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Görlich zu Fanprotesten: "Wir haben erlebt, was wir nicht wollen"

kicker

Erst als die Stadion-Uhr auf 12:01 Minuten sprang, wurde es wieder laut. Bis dahin habe "schon eine madige Stimmung geherrscht", sagte Hertha-Coach Stefan Leitl später. Sein Braunschweiger Pendant Heiner Backhaus fühlte sich "an Corona-Zeiten" erinnert: "Der Fußball gehört den Fans. Man sollte das ernst nehmen. So ein ruhiges Spiel braucht kein Mensch." Zwölf Minuten wird an diesem Wochenende in allen deutschen Fußball-Stadien von den aktiven Fans, die mit Blick auf die Innenminister-Konferenz der Bundesländer in Bremen (3. bis 5. Dezember) weitere Repressionen fürchten und durch die geplanten Maßnahmen die Fußball-Kultur in Gefahr wähnen, geschwiegen.

"Soll das die Zukunft des Fußballs sein?"

Über die gesamte Breite des Oberrangs in der Ostkurve zog sich am Freitagabend im Berliner Olympiastadion ein Banner mit weißer Schrift auf schwarzem Grund. "Populisten legen die Axt an die Fankultur an", war darauf zu lesen. Im Unterrang wurde das Konterfei von drei Männern präsentiert. Zu sehen waren Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, Hendrik Große Lefert, der Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), und Hamburgs Innensenator Andy Grote. Alle drei hielten eine Axt in der Hand. Auf einem Spruchband fragten Herthas Fans: "Soll das die Zukunft des Fußballs sein?"

DFB-Boss Neuendorf und Vize Zimmermann waren im Stadion

Zweitligist Hertha BSC unterstützt den Protest aus den Kurven. Beim Spiel gegen Eintracht Braunschweig (1:0) war neben DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFB-Vize Ronny Zimmermann auch Berlins Innensenatorin Iris Spranger im Stadion. "Wir arbeiten sehr intensiv daran, dass wir unseren Einfluss geltend machen können", sagte Hertha-Geschäftsführer Peter Görlich. "Wir positionieren uns dahingehend, dass wir Fußballkultur in der eigentlichen Form beibehalten wollen. Ich glaube, dass jeder einzelne Verein in diesem Ligaverband, aber auch in der 3. Liga weiß, dass er auf seine Fans angewiesen ist und sich dafür einsetzt. Wir haben an der einen oder anderen Stelle nicht das Mittel der offenen Protestsituation, sondern wir nutzen unsere Netzwerke."

"In der Demokratie ist das letzte Wort nie gesprochen"

Über den stillen Start ins Spiel sagte Görlich: "Wir haben in den ersten zwölf Minuten erlebt, was wir nicht wollen. Das ist genau das, was wir nicht als Fußballkultur verstehen." In der Demokratie sei "das letzte Wort nie gesprochen - wir leben 50+1. Und im 50+1 ist klar, dass man in einer demokratischen Form agieren kann. Also dürfen die Fans sich auch artikulieren, solange es respektvoll abläuft. Sie haben Kritik geübt, das dürfen sie.“ Nach zwölf Minuten und einer Sekunde setzte die Unterstützung ein. "Das", betonte Görlich, "ist das, was wir wollen."