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"Intuitive Harmonie": Marquardt und Schumacher machen Kanonenrennen zum BVB-Duell

kicker

Dass sich zwei Spielerinnen eines Teams die Spitze der Torjägerliste teilen, kommt selten vor - bei Borussia Dortmund ist es Realität. Dana Marquardt führt das bundesweite Drittliga-Ranking der Frauen mit 14 Treffern an, dicht gefolgt von ihrer Teamkollegin Rita Schumacher (zwölf Tore). Gemeinsam bilden sie das torgefährlichste Drittliga-Duo Deutschlands und haben die BVB-Frauen, die erst im Sommer aus der Westfalenliga aufgestiegen sind, auf Rang 2 der Regionalliga West (3. Liga) geschossen.

"Wir sind verschiedene Typen und ergänzen uns daher sehr gut", schätzt Schumacher das Luxusproblem in der BVB-Offensive. Während Marquardt sich selbst als "klassische Neun" beschreibt, die ihre Stärken mit dem Rücken zum Tor, in der Zielstrebigkeit und Kopfballstärke hat, sieht sie in Schumacher - die auf dem linken Flügel zuhause ist und für die kreativen Momente im Dortmunder Offensivspiel sorgt - den idealen Gegenpart. "Unsere Stärken liegen jeweils woanders. Während Flanken eher mein Metier sind, ist Rita aus der zweiten Reihe besonders gefährlich."

„Wenn mir am letzten Spieltag ein Tor zur Kanone fehlt, lege ich trotzdem rüber, wenn jemand anderes besser steht.“ (Rita Schumacher)

Wenn Schumacher eine Überschrift für das Zusammenspiel mit Marquardt wählen müsste, würde sie von "intuitiver Harmonie" sprechen - sozusagen ein Sturmduo, das sich blind versteht und aus dem Bauch heraus agiert. Dieses blinde Verständnis im Dortmunder Spiel greift wie ein präzises Uhrwerk ineinander und ist an über der Hälfte aller BVB-Treffer beteiligt. Dass die beiden nicht nur in der Regionalliga West, sondern sogar bundesweit die ersten beiden Plätze im Torjägerinnen-Ranking belegen, hatten sie bislang gar nicht auf dem Schirm. "Das pusht uns noch einmal und zeigt, wie gut es zwischen uns - und in der Mannschaft insgesamt - harmoniert", sagt Marquardt.

Von Konkurrenzdenken wollen beide nichts wissen: "Natürlich ist es cool, wenn man bundesweit ganz oben steht. Das gibt noch einmal ein, zwei Prozent mehr Motivation - aber es ändert nichts an der Art, wie ich spiele", sagt Marquardt. Schumacher pflichtet ihr bei: "Die Teamleistung steht bei uns ganz klar über dem Einzelerfolg. Wenn mir am letzten Spieltag ein Tor zur Kanone fehlt, lege ich trotzdem quer, wenn jemand anderes besser steht." Eine kleine Ausnahme gibt es bei all der Harmonie allerdings doch: Strafstöße sind Marquardts Sache.

Eine Vision, die die Ligazugehörigkeit überschreitet

Dass die Qualitäten des Duos auch in der 3. Liga zum Tragen kommen, überrascht kaum - beide bringen reichlich Erfahrung aus höheren Spielklassen mit. Marquardt wechselte im vergangenen Winter aus der 2. Bundesliga vom Hamburger SV zum damals noch viertklassigen BVB und hatte mit 22 Treffern in elf Spielen maßgeblichen Anteil am Aufstieg in die Regionalliga. Auch Schumacher blickt auf mehrere Jahre in der Bundesliga (Carl Zeiss Jena) und in der 2. Bundesliga beim VfL Wolfsburg II zurück. Im Sommer schloss sie sich vom österreichischen Bundesligisten SKN St. Pölten den Dortmunderinnen an.

Den vermeintlichen Rückschritt nahmen beide nicht als solchen wahr. "Ich habe den Wechsel nicht als Rückschritt gesehen - losgelöst von der Liga war es für mich eine Riesenchance", blickt Marquardt zurück. "Die Ziele und Ambitionen des Vereins decken sich mit meinen, das hat mich beeindruckt. Ich wollte mit meiner Erfahrung ein Stück weit helfen. Dass ich das kann, hat man in der Westfalenliga und jetzt erneut gesehen."

"Wir haben hier alles, ums uns persönlich zu entwickeln und unsere Ziele zu erreichen", sieht auch Schumacher beim BVB ideale Arbeitsbedingungen.

"Riesen-Erfahrung" im Pokalfight gegen den FC Bayern

Wie viel Potenzial im BVB-Frauenteam steckt, zeigte sich zuletzt nicht nur in der Liga, sondern auch im DFB-Pokal vor rund einem Monat, als man dem großen FC Bayern vor über 15.000 Zuschauern im Stadion Rote Erde gegenüberstand. Dem "Nonplusultra im Frauenfußball", wie Marquardt sagt, bot der in der Frauenwelt noch vergleichsweise kleine BVB lange Paroli und schied am Ende erhobenen Hauptes mit 0:2 aus.

"Trotz der Niederlage war dieses Spiel ein klarer Gewinn. Es war eine riesige Erfahrung. Obwohl wir 'nur' Regionalligist sind, haben wir unser Potenzial gezeigt und bewiesen, dass wir auch höher mithalten könnten", lautet Marquardts positives Fazit.

"Wir hatten in unserer Karriere, glaube ich, schon ein paar richtig coole Spiele. Dieses hier steht aber definitiv ganz weit oben auf der Liste. Das werde ich so schnell nicht vergessen", blickt auch Schumacher hochzufrieden auf den Pokalfight zurück.

Nach dem Pokal-Aus richtet sich der Fokus nun wieder auf den Liga-Alltag, in dem der BVB den Aufstieg in die 2. Bundesliga als Saisonziel ausgegeben hat. Ob gewollt oder nicht: Solange sich keine Drittspielerin ins Drittliga-Ranking einmischt, bleiben Marquardt und Schumacher statistisch Konkurrentinnen. Eine Quelle für Leistungsdruck? "Null Komma null", sagt Marquardt, die der Rolle als "Gejagte" nichts Negatives abgewinnen kann. "Druck und Ängste entstehen immer aus einer Negativität heraus. Wenn ich am Ende auf Platz 1 lande, freue ich mich natürlich - aber ich gönne es Rita genauso."

„Es bringt mir nichts, wenn ich am Ende bei 40 Toren stehe und wir unser Saisonziel verfehlen.“ (Dana Marquardt)

Über allem steht ohnehin der Aufstieg. "Es bringt mir nichts, wenn ich am Ende bei 40 Toren stehe und wir unser Saisonziel verfehlen", weiß Marquardt. Mehr Tore als in der Vorsaison (22) wären schön, so die "Vollblut-Stürmerin", wie Schumacher sie nennt. Vielleicht lassen sich persönliche und private Ziele verbinden - der Durchmarsch in die 2. Bundesliga als Drittliga-Königin. Oder sie hilft ihrer Konkurrentin - die, wie wir gelernt haben, eigentlich keine ist - selbst auf den Thron.