Sportlich läuft es herausragend gut für den Fast-Absteiger der vergangenen beiden Spielzeiten - Schalke 04 hat sich nach mehr als einem Drittel der Saison auf den direkten Aufstiegsplätzen festgesetzt, die Königsblauen sind mächtig in Fahrt. Dennoch könnte es für die Länderspielpause keinen besseren Zeitpunkt geben.
Viele Talente im Testspiel-Kader
Denn noch immer stehen rund zehn Profis aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Verfügung, ein entsprechendes Bild gibt in dieser Woche die Trainingsgruppe ab: Talente aus der U 23 und sogar U 19 sind fast in der Überzahl, wenn Miron Muslic zur Einheit bittet. Ein entsprechendes Gesicht der Mannschaft ist am Donnerstag (19.30 Uhr) im Test beim FC Twente Enschede zu erwarten.
Dieses Spiel anlässlich des 60. Geburtstages des befreundeten Vereins hat für Schalke 04 nur einen geringen sportlichen Wert. Von größerer Bedeutung ist, dass zumindest ein Großteil der Verletzten in den nächsten Tagen zurückkommt. Nach der Länderspielpause gastieren die Königsblauen am 22. November bei Preußen Münster - es ist die Pflichtspiel-Generalprobe vor der attraktiven Heimaufgabe gegen den SC Paderborn, bei der schon jetzt feststeht, dass dann der Tabellenerste auf den -zweiten trifft.
Tausende Mitglieder erwartet
Bis dahin wartet auf alle Schalker ein Ereignis, das jedes Jahr aufs Neue mit Spannung erwartet wird. Am Samstag findet die Mitgliederversammlung statt, wie üblich werden die Besucher zu Tausenden in der Arena des eingetragenen Vereins erwartet.
In den vergangenen Jahren war die Stimmung häufiger angespannt - kein Wunder angesichts des sportlichen Niedergangs und der wirtschaftlichen Turbulenzen insbesondere in diesem Jahrzehnt. Bei allen obligatorischen kritischen Wortbeiträgen von Mitgliedern ist diesmal grundsätzlich mit heiterer Atmosphäre zu rechnen, der Tabellenstand ist dabei nur ein Grund.
Machtverschiebung im Aufsichtsrat?
Nicht zuletzt dank seines mit unaufgeregter Herangehensweise gepaarten Fachwissens hat es Frank Baumann geschafft, den FC Schalke 04 in ruhigere Bahnen zu lenken. An seiner Verpflichtung als Sportvorstand, der er offiziell seit dem 1. Juni ist, hat der Aufsichtsrat mehrere Monate gearbeitet - dass dieses Gremium von vielen Mitgliedern durchaus kritisch betrachtet wird, könnte sich in der Versammlung am Samstag widerspiegeln. Zwei Aufsichtsratsplätze gilt es neu zu besetzen, unter Umständen könnten die Entwicklungen zu Machtverschiebungen innerhalb des Kontrollorgans führen.
Was die Finanzlage betrifft, wird mit Sicherheit die Fördergenossenschaft thematisiert werden, deren Ertrag auch mehrere Monate nach ihrer Einführung immer noch weit unter den Erwartungen liegt (rund 8,5 Millionen Euro Gesamtvolumen bei weniger als 9000 Zeichnungen, Stand 30. September).
Um der verhaltenen Begeisterung in Sachen Fördergenossenschaft entgegenzuwirken, dürfte die Unternehmensanleihe 2025/2030 zur Sprache kommen, die als öffentliches Angebot aktuell für Aufsehen sorgt. Die ersten Erwartungen sind bereits übertroffen worden. Aufgrund der sehr starken Nachfrage erhöht der Verein das Paket von ursprünglich bis zu 50 auf bis zu 75 Millionen Euro.
Wer investiert, kann mit 6,5 Prozent Zinsen pro Jahr rechnen. Einen einmaligen Bonus in Höhe von 1,5 Prozent gibt es, wenn Schalke 04 im entsprechenden Zeitraum in die Bundesliga zurückkehren sollte.
"Wir freuen uns über den hohen Zuspruch der vergangenen Tage", sagt Finanzchefin Christina Rühl-Hamers. "Unser erstes Ziel war die vollständige Ablösung der 2021/2026er Anleihe, darüber hinaus lag das Augenmerk auf einer zumindest teilweisen Refinanzierung der 2022/2027er. Mit Blick auf das bisher gezeichnete Volumen ist es realistisch, mehr als das ursprünglich im Wertpapierprospekt verankerte Volumen von bis zu 50 Millionen Euro zu erreichen. Dass wir also aller Voraussicht nach beide Ziele übertreffen können, bietet Schalke 04 eine starke strategische Option."
Refinanzierung auslaufender Anleihen
Die Verwendung der Mittel aus der Anleihe 2025/2030 steht bereits fest und wurde im Wertpapierprospekt entsprechend verankert. Sie werden eingesetzt zur Refinanzierung der Anleihe 2021/2026 mit einem Restvolumen von 15,9 Mio. Euro sowie zur Refinanzierung der Anleihe 2022/2027 mit einem Restvolumen von 34,1 Mio. Euro. Zudem ist die Tilgung weiterer, insbesondere vorrangig besicherter Finanzverbindlichkeiten angedacht.
"Uns ist eine Botschaft ganz wichtig: Der konsequente Kurs, die finanziellen Belastungen durch Verbindlichkeiten langfristig zu reduzieren, wird selbstverständlich fortgesetzt", sagt Rühl-Hamers. "Dauerhaft steigt unsere Verschuldung durch die neue Anleihe nicht an. Es geht ausschließlich um die Tilgung bestehender Verbindlichkeiten. So gewinnen wir über einen längeren Zeitraum finanzielle Planungssicherheit und neue Handlungsfreiheit in unseren Entscheidungen."