Die Frage, warum er vorzugsweise auswärts trifft, kam nach Herthas 1:0-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern selbstverständlich, aber eigentlich zielte sie ins Leere. Luca Schuler hatte am Samstagabend auf dem Betzenberg im Grunde eine Art Heimspiel. Es ging gegen den Klub, in dessen Jugend er von 2006 bis 2016 ausgebildet wurde, ehe er in die U 19 der SV Elversberg weiterzog. Familie und Freunde sahen von der Tribüne aus, wie Schuler - wie vor einem Jahr beim Berliner 4:3-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern - erneut gegen seinen Jugend-Klub traf und nach seinem Tor eher verhalten jubelte. "Ich bin Pfälzer durch und durch, bin hier in der Nähe geboren, hab' zehn Jahre in der Jugend hier gespielt", sagte er. "Mir liegt das Stadion ganz gut, ich hab' hier letztes Jahr auch zweimal getroffen."
"In dem Fall war es ganz gut, dass ich am zweiten Pfosten stand"
Nach einer Eingabe von Marten Winkler ließ Schuler in abgezockter Manier FCK-Verteidiger Maxwell Gyamfi mit dem ersten Kontakt aussteigen und vollendete mit links. "Wir trainieren es viel mit den Flanken. Der Trainer hat es gern, dass ich auf den ersten Pfosten laufe. In dem Fall war es ganz gut, dass ich am zweiten Pfosten stand", erklärte der Torschütze verschmitzt. "Ich hatte das Quäntchen Glück, dass ich ein bisschen mehr Platz hatte als gewohnt und den Ball nochmal rübernehmen konnte. Der erste Kontakt war ganz gut, und ich treffe ihn dann mit dem linken Fuß auch ganz gut."
Auch von Trainer Stefan Leitl, der mit den Startelf-Nominierungen von Schuler und dem links in der Viererkette aufgebotenen Niklas Kolbe "mehr Physis und Speed" aufs Feld bekommen wollte, gab es ein Lob: "Luca hat sich über die Woche angeboten durch seine Trainingsleistungen. Das Tor macht er dann richtig gut in der Umschaltsituation." Es war bereits Schulers drittes Saisontor - nachdem noch im Sommer seine Perspektive im Berliner Angriff eingetrübt schien. Eine hartnäckige Hüftverletzung, deren Ursache ein Beckenschiefstand war, kostete ihn fast ein halbes Jahr. Hertha rüstete vor der Saison im Sturm mit Dawid Kownacki (Bremen) und Sebastian Grönning (Ingolstadt) auf und beschäftigte sich auch noch intensiv, aber erfolglos mit Mergim Berisha (Hoffenheim).
Schuler und Grönning: Job-Sharing auf der Neun
Ein Sommer-Abgang Schulers (Vertrag bis 2027) wurde auch wegen der Hüftblessur nie konkret. Im September gab er sein Comeback und ist inzwischen ein Faktor in der Berliner Offensive. In Abwesenheit des langzeitverletzten Kownacki (Sprunggelenk) teilt sich der Ex-Magdeburger mit Grönning die Arbeit auf der Neun. Beide haben unterschiedliche Stürmer-Profile, ackern aber ohne Unterlass fürs Team. "Ich bin froh, wie Luca und Seba das momentan machen. Sie vertreten Dawid Kownacki hervorragend", sagte Leitl und adressierte einen weiteren Arbeitsauftrag an den 26-jährigen Schuler: "Ich hoffe, dass er die Länderspielpause für sich nutzt und individuell daran arbeitet, nach seiner langen Verletzung den Fitnesslevel zu erreichen, den die anderen haben."