Der von der Satzungskommission des Vereins eingebrachte Antrag, die Veranstaltungen künftig hybrid abzuhalten und damit Mitgliedern, die nicht anwesend sind, die gleichen Stimm- und Rederechte wie den vor Ort Anwesenden einzuräumen, fand bei Herthas Mitgliederversammlung am Samstag in der Berliner Messehalle 20 wie erwartet nicht die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit. Beim Votum der anwesenden 1355 Mitglieder, von denen 1296 stimmberechtigt waren, erhielt der Antrag bei 50 Enthaltungen lediglich 179 Ja-Stimmen.
Im Rahmen der Aussprache waren Pro- und Contra-Argumente ausführlich ausgetauscht worden. "Mitgliedschaft ist nicht, vorm Bildschirm zu sitzen und irgendwelchen Anträgen zuzuklicken - das gehört sich einfach nicht", sagte ein Gegner des Antrags. Ein anderer plädierte ebenfalls vehement für eine Beibehaltung des Präsenz-Charakters und zitierte "Martin Luther vom Reichstag zu Worms, auch so eine Veranstaltung, zu der man hingehen musste: Hier stehe ich und kann nicht anders. Die Mitgliederversammlung ist unser großes Lagerfeuer, möge es weiter hell brennen."
Die aktive Fan-Szene hatte sich im Vorfeld klar positioniert
Allerdings gab es vereinzelt auch mahnende Stimmen, die für eine Veränderung des bestehenden Rahmens argumentierten. "Wenn Hertha ein partizipativer Verein sein will, muss man das auch zeigen", sagte ein Befürworter des Antrags. Ein anderer erklärte mit Blick auf die aktive Fan-Szene, die durch ihre starke Präsenz bei den Mitgliederversammlungen bei Präsidiumswahlen in den vergangenen Jahren ein maßgeblicher Faktor war: "Ihr wollt die Mehrheiten beibehalten, die ihr gerade habt, und habt vielleicht Angst vor anderen Mehrheiten."
Die aktiven Fans des Klubs hatten sich bereits vor Wochen klar gegen die Satzungsänderung positioniert. Beim DFB-Pokal-Spiel gegen die SV Elversberg (3:0) Ende Oktober waren Flugblätter ("Echte Mitgliederversammlung - Echte Gemeinschaft") verteilt worden, die mit "Ostkurve Hertha BSC" gezeichnet waren. Darin hieß es: Eine Mitgliederversammlung gehöre dahin, "wo Gemeinschaft spürbar ist - in die Halle, auf die Bühne, mitten unter uns!" Transparenz gebe es nur vor Ort, eine Mitgliederversammlung in Präsenz sei "gelebte Demokratie". Präsidiumsmitglied Ralf Thaeter hatte am Samstag auf die Frage nach den Mehrkosten bei einer hybriden Mitgliederversammlung im Vorfeld der Abstimmung erklärt, er gehe "von 100.000 bis 150.000 Euro Mehrkosten" aus. Jetzt ist klar: Dieser Mehraufwand bleibt Hertha erspart.
Auch der Antrag für eine Live-Stream-Übertragung fällt durch
Nach dem Antrag auf Einführung von Hybrid-Veranstaltungen fiel auch der von der Satzungskommission als Kompromisslösung eingebrachte Antrag, die Mitgliederversammlungen künftig per Live-Stream zu übertragen, um allen Mitgliedern (ohne Stimmrecht für die nicht Anwesenden) die Teilhabe zu ermöglichen, bei 249 Ja-Stimmen und 74 Enthaltungen durch. Dagegen fand ein anderer Antrag auf Satzungsänderung breite Zustimmung. Das Recht zur Wahl des Aufsichtsratsvorsitzenden geht fortan an die Mitgliederversammlung. Bisher hatte der Aufsichtsrat selbst seinen Vorsitzenden gewählt. Die nächste Wahl des Kontrollgremiums steht bei der kommenden Mitgliederversammlung im Mai 2026 an.