rivale Panathinaikos allesamt gewann, avancierte Dorsey mit rund 15 Punkten in 20 Minuten zum X-Faktor. Zur Belohnung gab es eine größere Rolle in der neuen Saison. Bisher steht Dorsey rund 28 Minuten auf dem Feld. Mit 18,5 Punkten ist er der viertbeste Scorer der Liga. Schon jetzt stehen rund dreimal so viele Punkte wie in der Vorsaison auf seinem Konto.
Timothé Luwawu-Cabarrot (Baskonia)
Wie Phönix aus der Asche stieg Timothé Luwawu-Cabarrot empor. In zuvor drei EuroLeague-Saisons für drei verschiedene Nicht-Playoff-Teams (Mailand, Villeurbanne, Baskonia) spielte der französische Nationalspieler mit rund elf Punkten pro Spiel eine eher unauffällige Rolle. In dieser Saison steht er mit 19,9 Punkten plötzlich auf Rang zwei der Scorerliste - dies, obwohl er lediglich in zwei von elf Partien startete. Nach seiner ersten Playoff-Teilnahme sieht es für ihn beim Tabellenvorletzten aber nicht aus.
Oscar da Silva (Bayern München)
Über ein Jahr suchte Oscar da Silva in seiner Heimatstadt München seine Rolle, und auch zu Beginn dieser Spielzeit setzte Gordon Herbert verstärkt auf andere Spieler. Doch seit fünf Partien ist der Europameister, der mehr als in der Vorsaison noch auf Position Fünf statt auf der Vier eingesetzt wird, aus Bayerns Rotation kaum wegzudenken. In elf Einsätzen kommt er auf 7,7 Punkte und 4,7 Rebounds (2,5 offensiv) in nur 16:09 Minuten. Auf 40 Minuten ist er der drittbeste Offensiv-Rebounder der Liga.
Isiaha Mike (Bayern München)
Obwohl Bayern mit Platz 15 bei schon sieben absolvierten Heimspielen holprig startete, kann an dieser Stelle ein weiterer Münchener genannt werden. Isiaha Mike (12,5 Punkte, 47 Prozent Dreier) steht jetzt bereits bei mehr Punkten als für Partizan Belgrad in der kompletten Vorsaison (3,9 Punkte, 26 Prozent Dreier). Damit sich der Teamerfolg einstellt, braucht Bayern noch mehr Konstanten.
Roter Stern Belgrad
Mit zahlreichen Verletzungen und zwei Niederlagen startete Roter Stern in die neue Saison. Dann übernahm Klubikone und Ex-Berliner Sasa Obradovic für Ioannis Sfairopoulos als Headcoach. Inzwischen sind die vor allem defensiv starken Serben, die erst einmal in den EuroLeague-Playoffs standen, Zweiter.
Ex-NBA-Spieler Jordan Nwora (19,7 Punkte) ist der drittbester Scorer der Liga, nachdem er für Efes in den vergangenen Playoffs nur acht Minuten pro Spiel auf dem Parkett stand. Doch nach seiner Verletzung fuhr Roter Stern auch ohne ihn vier Siege aus fünf Spielen ein. Mit Rekonvaleszent Ognjen Dobric (3,5 Punkte in der Vorsaison) sprang dabei eine weitere Überraschung mit 11,0 Punkten in die Bresche.
Zalgiris Kaunas
Schon in der Vorsaison legte Zalgiris einen Blitzstart hin - damals unter Andrea Trinchieri über Defense. Unter Rookie-Coach Tomas Masiulis präsentieren sich die Litauer um Maodo Lô (8,0 Punkte) an beiden Enden stabil. Ex-Münchener Sylvain Francisco (14,9 Punkte, 6,6 Assists) ist der Leader beim Dritten. Moses Wright (12,6 Punkte, 6,4 Rebounds) findet nach Erkrankung in der Vorsaison wieder zur Form.
Hapoel Tel Aviv
Mit Vasilije Micic (14,5 Punkte), Elijah Bryant (14,7) und Coach Dimitris Itoudis hat EuroCup-Sieger Hapoel Tel Aviv drei einstige EL-Sieger. Dass das Team aber schon so dominant auftritt (124 Punkte pro 100 Ballbesitze - mit Abstand Bestwert) und die Tabelle anführt, kommt dennoch eher überraschend.
Paris Basketball
Nach den Abgängen von sechs der sieben effektivsten Spieler sowie Headcoach Tiago Splitter musste EL-Rookie-Coach Francesco Tabellini ein neues Team mit wenig Erfahrung aufbauen. Mit dem altbekannten Power-Basketball an beiden Enden hält sich Paris auf Platz zwölf bisher wacker. EuroLeague-Topscorer Nadir Hifi (21,4 Punkte nach 15,1 in der Vorsaison) sowie Deutsch-Chilene und Kapitän Sebastian Herrera (10,3 Punkte nach 4,0 in de Vorsaison) sind individuell als Überraschungen zu nennen.
Die negativen Überraschungen
Evan Fournier (Olympiakos Piräus)
Während Teamkollege Tyler Dorsey positiv überrascht, liefert Ex-NBA-Spieler Evan Fournier das Gegenprogramm. Nach wiederholten Knöchelproblemen kommt er auf weniger als halb so viele Punkte (7,0 Punkte) wie noch in der Spielzeit 2024/25 (16,1). Nur 28 Prozent der Feldwürfe fanden ihr Ziel.
T. J. Shorts (Panathinaikos Athen)
Mit 7,9 Punkten (statt 19,0 für Paris in der Vorsaison) und 3,3 Assists (statt 7,3) sucht Senkrechtstarter T. J. Shorts bei seiner neuen Station bisher seinen Platz. Vor allem kommt er in Ergin Atamans Starensemble auf deutlich weniger Abschlüsse (5,9 Feldwurfversuche) als noch im Pariser Tempospiel (14,2). In der Vorwoche führte er die Grünen jedoch mit 16 Punkten und sechs Assists pro Spiel zu zwei Siegen.
Real Madrid
Die Königlichen werden allmählich zum Stammgast in dieser Rubrik. Nach dem Trainerwechsel von Chus Mateo zu Spaniens Medaillenhamster Sergio Scariolo startete der EL-Sieger von 2023 und Finalist von 2024 mit fünf Siegen aus elf Partien ähnlich schwach wie im Vorjahr. Facundo Campazzo (8,4 Punkte, 34 Prozent aus dem Feld) und Mario Hezonja (12,5 Punkte, 25 Prozent Dreier) enttäuschen.
Partizan Belgrad
Mit Zeljko Obradovic sucht eine weitere Trainerikone das Rezept gegen die Krise. Schlüsselspieler Carlik Jones verletzte sich nach fünf Spielen (drei Siege). Seitdem gab es offensiv nur Stückwerk und nur einen Sieg aus sechs Partien. Trotz Isaac Bonga gehört Partizan zu den schwächsten Defensivteams. Ex-NBA-Spieler Jabari Parker fällt bisher mit durchwachsenen Quoten und defensiven Nachlässigkeiten auf.
Anadolu Efes Istanbul
Wie Partizan harmoniert auch Efes an beiden Enden bislang nicht. Dies hängt auch mit Ausfällen der Center Vincent Poirier und Georgios Papagiannis zusammen. Trotzdem kann Coach Igor Kokoskov mit dem Saisonstart auf Platz 16 nicht zufrieden sein, nachdem Vorgänger Luca Banchi nur um einen Sieg das Final Four verpasste. Zu allem Überfluss fällt Leader Shane Larkin nun für rund zwei Monate aus.
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