Eine Mannschaft verteidigt zusammen. Es soll in diesem Artikel nicht der Eindruck erweckt werden, nur die vier oder fünf Mannen in der letzten Kette sind alleine verantwortlich für die insgesamt 35 Gegentreffer des Tabellenschlusslichts. Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Abwehrreihe des FC Winterthur, denn frei von Schuld ist diese ganz bestimmt auch nicht. Es scheint vor allem so, als hätte Uli Forte nie die Kette gefunden, der er hätte vertrauen wollen.
Uli Forte rotierte wild durcheinander
Für neun Meisterschaftspartien war Uli Forte beim FC Winterthur in dieser Saison im Amt. Ein einziges Mal liess der Trainer die gleiche Abwehrreihe aufs Feld. Am 7. Spieltag in Genf und am 8. Spieltag zu Hause gegen den FC Lugano durfte das gleiche Personal in der gleichen Formation aufs Feld. Die Konstanz wurde mit zweimal je vier Gegentreffern nicht belohnt.
Auffällig ist auch, Forte passte sein System regelmässig an. Viererkette oder Dreier- respektive Fünferkette wechselten sich munter ab. Diese scheinbare Planlosigkeit wurde bei seinem letzten Spiel als Winterthur-Trainer offensichtlich. Gegen den FC Basel versuchte es Uli Forte mit einer beinahe hoffnungslosen Taktik. Die Eulachstädter versuchten den FC Basel Mann gegen Mann über das ganze Feld hinweg zu verteidigen. Das misslang und die 0:3-Niederlage gegen den FCB liest sich beinahe schon schmeichelhaft. Rotblau liess massenhaft Hochkaräter aus.
Rahmen scheint notgedrungen einen Stamm gefunden zu haben
Zur Wahrheit gehört auch: Der FC Winterthur ist in der Abwehr vom Verletzungspech gebeutelt. Immer wieder haben Ausfälle Uli Forte und jetzt auch Patrick Rahmen zu Umstellungen gezwungen. Beim Spiel gegen Servette Genf fehlten Loic Lüthi, Remo Arnold, Basil Stillhart, Tibault Citherlet und Lejdan Sahitaj. Auch aufgrund der zahlreichen Ausfälle blieb Patrick Rahmen gar nicht viel mehr übrig, als seinem "Stamm" zu vertrauen. In allen drei Partien schickte der neue Trainer Souleymane Diaby, Adrian Durrer, Marvin Martins und Silvan Silder aufs Feld. Beim 0:3 in Thun wurde aus der Viererkette durch Sahitaj eine Fünferkette.
Ob Rahmen auch nach der Rückkehr einiger verletzter Spieler bei diesen vier Akteuren als Stammkräfte bleibt, darf bezweifelt werden. Vor allem Loic Lüthis Comeback dürfte in der Eulachstadt sehnlichst herbeigewünscht werden. Der 22-jährige Innenverteidiger konnte in der laufenden Saison wegen Oberschenkelproblemen noch keine einzige Partie absolvieren. Er dürfte der Abwehr von Winterthur sicherlich wieder mehr Stabilität verleihen.
Diese Stabilität ist dringend notwendig. In der laufenden Saison hat der FC Winterthur schon 35 Gegentreffer kassiert. Das sind knapp drei im Durchschnitt. Das ist die Bilanz eines Absteigers. Mit einer solch löchrigen Abwehr lassen sich schlichtweg kaum Spiele gewinnen. Auch unter Patrick Rahmen hat sich diesbezüglich in den ersten drei Spielen nur wenig getan.
Insgesamt hat der FCW schon sieben Gegentore unter der Leitung von Patrick Rahmen erhalten. Wesentlich verbessert zeigt sich aber unter dem neuen Übungsleiter die Offensive. Dank insgesamt sechs erzielten Tore konnte Winterthur vier Punkte einsacken und damit doppelt so viele wie in den neun Partien unter Uli Forte zusammen. Dieser Aufwärtstrend muss der FCW dringend fortsetzen, dafür wird aber auch eine verbesserte Abwehr notwendig sein. Ein erster Schritt muss im Training gemacht werden und da wird die Länderspielpause für Rahmen gerade rechtzeitig kommen, doch zuvor steht mit den Grasshoppers noch ein kapitales Duell auf dem Programm. Kann der FC Winterthur für einmal die Schiessbude schliessen, könnte der Gegner plötzlich sehr tief in den Abstiegskampf gezogen werden.