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Aufatmen, aber weit weg von Befreiung

kicker

Es gibt sie noch, die deutsche Nationalmannschaft, die entschlossen auftritt, die Emotionalität auf den Platz bringt, die eine gegnerische Abwehr aushebeln und die Fans mitreißen kann. Drei Halbzeiten war davon in der bisherigen WM-Qualifikation nichts zu sehen, ehe sich die Mannschaft gegen Nordirland in der letzten halben Stunde endlich von jenen Fesseln befreite, die sie beim 0:2 in der Slowakei und zunächst auch in Köln gegen die Nordiren lahmgelegt hatte. Erst als auch diese Partie immer bedrohlicher zum Debakel zu werden drohte, wehrte sich die Mannschaft auch dank der Einwechslungen gegen ihr Schicksal. Der erlösende Treffer von Joker Nadiem Amiri und der traumhafte Freistoß von Florian Wirtz bescherten der deutschen Mannschaft und ihrem Bundestrainer Julian Nagelsmann binnen drei Minuten den bitter nötigen 3:1-Erfolg gegen Nordirland.

Dieser Sieg nach zuvor drei Niederlagen in Folge sorgt erst einmal für kollektives Aufatmen bei allen Beteiligten, da die direkte WM-Qualifikation als Gruppensieger weiter aus eigener Kraft geschafft werden kann. Von einer Befreiung aber kann keine Rede sein, dazu war der Auftritt in Köln gegen den spielerisch arg limitierten Weltranglisten-71. über weite Strecken viel zu fehlerhaft und pomadig.

Als Konsequenz auf den kläglichen und leblosen Auftritt in Bratislava hatte Nagelsmann versucht, mit einer neuen Grundordnung und fünf personellen Wechseln mehr Stabilität in den eigenen Reihen herbeizuführen, die in der Slowakei schmerzlich vermisste Emotionalität auf den Platz zu bringen. Zunächst mit Erfolg, dank des Nachsetzens von Nick Woltemade gegen Eoin Toal und der Vollstrecker-Qualitäten von Serge Gnabry gelang die ersehnte frühe Führung.

Pomadige Querpass-Schieberei

Warum es die Mannschaft aber dann versäumte, energisch nachzusetzen und den Weltranglisten-71. unter Druck zu setzen, ist unerklärlich. Nagelsmanns offensichtlicher Plan, die hoch stehenden Nordiren mit Zuspielen in die Tiefe auszuhebeln, wurde lange Zeit kaum noch umgesetzt. Stattdessen baute man den Gegner mit einer pomadigen Querpass-Schieberei regelrecht auf und holte ihn mit haarsträubenden Fehlern endgültig  zurück. Antonio Rüdigers überhebliches Dribbling gegen Isaac Price und ein fataler Fehlpass von Pascal Groß waren die Vorboten des Eckballs, der dank verweigerter Abwehrarbeit von Gnabry zum Ausgleich führte.

Die vielen Pfiffe, die Nagelsmann und sein Team in die Pause begleiteten, waren allzu verständlich und vollauf berechtigt, wie ebenso angebracht der kollektive Jubel nach dem Schlusspfiff war. Dieser Sieg sorgt erst einmal dafür, dass Nagelsmann in den nächsten Wochen bis zu den Oktober-Länderspielen gegen Luxemburg und in Nordirland nicht von der quälenden Frage begleitet wird, ob man ernsthaft um die WM-Qualifikation bangen muss. Wenn die Mannschaft fortan dort anknüpft, wo sie in Köln endete, wird sie diese Gruppe als Erste beenden. Vom WM-Titel freilich ist sie auch dann meilenweit entfernt.