Rein tabellarisch scheint sich die Weisheit vom schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg bei der SpVgg Weiden zu bestätigen: In der Vorsaison sicherten sich die Oberpfälzer als Aufsteiger souverän den Klassenerhalt und spielten lange Zeit im oberen Drittel mit, um am Ende auf einem beachtlichen siebten Tabellenplatz abzuschließen.
Derzeit heißt die Realität dagegen Platz 12 - nervös wird man in Weiden jedoch keineswegs. Auch, weil Trainer Michael Riester den Bogen zur Vorsaison spannt: "Da hatten wir zum gleichen Zeitpunkt nur zwei Punkte mehr, standen in der Tabelle aber auf Rang 8. Jetzt schaut es ein bisschen krimineller aus, obwohl die Gemütslage relativ identisch ist - von daher täuscht der Tabellenstand etwas."
Unterstrichen wird diese Einschätzung beim Blick auf den Gesamtstand: Kornburg weist als 13. nur acht Zähler Rückstand auf den Zweiten aus Eltersdorf auf - im breiten Mittelfeld dazwischen tummelt sich die Riester-Elf ebenso.
Die SpVgg weist zudem eine ganz besondere Statistik auf: Nur zwei Teams haben weniger als die vier Weidener Siege auf dem Konto - gleichzeitig hat keine andere Mannschaft seltener verloren als die Oberpfälzer (dreimal). Mit acht Unentschieden ist Weiden damit der Remis-König der Liga - in Zeiten der Drei-Punkte-Regel sind so aber natürlich keine großen Sprünge möglich.
„Aktuell haben wir noch nicht den nötigen Punch, um die entscheidenden Spiele zu gewinnen.“ (Trainer Michael Riester)
"Wir hatten eine Phase unter anderem gegen Cham und Erlangen, wo wir die Spiele gewinnen müssen. Gleichzeitig habe ich auch zwei Unentschieden im Kopf, bei denen wir die Punkte eher gewonnen haben. Somit gleichen sich die Ergebnisse schon aus", kann der Trainer mit den Resultaten leben und sieht sich im Entwicklungsprozess seiner Truppe bestätigt.
Denn die hatte vor der Saison mit Mauricio Göhlert (pausiert) und Igli Cami (nach Ludwigsfelde, Oberliga Brandenburg) ihr zentrales Mittelfeld verloren. Nachgezogen wurden stattdessen junge Akteure, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Oder wie Michael Riester es ausdrückt: "Aktuell haben wir noch nicht den nötigen Punch, um die entscheidenden Spiele zu gewinnen. Da fehlt uns der Touch Routine."
Ersichtlich wird dies im eigenen Spiel anhand der mangelnden Beständigkeit. "Oft verschlafen wir die erste Halbzeit und holen im zweiten Durchgang noch Spiele auf, die eigentlich schon in den Brunnen gefallen sind", urteilt der Coach und denkt unter anderem ans Heimspiel gegen den Tabellenführer aus Neumarkt: 1:3 hieß es da nach 45 Minuten - doch im Schlussspurt blies die SpVgg zur Aufholjagd und sicherte sich ein wildes 4:4.
Optimistisch in den harten Jahresendspurt
In jener zweiten Hälfte zeigte die junge Mannschaft, wie viel Potenzial in ihr steckt - ähnlich wie zuletzt beim 6:0 beim Aufsteiger aus Coburg. "Ich wusste, dass wir auch solche Partien drauf haben", freut sich Riester über die konstante Leistung im gesamten Spielverlauf.
Mit dem überdeutlichen Dreier im Gepäck starten die Weidener optimistisch in die finalen Wochen vor der Winterpause: "Ich werde es den Jungs im Training nochmal sagen: Es ist verdammt schwer, uns zu schlagen. Selbst die Niederlagen haben wir hergeschenkt. Ansonsten lassen wir wenig zu, das spricht für unsere Taktik und Kompaktheit. Wenn wir das beibehalten, bin ich für die nächsten Spiele sehr positiv."
Dass im November nun noch die Spitzenteams aus Ingolstadt, Bamberg und Neumarkt warten, sorgt für keinen Abbruch des Optimismus. Hinzu kommt: Gewinnt Weiden das kommende Heimspiel gegen Regensburg, steht die Truppe punktemäßig sogar besser da als im Vorjahr. Und der Mythos vom schweren zweiten Jahr nach dem Aufstieg wäre endgültig widerlegt.