Auf dem Weg zur Pressekonferenz hatten Eddie Howe und Nick Woltemade offenbar viel Spaß. "Ich hatte gerade eine halbe Stunde das Vergnügen mit ihm", erzählte Newcastles Coach am Dienstagnachmittag in Leverkusen. Über die Bundesliga und die deutsche Mentalität habe er seinen Stürmer ausgefragt, so Howe - aber in erster Linie viel mit ihm gelacht. "Er hat britischen Humor", adelte der Engländer den gebürtigen Bremer. "Das war eine der ersten Dinge, die mir an ihm aufgefallen sind. Er kam zu uns und hat sich direkt wohlgefühlt mit seinem einzigartigen Humor. Er bringt die Leute hier zum Lachen."
Woltemade nannte das später "das schönste Kompliment, das du kriegen kannst". Er wolle ein "Entertainer auf dem Platz" sein, erklärte der Neuzugang aus Stuttgart vor dem Champions-League-Spiel bei Bayer 04 Leverkusen am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker). "Am meisten freut es mich, wenn Leute sich freuen, mich spielen zu sehen." Das hat Woltemade nach seinen Fabel-Monaten beim VfB nun auch in Newcastle geschafft. Sechs Pflichtspieltore stehen für seinen neuen Verein bislang zu Buche - und wenn es nach Trainer Howe geht, hätten es mehr sein können. Was aber gar nicht an ihm selbst liegt.
"Wir müssen mehr für ihn kreieren", forderte er von seiner Mannschaft. "Mit den Chancen, die er hatte, ist er sehr gut umgegangen. Jetzt müssen wir als Team besser sein." Woltemade habe nämlich "noch viel mehr zu bieten" als das, was er bislang gezeigt habe. "Er ist gut mit dem Ball am Fuß, hat schnelle Füße für einen so schnellen Spieler."
Allerdings sei eben noch einiges im Zusammenspiel von Woltemade und dem Rest des Teams noch unausgereift. "Wir müssen uns als Team teilweise noch daran gewöhnen, wie er gerne den Ball bekommt und welche Läufe er gerne macht", erörterte Howe. Deswegen bezeichnete er es auch als "die einzige Enttäuschung mit ihm", dass aufgrund Woltemades späten Wechsels und der vielen Spiele des Teams die echte Trainingseinheit in den mittlerweile über drei Monaten mit dem deutschen Angreifer gelitten habe.
"Meine einzige Enttäuschung mit ihm ist, dass ich noch nicht so viel mit ihm trainieren konnte, wie ich wollte", führte er aus. Denn in einigen Bereichen, so Howe, müsse man noch mit ihm arbeiten. "Das wäre der schnellste Weg, die Entwicklung in sein Spiel zu bringen, die wir wollen. Bis dahin machen wir mit ihm viel Analyse und besprechen Dinge, die wir in seinem Hinterkopf platzieren können."
Woltemade selbst sah seinen Fortschritt eher in anderen Bereichen verortet. "Am meisten habe ich mich physisch verbessert", erklärte er. "Ich kann mehr sprinten, in mehr Zweikämpfe gehen, was in der Premier League sehr wichtig ist." Howe und die Mannschaft haben ihm zudem das Gefühl gegeben, "dass ich immer ein Tor schießen kann, dass der Ball kommt, auch wenn ich ihn ein paar Minuten lang nicht berühre".
Ausbaufähige Bilanz gegen Leverkusen
Einen Zustand, den Woltemade übrigens auch mit dem anstehenden Gegner in Verbindung bringt. "Ich weiß nicht, wie oft ich damals den Ball berührt habe", sagte der Nationalspieler über sein erstes Spiel mit Werder Bremen in der BayArena - das 5:0 aus Leverkusener Sicht im April 2024, mit dem Bayer 04 damals die erste Meisterschaft der Vereinshistorie festzurrte.
27 Ballkontakte wiesen die Statistiken in 68 Minuten Einsatzzeit aus. "Sie haben so einen guten Fußball gespielt", erinnert sich Woltemade. "Auch letztes Jahr mit Stuttgart waren die Spiele schön anzusehen." Beim spektakulären 3:4 im vergangenen März hatte Woltemade sein bislang einziges Tor gegen die Rheinländer erzielt.
Das nächste peilt er am Mittwochabend an. "Ich freue mich sehr darauf," gab Woltemade zu Protokoll. "Es fühlt sich immer besonders an, im Heimatland zu spielen." Und natürlich "will ich auch morgen treffen". Wobei es damit alleine wohl nicht getan wäre. Denn Woltemades Gesamt-Bilanz gegen Leverkusen liest sich äußerst ausbaufähig: Vier Spiele, vier Niederlagen.