Bevor sich Heiko Vogel nach dem ersten Training mit den Medienvertretern für ein erstes kurzes Kennenlernen hinsetzte, bat er darum, schnell noch die Schuhe wechseln zu dürfen. Die Fußballschuhe, die der 50-Jährige bei der gut besuchten Einheit trug, waren doch eine Größe zu klein und drückten.
Voller Fokus auf die Defensive
Wo in Fürth der Schuh drückt, hatte Vogel auch direkt ausgemacht. "Ich möchte nicht gezwungen werden, immer viele Tore zu schießen, um ein Spiel zu gewinnen. Ein 1:0 ist einfach der schönste Sieg", so Fürths neuer Mann an der Seitenlinie. Die dem Kleeblatt völlig verloren gegangene Stabilität soll mit "viel Gier, Besessenheit und Wille" im Defensivverbund zurückerlangt werden.
Über Systemfragen und den Spielstil wollte Vogel nicht sprechen, schließlich könne man angesichts des anstehenden Derbys in Nürnberg am Sonntag "den Gegner ein bisschen überraschen". Wichtiger als die Anordnung der Abwehrkette ist dem nach zwei Jahren ohne Job aufgeräumt wirkenden Übungsleiter ohnehin "die Mentalität und Bereitschaft zum Verteidigen".
Einfache Botschaften, die angesichts von 37 Gegentoren in den 14 Liga-Spielen allerdings ihre Berechtigung haben. Die Null hinten stehen zu haben, sei "genauso wichtig wie ein Tor".
Aprospos wichtig: Das erste Spiel nach einem Trainerwechsel ist es generell. Wenn das allerdings mit dem Frankenderby auf einen Tag fällt, hat es eine besondere Brisanz. Oder wie Vogel sagt: "Schlussendlich geht es auch dort nur um drei Punkte, aber eigentlich auch um viel mehr. Wenn es gut für uns läuft, ist das ein Katalysator."
Sein Gegenüber auf der Trainerbank kennt der gebürtige Pfälzer übrigens gut. Miroslav Klose und Vogel arbeiteten parallel im Nachwuchsbereich des FC Bayern, wie auch Vogels Co-Trainer Danny Schwarz.
Die Spielernamen sitzen bereits
In der rund anderthalbstündigen Einheit am Dienstag legte das Trio um Vogel, Schwarz und den weiteren Co-Trainer Aleksandro Petrovic den Fokus auf Pressing und Passübungen unter Druck. Mit den Namen habe der Cheftrainer beim Kennenlernen seiner Spieler keine Probleme, wie er erzählte: "Ich kenne alle."
Offenbar hatte der 50-Jährige genug Zeit, um sich mit der SpVgg auseinanderzusetzen und sich bereits vorzubereiten. Der Frage nach der ersten Kontaktaufnahme wich er aus. Klar ist allerdings auch, dass Sportdirektor Stephan Fürstner in der sportlichen Krise, in der das Kleeblatt seit Längerem steckt, nicht ohne Plan B in der Schublade agieren konnte.
Auch Vogel kennt das Geschäft und die Prozesse: "Wir wissen alle, was passiert, wenn es gut läuft und was passiert, wenn es schlecht läuft", so der Basler Doubletrainer von 2012, der in Deutschland zuletzt für Uerdingen in der 3. Liga und Gladbach II in der Regionalliga West arbeitete.
Für die große Aufgabe, die er angesichts von Platz 17, einer verunsicherten Mannschaft im Umbruch und finanziell herausfordernden Zeiten angeht, hat Vogel bereits das passende Bild, das er auch der Mannschaft schon mit auf den Weg gegeben hat.
"Wie frisst man einen Elefanten?", fragte Vogel auch die anwesenden Reporter. "Stück für Stück. Es muss klar sein, dass wir diesen Weg gehen müssen. Gemeinsam."