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Warum Nagelsmanns WM-Wunschformel "CEHIL" lautet

kicker

Aus Washington berichtet Oliver Hartmann

Seit Monaten hat man beim DFB auf diesen Tag der WM-Auslosung hingeplant, am Freitag und Samstag herrscht endlich Klarheit. Dann weiß Julian Nagelsmann, auf welche Gruppengegner er seine Mannschaft in den nächsten Monaten vorbereiten muss, wo und wann die Nationalmannschaft auf ihre drei Kontrahenten in der Vorrunde trifft.

An diesem Donnerstag wird die Abordnung des DFB in Washington erwartet. Sie wird angeführt von Präsident Bernd Neuendorf, Sport-Geschäftsführer Andreas Rettig und Sportdirektor Rudi Völler und eben dem Bundestrainer, der "mit einem Kribbeln im Körper" der Show am Freitag (18 Uhr MEZ, LIVE! bei kicker) im Kennedy Center entgegenblickt.

Öffentlich hat sich Nagelsmann aus gutem Grund tunlichst zurückgehalten, eine Wunschgruppe zu formulieren, sondern vielmehr betont, dass es jedes der bis dato qualifizierten 42 Teams und die über die Play offs noch zu ermittelnden sechs Mannschaften verdient hätten, bei dieser Mammut-WM in Mexiko, Kanada und den USA dabei zu sein. Hinter vorgehaltener Hand freilich gibt es genau diese Wunsch-Szenarien, die man beim DFB aus unterschiedlichen Gründen sehr gerne am Freitag von den vier Sportlegenden Tom Brady, Wayne Gretzky, Shaquille O’Neal und Aaron Judge zugelost bekommen möchte.

Sie richten sich dabei gar nicht so sehr auf die Gegner, wenngleich natürlich eine mögliche Hammer-Gruppe beispielsweise gegen Kolumbien, die Elfenbeinküste und Play-off-Kandidat Italien vermieden werden soll.

Doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Nationalmannschaft am Ende der Auslosungs-Zeremonie eine machbare, wenn nicht gar dankbare Gegner-Konstellation vorfindet, ist weitaus größer. Den Grundstein dafür haben Nagelsmann und sein Team vor zweieinhalb Wochen selbst in Leipzig mit dem überzeugenden 6:0 im letzten WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei gelegt, wodurch sie in der Weltrangliste auf Platz neun kletterten und damit gerade noch als einer der zwölf Gruppenköpfe gesetzt sind.

Ein Vorrunden-Hattrick wäre fatal

Dass damit gleich in der Vorrunde brisante Duelle gegen Top-Nationen wie Spanien, Frankreich, England, Argentinien oder Brasilien ausgeschlossen sind, ist zweifellos ein großer Vorteil. Und auch wenn Neuendorf vor dieser Auslosung nachvollziehbar "ein Stück weit Demut" einfordert und diplomatisch nicht von einfachen oder schweren Gruppen reden wollte, gilt doch: Jede Konstellation sollte für Nagelsmann und sein Team trotz der arg holprigen letzten sechs Länderspiel-Monate eine machbare Aufgabe sein vor dem Hintergrund, dass sich selbst noch die acht besten Gruppendritten für die K.-o.-Runde der letzten 32 Mannschaften qualifizieren.

Selbst in einer vermeintlichen Hammergruppe muss das der Anspruch des viermaligen Weltmeisters sein, der zuletzt in Russland und Katar zweimal sang- und klanglos in der Vorrunde ausgeschieden war. Ein diesbezüglicher Ausscheidungs-Hattrick wäre fatal.

Wunschquartier im Südosten der USA

Die große und bedeutende Unbekannte sind vor der Auslosung die künftigen Spielorte. Nicht nur für den DFB, für alle Teilnehmer ist diese WM in drei Ländern auf Grund der riesigen Entfernungen, der unterschiedlichen Zeitzonen und der klimatischen Verhältnisse eine riesige und kostspielige Herausforderung.

In monatelanger Kleinarbeit und auf vielen Reisen hat ein Stab um Teammanager Markus Löw versucht, bestmögliche Quartier-Antworten auf alle Was-wäre-wenn-Szenarien zu entwickeln. Und sie haben dabei ein Base-Camp gefunden, das auch Nagelsmann besucht und offenbar goutiert hat - und bei dem der DFB ein Erstzugriffsrecht hat.

Wo dieses Quartier genau liegt, darum macht man beim DFB wie immer vor Turnieren ein großes Geheimnis, um den Wissens-Vorsprung nicht zu verspielen. Es soll im Südosten der USA liegen - an einem Ort, von dem die Spielorte Kansas City, Atlanta, Miami, Philadelphia, New Jersey, Toronto, Houston und Dallas in guten oder zumindest zumutbaren Entfernungen liegen. Von den neun Gruppen, die nicht schon durch die drei Gastgeber besetzt sind, würden fünf mit Sicherheit die Voraussetzung bieten, am Wunschquartier festzuhalten. Nagelsmanns Wunschformel lautet daher: C, E, H, I oder L!

Gruppe G würde alle Pläne zunichte machen

In drei weiteren Gruppen wären die Voraussetzungen ebenfalls noch unter Umständen gegeben, allerdings müsste da die FIFA bei der Auswahl der dortigen Spielorte noch mitspielen. Denn in jenen drei Gruppen (F, K, J) drohen auch Reisen nach Mexiko, die Nagelsmann wegen der Entfernungen, vor allem aber auch wegen der klimatischen Bedingungen gerne vermeiden möchte. Eine Einteilung in Gruppe G mit den Spielorten Vancouver, Seattle und Los Angeles würde von vornherein alle DFB-Pläne über den Haufen werfen.

Die genauen Spielorte und Anstoßzeiten sollen nach den Verhandlungen mit den TV-Rechteinhabern am Samstag (18 Uhr MEZ) in einer weiteren Show veröffentlicht werden. Davon abhängig ist auch, ob Nagelsmann und Völler noch in den USA logistische Vorarbeit betreiben oder direkt wieder in die Heimat fliegen.