Natürlich gehörten die Schlagzeilen nach dem wilden Auftritt in der griechischen Hafenstadt dem Matchwinner: Kylian Mbappé erzielte immerhin alle vier Tore für die Königlichen und in der ersten Hälfte den zweitschnellsten Hattrick in der Geschichte der Champions League.
Doch neben dem Franzosen stach noch ein weiterer Angreifer hervor, um den es in den letzten Wochen ziemlich viel Unruhe gegeben hatte: Vinicius Junior spielte groß auf, sein Auftritt in Piräus erinnerte an jene Leistungen, die ihn zum Weltfußballer machten und ihn beinahe zum Gewinn des Ballon d'Or brachten.
In Zahlen: Vinicius Junior bereitete das erste und vierte Tor Mbappés vor, hatte mit 66 die meisten Ballkontakte und dribbelte so häufig (14-mal) wie kein anderer Offensivspieler Reals, brachte zudem 78 Prozent seiner 38 Pässe an den Mitspieler und gewann exakt die Hälfte seiner 18 Zweikämpfe. Und hätte in der 33. Minute Mbappé nicht im Abseits gestanden, hätte sich der Brasilianer sogar in die Torschützenliste eingetragen.
Es wäre ein persönliches Erfolgserlebnis gewesen für Vinicius Junior, der in der diesjährigen Königsklasse noch keinen einzigen Treffer erzielt hat und in La Liga seit dem 4. Oktober auf sein sechstes Saisontor wartet - und um den es in den letzten Wochen mächtig Wirbel gab. Zunächst war da sein Ausraster nach seiner Auswechslung im Clasico gegen den FC Barcelona (2:1), für den er wenige Tage später öffentlich zu Kreuze kroch. Xabi Alonso verzichtete zunächst auf Konsequenzen, degradierte den 25-Jährigen beim wilden 2:2 bei Aufsteiger Elche aber zum Bankdrücker.
Vinicius Junior mit "außergewöhnlichem Einfluss"
Zwischenzeitlich soll das Verhältnis zwischen dem spanischen Coach und dem brasilianischen Angreifer dermaßen zerrüttet gewesen sein, dass laut einem Bericht von The Athletic Vinicius Junior die Real-Bosse bereits informiert hat, seinen im Juni 2027 auslaufenden Vertrag nicht vorzeitig zu verlängern, solange sich an der Situation nichts ändert.
Das Spiel im Stadion Georgios Karaiskakis könnte nun genau der Kitt sein, der die beiden wieder zusammenhält. "Das aberkannte Tor tut mir sehr leid für ihn", sagte Real-Coach Xabi Alonso der spanischen Sportzeitung Marca: "Es war ein designter Spielzug und es hätte ihm gutgetan, ein Tor zu erzielen." Und betonte ausdrücklich den "außergewöhnlichen Einfluss, den Vinicius Junior auf unser Spiel ausübte".
Lob heimste Vinicius Junior auch von seinem Sturmkollegen ein. "Er hat den Unterschied ausgemacht", sagte Mbappé: "Er hat ein großartiges Spiel gemacht und wir sind alle sehr glücklich, ihn im Team zu haben", sagte der Vierfach-Torschütze, der sich im gleichen Atemzug auch hinter Xabi Alonso stellte. "Wenn man für einen Verein wie Real Madrid spielt, ist es normal, dass viel geredet wird. Wir Spieler müssen uns gegenseitig schützen, den Trainer und den Staff", sagte der 26-jährige.