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Knauff als Frankfurts letzter Mohikaner - "Hammer-Moment" gegen Barcelona

kicker

Aus Barcelona berichtet Julian Franzke

Die Sonne scheint Ansgar Knauff ins Gesicht, als er auf der Terrasse des Mannschaftshotels in Dubai erscheint und zum Interview mit dem kicker Platz nimmt. Es ist Januar 2023, neun Monate nach Barcelona, die Eintracht bereitet sich in den Emiraten auf die Rückrunde vor. Doch die Bilder von den magischen Nächten gegen die Katalanen sind vor dem inneren Auge noch immer präsent. Und auch Teil des Gesprächs.

Am 7. April 2022 war die zweite Hälfte im Hinspiel des Viertelfinales gegen Barcelona gerade erst zwei Minuten alt, als Filip Kostic vor der Nordwestkurve zum Eckball antrat und den Ball in den Sechzehner schlug. Knauff lauerte unbewacht im Rückraum. Vor den Augen des damaligen Bundestrainers und heutigen Barca-Coaches Hansi Flick nahm Knauff eine verunglückte Kopfballabwehr auf und feuerte den Ball mit dem zweiten Kontakt aus knapp 20 Metern in den Winkel. Das Stadion bebte.

"Ein wahrgewordener Traum"

"Das war ein Hammer-Moment, den ich niemals vergessen werde. Dieses Tor ist ein wahrgewordener Traum. Allein schon in einem internationalen Wettbewerb gegen Barcelona in der Startelf zu stehen und gegen diese Spieler zu spielen, die man nur aus dem Fernsehen kannte...", sagte Knauff in besagtem kicker-Interview. Eine Woche nach dem 1:1 im Hinspiel fluteten geschätzt 30.000 Eintracht-Fans das Camp Nou und feierten durch den sensationellen 3:2-Sieg gegen das große Barca den Einzug ins Halbfinale.

Von der damaligen Mannschaft ist Knauff so etwas wie der letzte Mohikaner. Der im Rückspiel für Knauff eingewechselte Timothy Chandler ist verletzt, Torhüter Jens Grahl sitzt damals wie heute auf der Bank. Alle anderen Helden vom Camp Nou haben die SGE mittlerweile verlassen.

Knauff erinnert sich noch genau an die Gefühlslage rund um das Rückspiel: "Wenn du im Camp Nou im Spielertunnel stehst und weißt, dass da draußen eine Riesenatmosphäre auf dich wartet, bist du natürlich nervös. Trotzdem überwog bei mir die Vorfreude, denn genau auf diese Bühne wollte ich doch immer. Dort spielen zu dürfen, ist ein Privileg und einfach schön. Das muss man genießen."

Von Genuss sprach am Montagabend auch Mario Götze. Nach den jüngsten Vorstellungen steht allerdings vielmehr zu befürchten, dass die Hessen diesmal ein Debakel erleben. In der Europa-League-Saison 2021/22 zeichnete die Mannschaft wie schon 2018/19, als der Einzug ins Halbfinale gelang, eine ganz besondere Mentalität aus. "Wir haben mit dem ganzen Team immer gesagt: Wir können das schaffen! Wir hatten immer das Gefühl, dass wir - egal gegen wen - eine Chance haben. Das gab uns Sicherheit, von Spiel zu Spiel wuchs das Selbstbewusstsein", erinnert sich Knauff.

Auch diesmal muss die Mannschaft im Camp Nou über sich hinauswachsen, um vielleicht eine kleine Chance zu haben. Doch die Eintracht ist aktuell schwächer als damals, Barca stärker. Alles andere als eine Niederlage wäre ein Fußballwunder.