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Reese: "Man kann nicht immer furios spielen"

kicker

Sie wussten, dass speziell der erste Durchgang eher nichts fürs Lehrbuch war. "Da hatten wir zu einfache Ballverluste und waren zu ungenau im Spiel nach vorne", sagte Tjark Ernst. "Wir waren um Struktur bemüht, haben uns aber den ein oder anderen Fehler im eigenen Ballbesitz erlaubt", fand Trainer Stefan Leitl. "Nach der ersten Halbzeit", resümierte Paul Seguin, "waren wir nicht zufrieden. Wir haben aber weiter dran geglaubt und unseren Plan verfolgt." Einen Plan, der auch am Freitagabend beim glanzlosen 1:0 gegen Eintracht Braunschweig aufging - und Hertha für zumindest eine Nacht auf Platz 4 der Tabelle katapultiert hat.

Eine solche Serie hatte der Hauptstadtklub zuletzt vor 24 Jahren

"Einen Arbeitssieg" schrieb Sportdirektor Benjamin Weber in die Berliner Bilanz. "Es war nicht unser bestes Spiel", räumte Kapitän Fabian Reese ein, der mit seiner Flanke das Siegtor von Marten Winkler (56.) vorbereitet hatte. "Trotzdem war es wieder ein relativ erwachsener Auftritt, bei dem wir am Ende das Quäntchen besser als der Gegner waren und viel gegen den Ball investiert haben." Der Lohn war der fünfte Pflichtspielsieg ohne Gegentor in Serie. Mindestens fünf Siege in Folge waren dem Hauptstadtklub zuletzt vor 24 Jahren - im Herbst 2001 - gelungen.

Die nächste Weiße Weste stellte Keeper Ernst als Leistung des ganzen Teams heraus: "Man sieht, dass meine Vordermänner viel wegverteidigen. Es ist nicht selbstverständlich, fünf Spiele am Stück zu null zu spielen." Dass das erneut gelang, lag auch am nach VAR-Check einkassierten Handelfmeter in der Schlussphase.

Herthas Rechtsverteidiger Linus Gechter hatte eine Flanke von Leon Bell Bell im Strafraum mit dem Rücken und angelegtem Arm abgewehrt. Referee Michael Bacher zeigte zunächst auf den Elfmeterpunkt, nahm die Entscheidung nach Ansicht der TV-Bilder aber zurück (86.), weil der Arm am Körper war. Für Ernst war die Situation eindeutig. "Kein Elfmeter, das war direkt mein erster Impuls", sagte der Torhüter. "Linus dreht sich weg und kriegt den Ball ein bisschen an den Arm. Den Elfmeter kannst und darfst du niemals pfeifen."

Der Schlüssel nach der Pause: Präsenz im Gegenpressing

Dass sich Hertha nach der Pause straffte, ebnete den Weg zum Sieg. "In der zweiten Hälfte war es eine deutliche Leistungssteigerung meiner Mannschaft mit deutlich mehr Präsenz im Gegenpressing", lobte Leitl. "Wir sind geduldig geblieben, haben das Tor gemacht und am Ende alles wegverteidigt." Reese machte für die Steigerung nach der Pause gegen den Ball "eine bessere Konterabsicherung und eine bessere Zuordnung gegen Braunschweigs Sechser" verantwortlich, "so dass wir besser sortiert standen". Mit dem Ball habe Hertha im zweiten Durchgang "besser die Achterräume gefunden und von dort in die torgefährlichen Räume gespielt".

Allerdings: Den Deckel draufzumachen, verpassten die Berliner wie schon zuletzt in Kaiserslautern (1:0) erneut. "Nach der Führung hätten wir die die Umschaltmomente besser ausspielen müssen", sagte Seguin. "Daran gilt es zu arbeiten." In der Tat haben sie bei Hertha trotz der Erfolgswelle ein paar Inhalte, an denen sie feilen müssen. Aber "ein wirklich schwieriges Spiel" (Seguin) wie gegen Braunschweig nach Hause zu bringen, illustriert die neue Reife.

"Man kann nicht immer furios spielen", erklärte Reese. "Wichtig ist, dass man kontinuierlich punktet. Das gelingt uns." Sechs der vergangenen sieben Liga-Spiele hat Hertha gewonnen. "Diese Mannschaft", sagte Geschäftsführer Dr. Peter Görlich, "findet sich immer mehr." Und er schob hinterher: "Fünf Siege in Serie sind schön, aber wir geben uns damit nicht zufrieden." Es klang wie eine Drohung an die Konkurrenz.