Gegen Borussia Dortmund und RB Leipzig, ja sogar gegen Schalke 04 und die TSG Hoffenheim spielte Raheem Sterling schon je zweimal in der Champions League. Gegen den FC Bayern noch nie, und das wird sich so bald auch nicht ändern. Während seine Teamkollegen an diesem Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) beim FC Bayern in die Ligaphase starten, wird sich Sterling mutmaßlich irgendwo in London aufhalten. Wobei: Sind es überhaupt noch seine Teamkollegen?
Formell ist Sterling, der Golden Boy 2014, viermaliger Meister mit Manchester City, Vize-Europameister mit England 2020, immer noch Profi des FC Chelsea. Doch ein Profi-Dasein erlebt der inzwischen 30-Jährige schon seit Wochen nicht mehr. Die Blues haben ihn kaltgestellt, und was das konkret bedeutet, zeigte sich in den vergangenen Tagen eindrücklich.
Am Montagabend postete Sterling bei Instagram ein Foto, das einen leeren, von Flutlichtern beleuchteten Trainingsplatz auf dem Klubgelände zeigt, außenrum ist es dunkel. Versehen ist es mit der Uhrzeit in großen Zahlen - 20.21 Uhr - und dem Wort "Training", gefolgt von einem Handshake-Emoji und dem mit dem frierenden Gesicht.
Drei Tage zuvor hatte Trainer Enzo Maresca über die Aussichten für Sterling und den ebenfalls aussortierten Innenverteidiger Axel Disasi gesprochen. Sie sind noch trüber als die Sicht auf dem Weg zum abendlichen Einzeltraining. "Sie trainieren allein, und die Idee ist, genauso weiterzumachen", verkündete der Italiener auf Nachfrage. "Seit dem Saisonstart habe ich Axel und Raheem nicht gesehen, weil sie zu einer anderen Zeit auf einem anderen Platz trainieren." Und auf die Frage, ob - gerade angesichts einiger Verletzungssorgen - die Chance auf eine Rückkehr bestehe, antwortete er: "Zu uns? Nein."
Im Vorjahr gab Sterling Chelseas Druck noch nach
Was also haben Sterling und Disasi getan, dass sie vom eigenen Trainer "geghostet" und von den Teamkollegen getrennt werden? Ja, dass sie sogar eine andere Umkleide nutzen müssen als Cole Palmer & Co.? Nun, ihr Problem besteht darin, dass sie immer noch da sind. Obwohl sie keine sportliche Perspektive unter Maresca mehr hatten, blieben sie. "Sie sind Chelsea-Spieler, weil sie einen Vertrag mit dem Klub haben", sagte Maresca. Das scheint die letzte verbliebene Verbindung zu sein.
Schon im vorigen Sommer zog Chelsea alle Register, um Spieler zu einem Abschied zu bewegen; darunter auch Sterling, der unter anderem seine Rückennummer verlor. Damals stimmte der Offensivmann, der 2022 für 56 Millionen Euro von ManCity gekommen war, im letzten Moment einer Leihe zum FC Arsenal zu, der ihn nach einer durchwachsenen Saison aber nicht fest verpflichten wollte.
Danach soll Sterling aus familiären Gründen nur einen erneuten Wechsel innerhalb Londons in Erwägung gezogen haben, zu dem es aber nicht kam, während Disasi, zwischen Februar und Juni leihweise bei Aston Villa, offenbar vergeblich auf eine Rückkehr zur AS Monaco hoffte. Anders als der frühere Union-Berlin-Stürmer David Datro Fofana, der am Samstag zu Karagümrük SK nach Istanbul flüchtete und nun seit seiner Verpflichtung mehr Leihklubs in der Vita hat als Spiele für Chelsea, nahmen sie die Isolation bei den Blues in Kauf.
Einem anderen Aussortieren gelang ein bemerkenswertes Comeback
Eine bestens bezahlte Isolation natürlich. Sterling ist mit angeblich 375.000 Euro pro Woche der Topverdiener in einem Kader, dessen Altersschnitt und Gehaltsniveau die neuen Klubbesitzer um Todd Boehly nach den Ausschweifungen der Abramovich-Ära in mehreren Transferfenstern nach unten korrigiert haben. Ein Routinier wie Sterling, der an der Stamford Bridge sportlich ohnehin nie an seine ManCity-Zahlen herankam, passt da einfach nicht mehr rein.
Es scheint inzwischen, als würden sich beide Seiten notfalls bis zum Vertragsende 2027 auf Dienst nach Vorschrift beschränken. Dabei gibt es einen, der gezeigt hat, dass es auch anders geht: Trevoh Chalobah wurde im Sommer 2024 ähnlich in die Ecke gedrängt wie Sterling und ließ sich zu Crystal Palace ausleihen, nur um wegen anhaltender Personalsorgen im Winter vorzeitig zurückzukehren. In München wird der 26-jährige Innenverteidiger in der Startelf erwartet.