Auf einen Pokal-Abend wie diesen hat Fürth lange warten müssen. Das letzte Heimspiel vor Zuschauern war über sieben Jahre her und eine sehr unglückliche Erstrundenniederlage gegen Borussia Dortmund (1:2 nach Verlängerung). Entsprechend groß war trotz der anhaltenden sportlichen Misere die Vorfreude auf den Rängen.
Vor der Partie gegen Kaiserslautern lag laut der Choreo auf der Nordtribüne "etwas in der Luft". Neben mehreren Raketen und Bengalos lag an diesem Abend allerdings auch die Demission von Thomas Kleine in der Luft. Oder die Luft für den Fürther Cheftrainer, der bereits als Spieler große Verdienste für den Verein erwarb, wurde zumindest dünner.
Eine weitere krachende Niederlage wie beim 0:6 in Elversberg oder dem 1:4 gegen den KSC hätte sich das Kleeblatt wohl nicht ohne die branchenüblichen Konsequenzen für das schwächste Glied der Kette erlauben dürfen.
Änderungen am System und im Tor
Kleine beorderte Kapitän Branimir Hrgota nach dem Denkzettel gegen den KSC wieder zurück in die Startelf, veränderte das System und entschied sich im Tor erstmals für Silas Prüfrock. Der ging eigentlich als Torhüter Nummer 5 in der Hierachie in die Spielzeit, profitierte aber von Verletzungen und Patzern der Konkurrenz. Mehrmals spielte der erst 20-jährige Keeper mit dem Feuer, deutete seine Stärken mit dem Ball am Fuß aber mehrmals an.
Dass der FCK mit seiner ersten gefährlichen Chance in Führung geht, war für den deutlich stabiler wirkenden Verteidiger Philipp Ziereis "symptomatisch für unsere Situation". Der gesamte Abwehrverbund präsentierte sich in der neuen, alten Dreierkette bei wenigen Wacklern formverbessert und scharf in den Zweikämpfen. Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass die Roten Teufel das mit dem Feuerwerk gänzlich den Heimfans überließen.
Nach Rückschlag durch Naatan Skyttäs 0:1 ist Kleines Mannschaft diesmal nicht eingebrochen. Schwächen im Angriffsdrittel, gerade in puncto Genauigkeit und Entscheidungsfindung, verhinderten den im zweiten Durchgang völlig verdienten Ausgleichstreffer.
Negativer Höhepunkt der sehr hektischen Schlussphase war die laut Kleine "völlig übertriebene" Gelb-Rote Karte für Omar Sillah. Der Joker registrierte im Gegensatz zum Schiedsrichtergespann, dass der ausgewechselte Dietz das Feld bereits auf der anderen Seite verlassen hat und wollte keine Zeit verstreichen lassen - das Gespann wertete es als zu frühes Betreten des Feldes und verwarnte den Stürmer. Bei der zweiten Verwarnung war es für Fürths Coach "ein ganz normales Foul", und somit ebenfalls kein Gelb.
Lieberknecht stützt den Trainerkollegen
Kaiserslauterns Trainer Torsten Lieberknecht lobte im Nachgang eine "intakte, stabile Fürther Mannschaft", die zudem "top eingestellt war". Wenn er Einfluss darauf hätte, würde er die Trainerdiskussion in Fürth sofort beenden, so voll des empathischen Lobes war er für den Kollegen Kleine.
Der nannte das 0:1 verständlicherweise "eine bittere Niederlage", unterstrich allerdings auch die Reaktion der Mannschaft. Nach der Pleite am Freitagabend suchte Kleine den Austausch mit den enttäuschten Fans am Zaun, man beschwor die Einheit, die es für den Pokalfight brauchte.
"Heute ist das ganze Stadion dageblieben. Wir waren eine Einheit", so Kleine, der nach Lieberknechts Worten selbst noch zwischen den Zeilen auf die Diskussionen um seine Person Stellung nahm: "Diesen Weg werden wir weitergehen. Wir haben den Glauben, dass wir in nächster wieder Spiele gewinnen werden. Es ist wichtig, die Ruhe zu bewahren. Wir haben sie in der Mannschaft und im Verein. Wichtig ist, dass wir bei uns bleiben und uns auf dem eingeschlagenen Weg nicht nervös machen lassen. Wir möchten uns weiterentwickeln und für die nächsten Jahre stabil sein".
Den spürbaren Rückhalt der Fans betonte auch Ziereis: "Es hat richtig Bock gemacht, heute hierherzukommen und die Fans im Rücken zu haben. Jeder hat den Pokal-Spirit gespürt". So war die Leistung "ein Schritt nach vorn".
Für den kämpferisch tadellosen Auftritt gab es trotz des erneut frühen Ausscheidens den verdienten Applaus. Es wirkte wie ein Schritt aufeinander zu. Gleiches gilt jedoch auch für das Team selbst, das trotz all der unglücklichen oder unsauberen Angriffsaktionen positiv blieb und an einem Strang zog. Das sei erwähnt, weil es nicht immer so war.
Mindestens gegen Paderborn auf der Bank
Das erste "Endspiel" haben Kleine und sein Team verloren. Klar ist jedoch, dass mindestens ein weiteres gegen Paderborn folgt. Also eines der Spitzenteams der 2. Liga, das am Mittwochabend tapfer in Unterzahl kämpfend gegen Leverkusen erst nach 120 Minuten als Verlierer vom Platz ging.
Die Aufgabe wird also nicht leichter, ehe vor der Länderspielpause noch Preußen Münster in den Sportpark Ronhof kommt. Bleiben die Erfolgserlebnisse weiter aus, gingen die Diskussionen weiter und der branchenübliche Prozess würde wohl in Gang kommen.
Für Abwehrchef Ziereis spielt die Systemfrage für die kommenden Aufgaben übrigens keine Rolle: "Die Basis ist nicht, in welchem System wir spielen, sondern wie viel Leidenschaft wir hineinwerfen".
Diese Portion vom Pokalfight am Mittwochabend unter Flutlicht im Ronhof wäre ein guter Anfang.