Bis die Schweinfurter sich in den Armen lagen, herrschte im Sachs-Stadion, besonders in der Schlussphase, großes Zittern. Mit Mann und Maus brachte der aufopferungsvoll kämpfende Drittligist das 2:1 gegen die Zweitvertretung der TSG Hoffenheim über die Zeit. Entsprechend groß war die Erleichterung, als Schiedsrichter Luca Jürgensen die Pfeife in den Mund nahm.
Nach Abpfiff standen einige Beteiligte relativ teilnahmslos herum. Anscheinend wussten sie gar nicht mehr, wie sich so ein Erfolg anfühlt und was danach zu tun ist. Schließlich gewann der Aufsteiger zuletzt am dritten Spieltag beim FC Ingolstadt. An den folgenden zehn Spieltagen schaute man nach Spielende immer in die Röhre: Entweder es setzte eine deutliche Niederlage wie gegen Aachen (1:5) oder ein später Nackenschlag wie gegen Verl (1:2) sorgte für lange Gesichter.
"Total stolzer" Schweinfurt-Trainer
Diesmal trat ein sichtlich gelöster Victor Kleinhenz vor die Kameras. "Ungewohnt, oder? Für euch auch?", fragte ein lachender Schweinfurter Cheftrainer nach der Partie bei MagentaSport. Der "total stolze" Coach freute sich insbesondere für die extrem geduldigen Fans. "Sie waren total leidensfähig und können jetzt endlich mal mit einem coolen Gefühl das Stadion verlassen. Es gibt hier so viele Menschen, die es total gut mit dem Verein meinen und immer von Samstag zu Samstag denken."
Doch warum mussten sich die Fans so lange gedulden? Geht es nach dem Trainer der Schnüdel, hängt das sicherlich nicht mit fehlenden Leadern oder Anführern innerhalb der Mannschaft zusammen. "Ob uns die Typen fehlen? Den Eindruck habe ich gar nicht. Wenn das jetzt auch bei dem Letzten angekommen ist, bin ich sehr stolz", erklärte Kleinhenz mit Nachdruck.
Böhnleins Traumtor
Einer dieser "Typen", die im aktuellen Geschäft oft etwas populistisch gefordert werden, war definitiv Kristian Böhnlein. Der 35-jährige Schütze des Traumtores zur 1:0-Führung (28.) leitete den Sieg ein und warf sich leidenschaftlich in jeden Zweikampf. "Endlich mal ein Dreier, endlich mal belohnt", brachte der Sechser das Geschehen passend auf den Punkt.
Mit seinem linken Fuß öffnete er die Tür zum ersten Drittliga-Heimdreier der Vereinsgeschichte. "Der ist nicht ganz so verkehrt", beschrieb Böhnlein den Fuß, mit dem er das Leder per Volley in die linke Ecke knallte. "Entweder er geht Richtung Anzeigetafel oder ins Tor", analysierte der Führungsspieler nüchtern.
Tor als Geschenk
Nachdem Böhnlein jubelnd abgedreht war, streckte der Schweinfurter vier Finger in die Luft. Ein Gruß an seine Tochter, die am Samstag ihren vierten Geburtstag feierte. "Deswegen habe ich die Vier hochgehalten." Nicht nur deshalb gibt es in Schweinfurt heute Grund zu feiern. Auch wenn die Schweinfurter noch zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer haben, ist dieser Sieg den Beteiligten sicherlich mehr wert, als die Weitergabe der Roten Laterne an den TSV Havelse.