Auf die Frage, wie er sein Jahr beschreiben würde, antwortet Knäbel: "Herausfordernd und vielfältig. Mit vielen schönen Momenten, die wir alle gemeinsam erleben und feiern durften." Zu den Höhepunkten zählten unter anderem die erfolgreiche Qualifikation der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft 2026 und die beeindruckende Frauen-EM. Doch das Jahr brachte für ihn auch persönliche Prüfungen mit sich, wie den Verlust seines Vaters, den er auf seinem letzten Weg begleitete. Knäbel erklärt: "Das war für mich das mit Abstand Eindrücklichste und Bewegendste, das ich je erlebt habe."
Die Wahl zum Präsidenten des SFV im Jahr 2025 war für Knäbel selbst eine grosse Überraschung. Vor einem Jahr hatte ihm kaum jemand Chancen eingeräumt. Doch durch intensive Gespräche mit Vereinsmitgliedern und Funktionären in der ganzen Schweiz, bei denen er ein hohes Mass an persönlichem Engagement zeigte, konnte er überzeugen. Knäbel betont: "Es ging im Wahlkampf nicht um Zeit oder Kilometer, es ging um Begegnung, Überzeugung und Wertschätzung. Das kann man nicht via Videocall machen, dazu muss man raus zu den Menschen in den Clubhäusern."
Einprägsam waren für ihn insbesondere zwei Besuche während des Wahlkampfs: Beim AC Taverne im Tessin erlebte er die Leidenschaft und den Zusammenhalt eines kleinen Vereins, während er beim Lancy FC in Genf die grosse Gemeinschaft von 1100 Mitgliedern bewunderte. Die Authentizität und Hingabe der Menschen in den Clubs hinterliessen einen bleibenden Eindruck bei ihm. "Alle Begegnungen waren auf ihre Art eindrucksvoll, weil ich so viel Herzblut und Leidenschaft für den Fussball und die Vereine gespürt habe", so Knäbel.
Ein weiteres prägendes Ereignis des Jahres war die WM-Auslosung im Dezember in Washington. Dabei wurde auch der umstrittene Friedenspreis an den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump verliehen. Knäbel kommentiert dies kritisch: "Es ist schwierig, nach dieser Veranstaltung zu sagen, dass Sport und Politik zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe sind und nichts miteinander zu tun haben sollen. Das wird in Zukunft jedem und jeder vorgehalten werden, der etwas anderes behauptet. Die Bilder sind jetzt in der Welt. Für mich war die Gewichtung nicht sportgerecht. An einem Tag, an dem es um Fussball gehen sollte."
Ein zentraler Punkt im Gespräch war auch die Zeit, die Knäbel mit seinem sterbenskranken Vater verbrachte. Der ehemalige Fussballprofi und -funktionär schildert, wie er die letzten Wochen seines Vaters als Chance empfand, ihm etwas zurückzugeben. Er beschreibt: "Es war ein grosses Glück für mich, meinen Vater über mehrere Wochen begleiten zu dürfen. Diese Momente haben bei mir sehr viel hinterlassen." Besonders betont er die Arbeit der Pflegekräfte, die für ihn ein tiefes Gefühl der Hochachtung geweckt hat. "Meine Hochachtung für Menschen, die sich im Pflegeberuf engagieren, ist noch einmal um ein Vielfaches gestiegen", erklärt Knäbel und hebt die unermüdliche Arbeit seiner Mutter hervor, die seinen Vater bis zuletzt gepflegt habe.
Abschliessend reflektiert Knäbel über die Bedeutung der gemeinsamen Zeit mit seiner Familie und die Erinnerungen, die er mitnehmen wird. "Es bleibt ein Stuhl leer. Einer fehlt. Es gibt eine Lücke, die nicht mehr zu schliessen ist. Diese gilt es nun mit Geschichten, gemeinsamen Erlebnissen und Erzählungen zu füllen." Trotz der Trauer zeigt er sich dankbar für die Zeit, die ihm für den Abschied blieb, und blickt optimistisch auf die kommenden Herausforderungen.