Werbung für das Land soll es werden, die Ausrichtung des Afrika-Cups. Marokko hatte sich im Vorfeld des Turniers dafür herausgeputzt, vieles auf Hochglanz getrimmt. Auch, um für die WM 2030 zu proben. Diese wird das nordafrikanische Land schließlich gemeinsam mit Spanien und Portugal ausrichten. Da kommen Aussagen wie die von Hugo Broos gar nicht gelegen.
Südafrikas Nationaltrainer übte vor dem letztlich gewonnenen Gruppenfinale gegen Simbabwe (3:2 am Montagabend) deutliche Kritik an der Turnier-Organisation. Insbesondere an der Einlass-Situation in den Stadien ließ der 73-Jährige kein gutes Haar. Konkret bezog sich Broos auf die Erfahrung seiner Familie, mit der diese beim zweiten Gruppenspiel der Südafrikaner gegen Ägypten (0:1) offenbar konfrontiert worden war.
"Meine Frau sagte, sie hatte Angst", berichtete der Belgier, der Bafana Bafana beim Afrika-Cup 2024 überraschend bis ins Halbfinale geführt hatte. "Die Organisation ist katastrophal. Schon vor dem Anpfiff herrscht Chaos. Die Polizei hat Menschen trotz eines Tickets daran gehindert, das Stadion zu betreten. Menschen mit Tickets konnten nicht rein, weil sie ganze Menschenmassen ohne Ticket durchließen."
Broos' Eindruck deckt sich mit dem von unabhängigen Beobachtern vor Ort. Durch die Bank soll die Anzahl der verkauften Tickets deutlich höher sein als die Anzahl der Menschen, die tatsächlich auf den Tribünen sitzt - offenbar hauptsächlich, weil an den Einlässen mitunter Chaos herrscht und Menschen mit Ticket nicht ins Stadion kommen. Dass die Organisatoren nach Start des Spiels freien Eintritt gewähren, trägt nicht gerade zur Besserung bei. Aber: "Wenn der Eintritt nicht kostenlos ist, kommt niemand zu den Spielen", merkte Broos an. "Niemand ist zu unserem Spiel gegen Ägypten gekommen, niemand ist zu unserem Spiel gegen Angola gekommen."
"Hier gibt es nichts": Broos kritisiert mangelnde Begeisterung
Auch die mangelnde Begeisterung im Gastgeberland prangerte der Trainer-Routinier an. Mit den beiden Afrika-Cups, an denen er als Trainer teilgenommen hatte - 2017 in Gabun hatte er mit Kamerun den Cup gewonnen, 2024 mit Südafrika Platz drei geholt - sei die aktuelle Ausgabe "nicht vergleichbar", wetterte er. "Dort hatte man wirklich das Gefühl, an einem Turnier teilzunehmen. Wenn wir mit dem Bus zum Training gefahren sind, haben die Leute Fahnen geschwenkt und uns zugewinkt. Hier gibt es nichts."
Vielleicht wird sich das in der K.-o.-Phase ändern. Durch den zweiten Platz in Gruppe B hat sich Broos mit Südafrika für das Achtelfinale qualifiziert. Dort wartet der Zweitplatzierte der Gruppe F - was unter Umständen Broos' Ex-Team Kamerun werden könnte.