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Neue Konkurrenz für die Bundesliga? Dänemark-Experte über Aalborg, HÖJ, Skjern und GOG

kicker

handball-world: Rasmus, in der dänischen Liga hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wie blickst du auf diese Entwicklung?

Rasmus Boysen: Die Liga hat sich stark verbessert - aber das gilt auch für die Bundesliga. Der Unterschied ist, dass heute mehr Vereine in Dänemark finanziell in der Lage sind, großartige skandinavische Spieler zurückzuholen. Und zwar früher als noch vor einigen Jahren.

Die Entwicklung von Aalborg, von einem guten europäischen Team hin zu einem absoluten Top-Team, hat viele andere Klubs angespornt, besser zu werden. Das erinnert an die Zeit von AG Kopenhagen: Wenn einer vormacht, dass man in Europa erfolgreich sein kann, zieht das andere mit.

Ich glaube, diese Entwicklung wird weitergehen. Die Zuschauerzahlen sind stark, die Reichweiten ebenfalls - und dadurch entstehen neue Partnerschaften. Das System wächst.

"Du kannst hier auch nicht mit 80 Prozent Einsatz antreten"

Trotz Aalborgs unbestrittenen Erfolgen sorgte der Wechsel von Juri Knorr für Diskussionen. Einige sahen darin einen Schritt in eine "ruhigere" Liga. Ist das eine unfaire Einschätzung?

Du kannst auch hier nicht mit 80 Prozent Einsatz antreten und erwarten, dass du Erfolg hast. Entspannt ist hier gar nichts.

Natürlich ist das Wettkampfsystem mit den Playoffs etwas anders, aber Juri wird auch in Dänemark sehr viele Spiele auf sehr hohem Niveau bestreiten. Vielleicht sitzt er etwas weniger im Bus - aber das war’s dann auch.

"Top-Talente werden weiterhin ins Ausland gehen"

Thomas Arnoldsen hat trotz Interesse aus Deutschland langfristig in Aalborg verlängert. Bleiben Spitzentalente künftig häufiger in Dänemark?

Die besten Spieler werden immer rausgehen - sie wollen neue Ligen und Kulturen kennenlernen. Die Bundesliga bleibt da für mich die beste Liga der Welt und somit die wichtigste Anlaufstelle.

Ich glaube eher, dass diese Spieler künftig früher zurückkommen werden. Und natürlich gibt es Ausnahmen, wie sie es schon immer gab: Bo Spellerberg, Kasper Söndergaard, Jesper Jensen - das werden wir auch in Zukunft sehen.

Im Fall von Arnoldsen spielt auch seine persönliche Situation eine Rolle. Er fühlt sich in Aalborg sehr sicher und wohl, hat aber selbst gesagt, dass er irgendwann noch einmal etwas Neues erleben möchte.

"GOG ist ein perfekter Entwicklungsort"

GOG konnte in Oli Mittun ein Weltklasse-Talent für sich gewinnen. Jetzt vermelden sie mit Zehnder, Persson und Kevin Möller erneut starke Zugänge. Wie siehst du den Klub aktuell?

GOG hat sich seit den finanziellen Problemen 2010 fantastisch entwickelt. Sie hatten mit Gidsel, Pytlick & Co. eine außergewöhnliche Phase - das kann man nicht jedes Jahr wiederholen. Aber ihre Arbeit bleibt beeindruckend.

Mit der neuen Arena haben sie jetzt zusätzlichen Spielraum. GOG ist ein großartiger Verein, um sich als Spieler zu entwickeln oder - wie Zehnder - wieder auf hohem Niveau Fuß zu fassen.

Aber GOG ist ja nicht allein: Viele dänische Vereine haben bewiesen, dass sie Spieler entwickeln und sie für den nächsten Schritt zu europäischen Topklubs vorbereiten können.

"HÖJ hat enormes Potenzial"

Mit den Transfers von Damgaard, Lindberg, Klimpke und Wanne ist HÖJ Elite erstmals auf der Handball-Landkarte vieler Fans aufgetaucht. Ist HÖJ das neue Kolstad?

Diese Vergleiche gab es schon bei Aalborg - da war man "das neue AG Kobenhavn". Solche Etiketten helfen nicht, das finde ich Quatsch.

HÖJ hat viele Jahre in der zweiten Liga gespielt, hat aber nun offenbar finanzstarke Unterstützer - so wie es sie in Deutschland ebenfalls in vielen Vereinen gibt. Das Projekt ist auch deshalb für den dänischen Handball wichtig, weil es aus dem Osten des Landes kommt, aus der Region um Kopenhagen. Dort war Handball zuletzt schwächer vertreten, und genau dort entsteht jetzt wieder Dynamik.

Die Transfers sind stark, besonders Till Klimpke ist für mich einer der besten Wechsel des Jahres. Aber es braucht Zeit. Gut ist, dass sie sich die nehmen - und sich zusätzlich erfahrene Spieler wie Hans Lindberg holen, der genau weiß, wie man Strukturen nachhaltig aufbaut.

"Müssen regelmäßig Leistungsträger abgeben"

Auch dein Verein Skjern Handbold hat sich prominent verstärkt. Lindenchrone, Midtgaard, Mensah - hättest du das vor einigen Jahren für möglich gehalten?

Es hängt viel mit Timing zusammen. Wir waren uns mit Lindenchrone einig, bevor er in der Bundesliga durchgestartet ist. Midtgaard war ebenfalls früh fix. Das zeigt: Wir schenken Spielern Vertrauen - und sie geben es zurück.

Natürlich müssen wir regelmäßig Leistungsträger abgeben, wie Noah Gaudin zu PSG oder bald Emil Bergholt nach Flensburg. Aber das gehört dazu und es macht uns vor allen Dingen stolz. Diese Transfers eröffnen uns wiederum Möglichkeiten, um erfahrene Spieler wie Mads Mensah zu holen.

Und wenn Mathias Gidsel eines Tages zurück nach Dänemark kommt - wohin geht er dann? Zu GOG oder wieder zu euch nach Skjern?

(lacht) Ich bin sicher nicht der Richtige, den man dafür fragen sollte. Aber ich glaube, für Mathias Gidsel hätten wir in Skjern immer einen Platz frei. Aber das muss er selbst entscheiden.

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