Nachdem sich die Quarterback-Situation der Indianapolis Colts in einer beispiellosen Notlage befindet - Daniel Jones hat sich einen Achillessehnenriss zugezogen -, ist in den vergangenen Stunden auf einmal der Name Philip Rivers gespielt worden. Ein Workout hat inzwischen sogar schon in Indy stattgefunden und die Colts haben den Veteran in ihr Practice Squad aufgenommen. Rivers, dessen Karriere bereits vor über 20 Jahren mit einem der ungewöhnlichsten Draft-Dramen der NFL-Geschichte begonnen hat, steht plötzlich wieder im Zentrum der Football-Welt.
Die Colts kämpfen im Dezember um einen Playoff-Platz, und ausgerechnet ihr ehemaliger Quarterback könnte die Rettung werden.
Der kuriose Start seiner Karriere
Rivers wurde 2004 an Position vier von den New York Giants ausgewählt, doch er sollte nie für sie spielen. Denn der Draft war geprägt von einem der berühmtesten Momente der NFL-Historie.
Eli Manning, der als Top-Prospect galt, wollte nicht für die Chargers spielen, die den ersten Pick hielten. Trotz der Drohung wählten die damaligen San Diego Chargers Manning - nur um ihn weniger als eine Stunde später zu den Giants zu traden. Im Gegenzug wechselte Rivers, der eigentliche Nummer-4-Pick, zu den Chargers.
Dieser Tausch prägte gleich zwei Karrieren: Die Giants gewannen mit Manning zwei Super Bowls, während die Chargers mit Rivers einen Quarterback erhielten, der achtmal in den Pro Bowl gewählt wurde und 16 Jahre lang das Gesicht der Franchise war. Kurioser kann eine NFL-Laufbahn kaum beginnen.
Die lange Chargers-Ära
Rivers’ Zeit bei den Chargers machte ihn zu einem der produktivsten Passer aller Zeiten. Mit 63.440 Passing Yards rangiert er heute auf Platz sieben der All-Time-Liste - nur Tom Brady, Drew Brees, Peyton Manning, Brett Favre, Aaron Rodgers und Ben Roethlisberger liegen vor ihm.
2020 wechselte er für eine letzte Saison zu den Colts, führte das Team in die Playoffs und verabschiedete sich danach in den Ruhestand.
Fünf Jahre später, 2025, wurde er erstmals für die Pro Football Hall of Fame wahlberechtigt und wurde gemeinsam mit Größen wie Drew Brees, Larry Fitzgerald, Frank Gore und Jason Witten als Semifinalist nominiert. Und als perfekte dramaturgische Klammer steht auch Eli Manning in diesem Jahr als Kandidat zur Auswahl.
Warum die Colts Rivers jetzt zurück wollen
Die Colts stecken in einer Quarterback-Katastrophe: Daniel Jones erlitt eine Achillessehnenverletzung, die sein Saisonende bedeutet, Anthony Richardson steht auf IR und Rookie Riley Leonard wirkte im letzten Spiel überfordert, bevor auch er sich am Knie verletzte und nun als fraglich gilt. Aus dieser Not heraus rief Indianapolis den Mann an, der ihre Offense bereits kennt: Philip Rivers.
Rivers absolvierte am Montag ein Workout - und laut ESPN soll er den Ball "gut" geworfen haben. Eine endgültige Entscheidung folgte später: Die Colts haben den 44-jährigen Quarterback für ihr Practice Squad unter Vertrag genommen.
Wichtig dabei: Seine Hall-of-Fame-Uhr würde dadurch nicht neu starten; erst ein Platz im aktiven Kader würde die fünfjährige Wartezeit zurücksetzen.
Die Zeit spielt gegen die Colts: Mit einer Bilanz von 8-5 stehen sie wegen eines Tie-Breakers hinter den Houston Texans und damit knapp außerhalb des Playoff-Felds. Die letzten vier Gegner - Seahawks, 49ers, Jaguars und erneut die Texans - lassen kaum Raum für Fehler und sind allesamt Playoff-Teams. Ein erfahrener Quarterback könnte genau das fehlende Puzzleteil sein.
Rivers' Verbindungen zur aktuellen Colts-Offense
Eine Rückkehr wäre einfacher, als man denkt. Rivers kennt nicht nur das Colts-System, er arbeitete bereits eng mit Head Coach Shane Steichen zusammen, der damals bei den Chargers als Offensive Coordinator arbeitete.
Zudem hat Rivers im Ruhestand junge Quarterbacks trainiert - darunter Bo Nix, Drake Maye und ironischerweise auch Riley Leonard, den aktuellen Colts-Starter. Dass er nun möglicherweise denselben Spieler ersetzen oder ihm als Practice-Squad-Spieler helfen könnte, den er selbst mit ausgebildet hat, sorgt für eine zusätzliche kuriose Note.
Der vielleicht verrückteste Teil: Rivers ist Opa
Rivers ist nicht der erste Großvater in der NFL - Brett Favre trug diesen Titel 2010 -, doch die Vorstellung bleibt außergewöhnlich. Rivers’ älteste Tochter wurde 2002 geboren, ist damit älter als mehrere Colts-Spieler und hat inzwischen selbst ein Kind.
Während Rivers also aktiv an seinem Comeback arbeitet, jongliert er privat eine Familie mit zehn Kindern und einem Enkelkind. Dass ein Großvater die Colts zurück in die Playoffs führen könnte, wirkt fast wie ein Hollywood-Drehbuch.
Ein möglicher NFL-Einsatz mit 44 Jahren nach mehreren Jahren Football-Rente wäre nichts weniger als spektakulär. Doch Rivers ist nicht irgendein ehemaliger Quarterback. Er ist ein potenzieller zukünftiger Hall-of-Famer, der bereits bewiesen hat, dass er ein Team führen kann.
Die Colts stehen mit dem Rücken zur Wand, die Playoffs sind in Reichweite, aber die Quarterbacks fehlen. Ob Rivers diese Herausforderung endgültig annimmt oder "nur" mit am Training teilnimmt, bleibt offen. Doch eines steht fest: Kaum eine Rückkehr hätte mehr Charme, mehr Geschichte und mehr Drama als ein Philip-Rivers-Comeback im Dezember 2025.
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