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Super League im Kanton Zürich: Viel Krise, wenig Punkte

kicker

FC Zürich

Die Formkurve des FCZ zeigt nach oben. Mit dem Derbysieg am vergangenen Samstag holten sich die Stadtzürcher aus den letzten drei Spielen sieben Punkte. Plötzlich sind die Top 6 wieder in Reichweite. Ist nun also alles wieder im Lot beim FCZ? Nicht ganz - denn es gibt weiterhin grosse Baustellen im Klub.

Zum einen sorgt die Rudelbildung nach dem Derbysieg gegen GC weiterhin für Schlagzeilen. Nach dem Schlusspfiff hatte Jahnoah Markelo nichts Besseres zu tun, als den Derbysieg provokant vor der GC-Bank zu feiern - sein Jubel löste eine Tumultreihe aus, die nun für den FCZ Konsequenzen hat. Markelo erhielt die direkte Rote Karte und wurde von der Liga für drei Spiele gesperrt.

Auch Livano Comenencia, der nach einem heroischen Sprint über das halbe Feld Markelo zu Hilfe eilen wollte, kassierte die Ampelkarte und wird im kommenden Spiel fehlen. Zudem geriet Mariano Gomez in die Auseinandersetzung und schlug Luke Plange an den Hinterkopf - die Liga hat ein Verfahren gegen ihn eröffnet, eine Sperre scheint nahezu sicher.

Durch diese Disziplinlosigkeiten fehlen dem FCZ im schwierigen Auswärtsspiel gegen den FC St. Gallen womöglich gleich drei wichtige Stammspieler, was den jüngsten Aufwärtstrend des Teams abrupt stoppen könnte. Die Disziplinprobleme spiegeln sich auch in der Fairness-Tabelle wider: Mit bereits fünf Roten Karten belegen die Zürcher derzeit den letzten Platz.

Auch neben dem Platz sind die Unruhen beim FCZ derzeit gross. Ende November kritisierte Präsident Ancillo Canepa seinen Sportchef Milos Malenovic im Interview mit dem Blick offen - unter anderem mit den Worten: "Mitchell van der Gaag haben wir auf Empfehlung von Milos engagiert. Milos weiss selbst, dass er gewisse Aspekte zu wenig fundiert abgeklärt hat - das war nicht gut." Oder: "Der Bonus der Lernkurve ist nun vorbei."

Malenovic dürfte dieses Interview kaum mit Wohlwollen aufgenommen haben. Die Beziehung zwischen Präsident und Sportchef scheint langsam Risse zu bekommen, während das Tischtuch zwischen Malenovic und den Fans schon längst zerschnitten ist. Die Südkurve hat ihren Unmut mit "Milos raus"-Rufen oder mit diversen Spruchbändern bereits mehrfach kundgetan.

Wie es mit Malenovic weitergeht, bleibt offen. Klar ist jedoch: Dieses Thema wird den Verein und seine Anhänger weiter beschäftigen. Die daraus entstehenden Unruhen könnten sich rasch auf die Leistungen der Mannschaft auswirken - und damit auch den momentanen sportlichen Aufschwung des FCZ wieder ins Stocken bringen.

FC Winterthur

Am vergangenen Samstag feierte die Equipe von Patrick Rahmen einen wichtigen Auswärtssieg: Der FC Winterthur bezwang den FC Luzern mit 3:1. Die Erleichterung im ganzen Club war gross, denn es war der erste Auswärtserfolg der Eulachstädter in dieser Saison. Nur drei Tage später folgte jedoch die Ernüchterung: Nach einer enttäuschenden Vorstellung verloren die Winterthurer im Cup-Achtelfinal gegen den Challenge-League-Vertreter Stade-Lausanne-Ouchy mit 0:1, und der Aufschwung scheint bereits wieder dahin zu sein.

Seit etwas mehr als einem Monat ist Patrick Rahmen wieder Trainer beim FCW. Nach einem desolaten Saisonstart unter Uli Forte mit nur zwei Punkten aus neun Spielen übernahm der gebürtige Basler an seiner alten Wirkungsstätte. Die Prämisse war klar: Unter ihm kann es nur besser werden. Bereits im ersten Spiel unter Rahmen, im Heimspiel gegen den FC Luzern, zeigten sich die Winterthurer verbessert und holten einen Punkt. Doch im darauffolgenden Auswärtsspiel gegen den FC Thun lief es wieder schwach: Die Eulachstädter unterlagen hochverdient mit 0:3.

Dieses Muster setzte sich fort: Auf eine starke Leistung folgte häufig eine schwache. Nach sechs Spielen unter Rahmen holten die Winterthurer sieben Punkten - eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu der Ausbeute unter Forte. Dennoch dürfte es schwer werden, den Abstieg zu vermeiden. Rechnet man mit dem Punkteschnitt unter Patrick Rahmen weiter für die restliche Saison, kämen die Winterthurer am Ende auf 36 Punkte - vermutlich zu wenig für den Klassenerhalt.

Das grösste Problem des FCW bleibt die Defensive. Auch unter Rahmen kassiert das Team im Schnitt rund zwei Gegentore pro Spiel. Gleichzeitig verfügt Winterthur nicht über eine Offensive, die im Schnitt drei Tore pro Partie erzielt. Ohne eine Verbesserung im Defensivverhalten droht der Ligaerhalt zur Mission Impossible zu werden.

Einer der wenigen Lichtblicke in dieser Saison ist Andrin Hunziker: Der 22-Jährige, ausgeliehen vom FC Basel, ist bislang der torgefährlichste Spieler des Teams. Die Bebbi verfügen mit Moritz Broschinski und Albian Ajeti über zwei Stürmer, die derzeit nur wenig Torgefahr ausstrahlen. Ein Rückruf Hunzikers im Winter wäre daher eigentlich naheliegend - und würde den Winterthurern schwer zusetzen. Da der Tabellenletzte nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um einen adäquaten Ersatz zu verpflichten, würde ein Abgang des Stürmers das Team erheblich schwächen.

Grasshopper Club Zürich

Das dritte Sorgenkind im Kanton Zürich ist der Rekordmeister. Die Hoppers heben häufig die positive Entwicklung in dieser Saison hervor. Spielerisch zeigt sich die Elf von Trainer Scheiblehner im Vergleich zu den letzten beiden Saisons tatsächlich verbessert. Ein Blick auf die Zahlen offenbart jedoch ein anderes Bild - das des Abstiegskampfes.

GC verfügt sowohl über die zweitschlechteste Defensive als auch Offensive der Liga und steht folgerichtig auf dem zweitletzten Tabellenplatz. Auch die Formkurve spricht aktuell nicht für die Hoppers: In den vergangenen sechs Ligaspielen holten sie lediglich fünf Punkte. Das entscheidende Auswärtsspiel in Winterthur konnten die Hoppers zwar gewinnen, allerdings mit viel Dusel.

Es gibt jedoch auch Lichtblicke in dieser Saison. Mit Jonathan Asp Jensen verfügt der Rekordmeister über einen der wenigen Unterschiedsspieler der Liga. Der Däne kann im Abstiegskampf entscheidend sein, da er aus dem Nichts eine gefährliche Situation kreieren kann - ein Talent, das die Konkurrenz im Tabellenkeller nicht besitzt.

Die Klasse von Asp Jensen birgt jedoch auch ein Risiko: Die Offensive von GC hängt stark von ihm ab. Fehlt dem Dänen die zündende Idee, wirkt die Mannschaft ideenlos. Ein eindrückliches Beispiel lieferte das vergangene Stadtderby: Asp Jensen stand über die volle Spielzeit auf dem Platz, obwohl er nach seiner ausgeheilten Muskelverletzung noch nicht die Fitness für 90 Minuten besass. Trainer Scheiblehner gestand dies offen nach dem Spiel ein: "Das war zu viel für ihn, aber ich hatte wenige Alternativen auf der Bank." Eine Besserung der Situation ist bei den Hoppers aktuell nicht in Sicht. Im Winter sind keine grossen Verstärkungen am Kader vorgesehen, da die Besitzer aus Los Angeles weiterhin nicht bereit sind, nennenswert Geld zu investieren. So dürften die Hoppers wie in den vergangenen Saisons bis zum letzten Spieltag tief im Abstiegskampf stecken.