41 Jahre nach einem besonderen Europacup-Abend in der Sturm-Historie gastiert Nottingham Forest am Donnerstag (18.45 Uhr, LIVE! bei kicker) wieder in Graz. Nach einer 0:1-Niederlage in England verpassten die Steirer 1984 im Rückspiel erst in der Verlängerung im vollen Liebenauer Stadion den Aufstieg ins Halbfinale des UEFA-Cups. "Wir waren auf dem Weg zur riesengroßen Sensation, bis alles zusammengebrochen ist", erinnert sich der langjährige Sturm-Kapitän Anton "Andy" Pichler.
Bis heute wird in Graz ein Elfmeterfehlpfiff beklagt, der nach Bozo Bakotas Führungstreffer ebenfalls per Elfer im entscheidenden 1:1 resultierte. Walter Hörmann war in ein Kopfballduell mit Steve Hodge gegangen - und wenig später zeigte der sowjetische Schiri Romualdas Yushka zum Erstaunen vieler auf den Punkt. Pichler hat oft an die Szene gedacht. "Für mich ist es auch heute noch kein Elfer."
Der Traum platzte
Mickey Walsh schoss Sturm in der 114. Minute ins Tal der Tränen. "Aus, vorbei. ORF-Reporter Robert Seeger, der damals von einem Tisch auf der Laufbahn das Match kommentiert, zertrümmert seine Kopfhörer. Verbitterung, Enttäuschung und Depression bei Sturm über diese Ungerechtigkeit", heißt es im Clubmagazin SturmEcho nach dem Ausscheiden gegen den zweifachen Meistercupsieger (1979 und 1980). "Wir hatten einen wirklich guten Tag erwischt, waren zumindest ebenbürtig. Für uns ist damals ein Traum ganz knapp nicht in Erfüllung gegangen, eine Tragödie", sagte Pichler, der im Hinspiel gelbgesperrt zuschaute und im Rückspiel wieder als Libero fungierte.
Nach Aufstiegen gegen Sportul Studentesc Bukarest, den späteren italienischen Meister Verona und Lokomotive Leipzig endete das schwarz-weiße Europacup-Märchen unter Trainer Gernot Fraydl. Derartig international aufzeigen sollte Sturm erst um die Jahrtausendwende wieder unter Ivica Osim. Pichler, mittlerweile 70 Jahre alt, drückte Sturm damals wie heute als treuer Stadiongänger die Daumen. So gewaltig die Erfolge der Gegenwart seien, am meisten freut ihn, dass sein Herzensverein "finanziell abgesichert" ist. "Früher war das Finanzielle immer eine heikle Geschichte. Man war froh, wenn man irgendwie ein Budget zusammengebracht hat. Seit Christian Jauk Präsident ist, hat sich das in eine sehr gute Richtung entwickelt."
Pichler sieht "positiven Druck" für Sturm
Dass die Erwartungshaltung rund um Sturm mittlerweile luftige Höhen erreicht hat, sieht der WM-Teilnehmer von 1982 weniger dramatisch. "Sturm hat eine Mannschaft, die zweimal hintereinander Meister geworden ist und das Zeug dazu hat, es ein drittes Mal zu schaffen. Diesen Druck, den diese Mannschaft hat, haben wir uns immer gewünscht. Denn das ist positiver Druck", meinte Pichler, der mit 410 Meisterschaftsspielen hinter Mario Haas und Günther Neukirchner die Nummer drei in Sturms ewiger Einsatzstatistik ist.
Gegen Nottingham Forest, den bis heute einzigen Verein Europas, der den höchsten Europacup-Bewerb öfter als die nationale Meisterschaft (1978) gewonnen hat, werden einige Helden von damals auf Sturm-Einladung vor Ort sein. Laszlo Szokolai und Zvonko Breber etwa haben sich laut Pichler angesagt. Sieben, acht Spieler des "eingeschworenen Haufens" von damals gibt es noch. "Viel mehr sind wir nicht mehr", weiß Pichler, der glaubt, dass die Revanche für damals gelingen kann. "Nottingham Forest ist immer noch ein klingender Name, aber sportlich sind sie es nicht mehr so wie damals. Ich freue mich auf eine spannende Partie mit Chancen für Sturm."
Rückblick:
Sturm vs. Nottingham Forest 1:1 n.V. (1:0, 1:0)Tore: Bakota (44./Elfmeter) bzw. Walsh (114./Elfmeter). Hinspiel: 0:1.
Sturm: Saria - Pichler - Schauss, Steiner, Feirer - Breber, Hörmann, P. Huberts (60. Thonhofer) - Bakota, Szokolai, Jurtin