Der SK Sturm Graz und Red Bull Salzburg müssen sich in der UEFA Europa League mit dem Gedanken anfreunden, die K.o.-Phase der Top 24 zu verpassen. Am Donnerstag kassierten die Bullen beim FC Bologna eine 1:4-Niederlage, Sturm ging bei Panathinaikos als 1:2-Verlierer vom Platz. Mit vier bzw. drei Punkten liegen der Meister und sein Vize drei Runden vor Schluss der Ligaphase auf den Plätzen 28 und 29. Die Restprogramme sind fordernd.
Salzburgs Hoffnungen auf eine Trendwende auf europäischer Ebene zerschellten an der spielerischen Klasse des Gegners, aber auch der eigenen Ineffizienz. Drei Wochen nachdem die Truppe von Thomas Letsch gegen die Go Ahead Eagles ihre ersten Punkte aufs EL-Konto gebucht hatte, wäre durchaus mehr möglich gewesen. In der zweiten Hälfte fanden Yorbe Vertessen und Petar Ratkov vier Großchancen vor, mehr als ein knappes Abseitstor war aber nicht mehr drinnen. "Wir müssen aus den Chancen einfach mehr machen, dann wird es noch einmal spannend", erklärte Verteidiger Stefan Lainer auf Sky.
"Wir machen vieles gut, sind in den entscheidenden Phasen aber einfach zu nachlässig, zu fehlerhaft. Wir laden den Gegner ein, Tore zu machen, umgekehrt machen wir die großen Chancen nicht rein", so Trainer Thomas Letsch, für den es die zweite Enttäuschung innerhalb einer Woche war. Erst am Sonntag hatten die Bullen zuhause ein Last-Minute-2:3 gegen Tirol kassiert.
"Stehen wieder mit der gleichen Story da"
Die Saison des Bundesliga-Tabellenführers bleibt eine Achterbahn, Letsch wollte mit seiner Truppe nicht allzu hart ins Gericht gehen. "Ich habe das Gefühl, die Jungs geben Gas, brennen, die Intensität ist da", stellte der Deutsche klar. Goalie Alexander Schlager, der gegen die spielfreudigen Italiener der wohl beste Salzburger war, sah es ähnlich. "Es war ein beherzter Auftritt. Ich habe das Gefühl gehabt, dass jeder wollte, dass jeder gekämpft hat", meinte der ÖFB-Teamtormann. Letsch ortete aber eine gewisse Stagnation: "Wir arbeiten an den Sachen, am Schluss stehen wir aber wieder mit der gleichen Story da."
Optimismus ist angesichts der aktuellen Lage das einzige, was Salzburg in der EL noch bleibt. "Ich bin kein Hellseher, aber mit diesem Engagement und diesem Herz, das ist die Basis. Und dann werden wir sehen, zu was es reicht", gab Schlager an. Er und seine Truppe können eigentlich nur noch überraschen. Am Donnerstag kommender Woche gastiert Salzburg in Freiburg, im Jänner stehen noch die Duelle mit dem FC Basel (heim) und Aston Villa (auswärts) an.
Torgefahr? Fehlanzeige
Chancenwucher wie die Salzburger konnte sich Sturm erst gar nicht nachsagen lassen. Dass es in einem chancenarmen Spiel in Athen gegen einen keineswegs furchteinflößend auftretenden Gegner nicht einmal zum logischen Remis reichte, passte ins aktuelle Bild. "Es werden momentan Kleinigkeiten bestraft. Wir haben nicht viel zugelassen und trotzdem zwei Gegentore kassiert", wusste Trainer Jürgen Säumel. Ob es an Kleinigkeiten liegt, ist angesichts des Negativlaufs zumindest fraglich. Von den jüngsten acht Partien wurde nur eine - im Cup gegen die Admira im Elferschießen - gewonnen.
Bei manchen Akteuren macht sich sichtlich Ratlosigkeit breit. "Vielleicht müssen wir nicht so lange hinten den Ball herumspielen, keine Ahnung, ich weiß es gerade selber nicht", meinte Niklas Geyrhofer, der im zweiten Europa-League-Spiel in Folge in der Innenverteidigung auflief, in der Bundesliga aber noch auf keine zehn Minuten Spielzeit kommt. Offensiv ist Sturm - von Geniestreichen Otar Kiteishvilis abgesehen - aktuell ein laues Lüftchen. Die Stürmer Maurice Malone, Seedy Jatta, Leon Grgic und Axel Kayombo haben in der Europa League allesamt noch nicht angeschrieben. Mit in Summe acht Toren läuft es für das Quartett in der Bundesliga nicht viel besser.
Säumel: "Verkrampfung ist da"
"Es fehlt die Leichtigkeit", meinte Säumel. "Wir bleiben da dran." Frustrierend sei die Situation nicht, betonte der Trainer. "Wir möchten die Spieler und die Mannschaft entwickeln. Ich bin von der Mannschaft nach wie vor überzeugt, das gehört zu einer Entwicklung dazu." Sein Team habe alles probiert, um die Vorgaben auch umzusetzen. "Fakt ist, dass es nicht so leicht von der Hand geht, eine Verkrampfung da ist." Die will Säumel möglichst bis Sonntag lösen, wenn Sturm beim TSV Hartberg, dem Bundesliga-Team der Stunde, zu Gast ist. In der Europa League geht es in zwei Wochen mit einem Heimspiel gegen Marko Arnautovics Roter Stern Belgrad weiter, ehe 2026 das Ligaphasen-"Finale" gegen Feyenoord in Rotterdam und in Graz gegen Brann Bergen steigt.