Die Erleichterung beim SK Sturm nach dem Derbysieg über den GAK war im gesamten Stadion zu spüren. Bei Trainer Jürgen Säumel, der vor dem Duell mit dem Stadtrivalen hinter vorgehaltener Hand schon angezählt worden war, entlud sich dies in einer bemerkenswerten kommunikativen Offensive. Der ehemalige Anführer auf dem Spielfeld und jetzige Chefcoach der Grazer hat ganz klar genug vom Spagat zwischen hohen Ansprüchen und Kader-Realität.
Sturm stehe aktuell richtig gut da, betonte der frühere Kapitän angesichts der zweiten Tabellenposition einen Punkt hinter Salzburg, dem Überwintern im Cup und vier Punkten in der Europa League. "Gleichzeitig Spieler zu entwickeln, Junge aus der Akademie einzubringen und auf allen Hochzeiten zu tanzen, wird aber irgendwann schwierig. Ich glaube, das ist nicht jedem bewusst", betonte Säumel in direkter Offenheit, ohne den oder die Adressaten seiner Botschaft namentlich oder in Funktion benennen zu wollen.
"Sieht ein jeder"
Man kann dies als nun offen ausgetragenen Machtkampf zwischen dem Meistertrainer und dem ohnehin in der Kritik stehenden deutschen Sportchef Michael Parensen deuten. Zumindest ist es ein klar artikulierter Hinweis auf Versäumnisse und Fehler in der Kaderzusammenstellung. "Dass der Kader auf manchen Positionen unausgeglichen ist, sieht ein jeder", sagte Säumel trocken. Konkrete Wünsche für das Wintertransferfenster nannte er noch nicht. "Das besprechen wir intern." Klar ist jedenfalls, dass hochkarätige Abgänge im Sommer qualitativ nicht annähernd adäquat kompensiert wurden.
Augenscheinlich ist etwa, dass die Außenverteidiger zu wenig Tempo und Druck nach vorne machen. Auch der Ruf nach einem echten Abwehrchef wird immer lauter. Dass Jeyland Mitchell in der Innenverteidigung eine Verstärkung sein kann, zeigte der Costa Ricaner nicht nur wegen seines Führungstreffers im Derby. Auch Niklas Geyrhofer lieferte neben ihm eine gute Partie. "Große Erleichterung, das Derby bedeutet für die Fans alles. Dass wir gewinnen müssen, war uns allen klar", so Geyrhofer. Von einer Drucksituation wollte das Eigengewächs aber nichts wissen. "Weil wir unsere Stärken kennen."
GAK von Sturms Wucht beeindruckt
Der GAK stand wie in den sechs Derbys der jüngeren Vergangenheit mit leeren Händen da. "Es tut schon weh, aber Sturm war speziell erste Halbzeit auf die ersten Bälle sehr, sehr gut", sagte Kapitän Daniel Maderner. Er sah "ein billiges Gegentor", das die Niederlage einleitete. "Sicher haben wir geglaubt, wir können vielleicht überraschen. Aber wir sind trotzdem der GAK, müssen am Boden bleiben. Wenn wir die neun Punkte aus den letzten fünf Spielen nicht geholt hätten, wissen wir eh, wo wir stehen", sagte Maderner.
GAK-Trainer Ferdinand Feldhofer war von der Stärke Sturms beeindruckt. "Ich habe seit meiner Rückkehr nach Österreich noch gegen keinen stärkeren Gegner gespielt von der Intensität her. Das haben meine Spieler gespürt", sagte Feldhofer. Die Wucht durch die stimmungsvolle Kulisse habe dazu beigetragen. "Wir haben uns gewünscht, dass wir in Führung gehen, das Momentum auf unsere Seite ziehen. Das Spiel hat allerdings etwas anderes gebracht."