Einmal mehr in dieser Saison hat sich Red Bull Salzburg in der Europa League für seinen Aufwand nicht belohnt. Beim 0:1 in Freiburg war es am Donnerstag eine Rote Karte, die die Bullen nach rund 40 Minuten aus der Bahn warf und den Deutschen den Weg zu einem letztlich ungefährdeten Sieg ebnete. "Das ist ärgerlich, weil mehr drinnen gewesen wäre", sagte Außenverteidiger Stefan Lainer. Auch "Ersatz"-Coach Kai Hesse war sicher: "Wir können erhobenen Hauptes hier herausgehen."
"Wir brauchen nicht auf die Tabelle zu schauen", hatte Stürmer Petar Ratkov vor der Partie gesagt. Tatsächlich agierten er und die Seinen frei von der Leber weg hin. Mit Mut zur Tiefe und intensivem Gegenpressing verkauften sich die Bullen beim Favoriten lange richtig gut, hielten das Duell bis zur Roten Karte offen. Der Karton ging just auf das Konto von Ratkov, der nach etwas mehr als einer halben Stunde Maximilian Eggestein im Luftduell den Ellbogen in die Nase rammte. Nach VAR-Intervention und Videostudium flog der Serbe vom Platz.
Tor nach Standard "extrem ärgerlich"
Für Hesse, der den erkrankten Cheftrainer Thomas Letsch vertrat, war es eine von zwei "Schlüsselszenen". Die zweite sei Ende der ersten Hälfte ein Konter durch Edmund Baidoo gewesen, dessen Schuss knapp vorbeiging. "Wenn wir da ein bisschen mehr Glück haben, ein bisschen bessere Entscheidungen treffen, dann sieht die Grundsituation für die zweite Hälfte ein bisschen anders aus", befand der Deutsche. Goalie Alexander Schlager empfand sein Team bis zu Ratkovs Abgang sogar "teilweise" als "die bessere Mannschaft".
Dann aber kam die Pause und mit ihr auch ein gewisser Umschwung im Verhalten der Salzburger. "Was mich ein bisschen ärgert, ist, dass wir aus der Halbzeit gekommen sind und ein bisschen unsere Grundprinzipien verlassen haben. Dass wir nicht mehr so nach vorne verteidigt und uns ein bisschen hinten hineindrängen haben lassen", sagte Hesse. Dass das Tor zudem aus einem Standard fiel, sei "extrem ärgerlich, weil wir das auch trainiert haben", erklärte der 40-Jährige.
"So sind wenige Mannschaften in der Bundesliga aufgetreten"
Immerhin nutzte Philipp Lienhart die Chance. Der ÖFB-Teamkicker gab dem unglücklich abgefälschten Schuss von Niklas Beste den entscheidenden Dreh und jubelte so über seinen ersten Europacuptreffer überhaupt. "Die Rote Karte hat uns in die Karten gespielt, so haben wir noch mehr Spielkontrolle bekommen", erklärte der 29-Jährige und fand durchaus Lob für die Gäste. "Salzburg hat einen sehr mutigen Auftritt gezeigt", gab Lienhart zu Protokoll. Auch SC-Coach Julian Schuster zollte dem Gegner Respekt: "So sind wenige Mannschaften in der Bundesliga aufgetreten."
Nach der nächsten Europacup-Niederlage hilft das freilich wenig. "Am Ende des Tages stehen wir mit null Punkten da, daher ist das eigentlich wurscht", stellte Goalie Alexander Schlager nüchtern fest. Die Chancen auf das Play-off der Top 24 waren schon vor dem Auftritt im Breisgau sehr klein gewesen, nun sind sie nur noch theoretischer Natur. Vier Punkte fehlen auf den "Strich", im Jänner warten noch Duelle mit dem FC Basel (heim) und Aston Villa (auswärts). Ohnehin gilt es, den Fokus schnell auf das Bundesliga-Heimspiel gegen den WAC (Sonntag, 14.30 Uhr, LIVE! bei kicker) zu legen. "Wir haben in der Liga wieder ein sehr wichtiges Spiel vor der Brust und werden versuchen, das Spiel heute schnell aus den Köpfen zu kriegen", betonte Schlager.