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Der Feyenoord-Stürmer, der sogar Kane toppt - und gerne allein ist

kicker

Der Blick auf die Top-Torjäger (jeweils 13 Tore) der besten europäischen Ligen hält eine kleine Überraschung parat: Kylian Mbappé, Erling Haaland - und Ayase Ueda? Vor nicht allzu langer Zeit noch einer breiten Masse unbekannt, spielt sich der Feyenoord-Stürmer immer mehr in den Vordergrund - nicht nur in der Eredivisie. Davon durften sich unlängst auch Carlo Ancelotti und die brasilianische Nationalmannschaft überzeugen: Beim spektakulären 3:2-Erfolg der japanischen Auswahl gegen die Selecao erzielte Ueda den Siegtreffer. Dabei herrschten vor der Saison im Umfeld seines Vereins noch Zweifel am Japaner.

Das Vertrauen in ihn zahlt der in der Präfektur Ibaraki abseits der großen Städte Japans geborene Ueda jedoch in seinem dritten Jahr in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam zurück: Mit seiner Quote stellt der Stürmer sogar Harry Kane (zwölf Tore) in den Schatten. Bereits 13-mal war Ueda in der laufenden Eredivisie-Saison erfolgreich - damit übertrifft er schon Anfang November seine gesamte Ausbeute aus seinen ersten beiden Spielzeiten in der niederländischen Beletage (zwölf Tore).

„Meine Teamkollegen wissen, dass ich gerne allein bin.“ (Ayase Ueda)

Auffällig: Der stets höfliche, zumeist zurückhaltende 27-Jährige dürfte aktuell eigentlich gar nicht aus dem Jubeln kommen, tut das aber in Zeiten, in denen jeder noch so unbekannte Stürmer einen eigenen Trademark-Jubel entwickelt, lieber nicht: "Wenn ich ein Tor geschossen habe, höre ich die Fans und ihre Freude. Das lasse ich auf mich wirken", offenbarte er dem niederländischen AD. "Das ist mein Stil, meine Bescheidenheit."

Auch neben dem Platz prägt diese Eigenschaft Ueda. Selbst beschreibt er sich als jemanden, der es nicht mag, "wenn viele Menschen um ihn herum sind. Meine Teamkollegen lernen mich immer besser kennen und wissen, dass ich gerne allein bin." Dafür lässt Ueda auf dem Platz Taten folgen. Eine besondere Stärke: Er macht nichts, was er nicht kann.

Ueda: "Das habe ich viel trainiert und davon profitiere ich jetzt"

Eine Fähigkeit, die ihn überhaupt erst zum Profi machte. Bereits zu Beginn seiner Zeit beim japanischen Verein Kashima Antlers, seiner ersten Profi-Station, erklärte er, wie er sich und seine Fertigkeiten bewusst ins Spiel seiner Mannschaften einbringen will. Ein wichtiges Augenmerk liegt dabei in der Positionierung des Stürmers, der seine Stärke in der Tiefe und in der Box hat. "Ich positioniere mich nicht dort, wo ich dribbeln muss. Ich bin zuversichtlich, dass ich Sprintduelle gewinnen, Kopfballduelle für mich entscheiden und mit einer einzigen Berührung abschließen kann", beschrieb er schon damals seinen Spielstil.

Insbesondere seine Stärke in der Luft kann dabei jede Abwehr überraschen. Zwar ist Ueda mit einer Körpergröße von vergleichsweise "nur" 1,82 Metern gegen viele Verteidiger im Nachteil, doch besitzt er neben einem guten Timing auch eine exzellente Sprungkraft. "Ich kann schon seit meiner Kindheit gut köpfen. Als Kind war ich sehr klein. Erst später bin ich etwas gewachsen. Um mich gegen die starken Verteidiger zu wappnen, musste ich gut springen können. Das habe ich viel trainiert und davon profitiere ich jetzt", erklärte Ueda diese Stärke.

Über die Copa America zum Profidebüt

Bis er in das Blickfeld der Fußballwelt geriet, war es jedoch ein langer Weg - mit ein, zwei Umwegen. Hierzulande unvorstellbar, aber anstatt sich über die Jugendmannschaften der Profiklubs hochzuarbeiten, ging es für Ueda auf die Hosei Universität in Tokyo. Dort gelang dem 27-Jährigen sein Durchbruch. Neben dem Studium der Ernährungs- und Sportwissenschaften spielte er in der Universitätsmannschaft - und entwickelte sich zu einem der besten College-Spieler des Landes. Unter anderem dank seiner 15 Tore in 27 Spielen gewann er in seiner ersten Saison die Auszeichnung als bester Neuling, ehe er im zweiten Jahr seine Universität zur ersten Meisterschaft seit 42 Jahren führte.

Als Vorbild diente ihm hierbei immer sein Vater, wegen dem er auch einst das Fußballspielen begann: "Ich wollte ihn stolz machen. Das war meine Motivation. Es gab keinen bestimmten Moment, in dem ich wusste: Ich werde Profifußballer. Diesen Traum hatte ich schon immer." Im Jahre 2019 war es schließlich so weit: Eigentlich registriert bei seiner Universitätsmannschaft, durfte er als sogenannter "Designated Special Player" bei den Kashima Antlers trainieren und in der J. League, der höchsten Spielklasse Japans, spielen.

Zu diesem Zeitpunkt war jedoch noch geplant, dass Ueda erst im Jahre 2021 zu seinem Klub stoßen sollte - ein Plan, der sich nur kurze Zeit später erübrigt hatte: Als einziger Spieler einer Universität würde der Stürmer im Sommer zur Copa America, bei der Japan 2019 als Gastmannschaft teilnahm, nominiert. Eine Berufung, die als Katalysator für seine Karriere fungierte. Anstelle eines dritten Jahres auf der Universität folgte wenig später das Debüt in der ersten japanischen Liga.

Muslic wird zum Förderer - doch in Rotterdam tut sich Ueda erst mal schwer

Und auch in der Beletage wusste Ueda schnell zu überzeugen: Nach drei Jahren (47 Tore in 103 Spielen für die Antlers) wagte er den Schritt nach Europa. Auch in ungewohnter Umgebung - mit der englischen Sprache hat Ueda heute noch Probleme - sollte sich der Aufstieg fortsetzen: Gefördert vom jetzigen Schalke-Trainer Miron Muslic knüpfte Ueda bei Cercle Brügge an diese erfolgreiche Zeit an. 22 Tore in 40 Spielen verbuchte er in seiner ersten - und einzigen - Saison in Belgien und empfahl sich für die Aufgabe bei Feyenoord.

Doch nach seiner Ankunft in der Hafenstadt 2023 sollte erstmals die Karriere stagnieren. In der internen Hierarchie musste er sich hinter Publikumsliebling Santiago Gimenez anstellen und wusste auch nach dem Abgang des Mexikaners im Winter 2025 nicht vollends zu überzeugen. Selbst Gerüchte über einen neuen Herausforderer hielten sich hartnäckig. Trotz dieser Nebengeräusche bei sich selbst zu bleiben, verdankt Ueda auch seinen Wurzeln: "Ich habe mich nie unsicher gefühlt. Meine Ziele sind immer dieselben geblieben. Vielleicht liegt es an der japanischen Kultur oder an meinem Charakter, aber ich schaue immer auf mich selbst."

Ein weiterer Faktor für seine Explosion in der neuen Saison liegt auch in seinem Trainer. Mit dem früheren Weltklasse-Stürmer Robin van Persie hat der Japaner einen Mentor an der Seite: "Ich habe Respekt vor ihm und er vor mir. Er war ein Vorbild für mich." Gemeinsam mit diesem Vorbild darf sich Ueda am Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) dann auch hierzulande einer breiteren Masse vorstellen: In der Europa League gastiert Feyenoord beim VfB Stuttgart. In diesem Wettbewerb ist er in dieser Saison noch torlos, aber das ist Kane ja auch.